Salis-Verlag, 307 S., 22,95 EUR
Nach dem zwar völlig berechtigten, aber sowohl Autor wie Verlag in seiner Heftigkeit dann doch etwas überraschenden Erfolg des ersten Romans ("Wolkenbruchs wunderliche Reise...", s. WZ 08/12) dürfte es auch für einen so großartigen Schreiber wie Thomas Meyer ein ernsthaftes Problem gewesen sein, ein angemessenes Thema für das nächste Buch zu finden. Der Kontrast könnte - jedenfalls auf den ersten Blick - kaum größer sein: nach dem Besuch hin der Parallelwelt Züricher Juden der Jetztzeit nimmt uns Meyer nun mit ins Postdam des Jahres 1716 zum Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. Jener freut sich auf, über und an seine(n) "Langen Kerls", zu denen im Lauf der Geschichte ein beinahe 7 rheinische Fuß großer Bauernsohn aus der Gegend um Wittenberg stoßen wird. Der erlebt allerlei seltsame Dinge im Komiß, verliebt sich in eine gleichfalls großgewachsene Bäckerstochter und zeugt mit ihr (befehlsgemäß!) Nachwuchs. Meyers Zweitling liest sich rasch weg, überzeugt durch das tiefe Eindringen in die sprachlichen Besonderheiten der Epoche (was wie schon bei Mottis jiddischen Idiom gelegentlich etwas übertrieben wird) und die detailreiche Schilderung noch der kleinsten Besonderheit, gerade in Mode-Dingen. Dass dabei der eigentlich plot seltsam blutleer bleibt, verzeihen wir großherzig.Weitere Infos: www.thomasmeyer.ch