Das Trio YORKSTON/THORNE/KHAN besteht immer noch aus einem schottischen Songwriter, einem indischen Sarangi-Geigen-Spieler und einem englischen Kontrabassisten (vgl. WZ 02/16). Ihre 2. CD heißt "Neuk Wight Delhi All-Stars"(Domino/Goodtogo) und wärmt die schon auf "Everything Sacred" gekochte Suppe aus "indischer Exotik, schottischer Gemütlichkeit, akustischem GitarrenBlues und freiem Experiment" (vgl. auch WZ 02/16) wieder auf. Schmeckt gar nicht übel. 3 Indische Klänge liebe ich ja sowieso, gern in jener puristischen Form, die man von BALUJI SHRIVASTAV kennt. Z.T. gemeinsam mit seinem INNER VISION ORCHESTRA legt der vielgeehrte Mann nun eine "Best Of"-CD vor, auf der ganz traditionelle, aber auch zeitgenössische indische (Folklore)Melodien erklingen. 3 Weiter spannt SRDJAN BERONJA den Bogen mit seinen "Sounds Of The East". Auf einer musikalischen Reise über den Balkan, die Schwarzmeerregion und den Nahen Osten bis nach Indien konservierte der Perkussionst und Tabla-Virtuose in authentischer Umgebung die lokale(n) Musik(traditionen). Die Feldaufnahmen reichen vom morgendlichen Vogelgesang in Südindien über Geräusche von Wasserrädern und Feuerwerk bis zur Kanun-Improvisation über ein arabisches Schlaflied. 4 Im für ARC-Verhältnisse ungewohnten Digipak kommt "Fertile Paradoxes"(alle ARC) von den tunesischen Brüdern AMINE & HAMZA, die auch auf Oud und Kanun brillieren. Mit ihrer BAND BEYOND BORDERS fusionieren sie Jazz, Flamenco und arabisch-persisch-indische Traditionen. Besonders spannend sind die beiden Stücke, bei denen Kaushiki Chakraborty singt. 4 "Kidal" heißt das neue Album der Tuareg-Band TAMIKREST aus eben Kidal im Nordosten Malis. Hierzulande haben zwar eher Tinariwen den hypnotischen WüstenRock bekannt gemacht, aber diese Jungs hier finde ich schon seit langem noch spannender. Ihre politische Aussage scheint übrigens auch recht eindeutig. 4 KING AYISOBA lebt weiter südlich in Ghana und spielt auf "1000 Can Die"(beide Glitterbeat) den rauen, flirrenden und immer herrlich unorganisiert wirkenden Djembe-Highlife der Region. Im Titelsong macht M3nsa gemeinsam mit Lee "Scratch" Perry daraus zappeligen dann HipLife mit Reggea-Feeling!4 Mit Afrobeat (und etwas "Mission Impossible") beginnt auch "Pluto kein Planet"(Trikont). Die EXPRESS BRASS BAND zeigt Mitleid mit dem zum Zwergplaneten Degradierten, musikalisch ist diese Tour vom Maghreb durch den Orient nach Asien aber manchmal etwas über-heterogen. 3 Die furiosen JAUNE TOUJOURS feiern mit "20sth"(Choux de Bruxelles) Geburtstag (ratet mal welchen!). Im buchstarken Pappband gibt’s eine Werkschau aller Singles voller BalkanSkaFlair. Besonders spannend sind die z.T. flämisch gesungenen rauen Frühwerke, die sich neben einigen Livestücken auf CD2 finden. "Hop On" zu "Brussel Hier"! Oder ihr greift gleich zur 6CDs starken Box mit dem JT-Gesamtwerk. 5 Eher im Jazz muß man die letzte Weltmusikplatte dieses Monats verorten. VIVIANE DE FARIAS spielt mit PAULO MORELLO & KIM BARTH feat. RAUL DE SOUZA auf "Vivi"(In+Out) Samba-Bossa-Barmusik ganz im Sinne der großen Vorbilder Jobim-Getz-Gilberto. 3 Im halbentspannten Groove verweilen können wir bei LORD ECHOs "Harmonies"(Soundway), einem Bastard aus neuseeländischen offbeats und modernsten dark-dance-vibes. 4 Genau die vermisse ich auf BOOKA SHADEs "Galvany Street"(Blaufield), wo trotz Gastgesang von Craig Walker (Archive) oder Gus-Gus-Urdur eher Langeweile regiert. 2 Das belgische Duo JOY WELLBOY bleibt auf "Les pieds dans la merde, la tête dans les étoiles"(AdP) musikalisch eher bei seinen Füßen und nicht beim sternennahen Kopf, denn neben dem gelungen reduzierten "Voyage Voyage"-Cover verblasst der Rest zu belanglosem La-La-La-Säuseln.2 Der Keyboarder RICHARD BARBIERI war zu Japan-Zeiten sicher OK, lernte bei Porcupine Tree viel über Schwulst und lädt davon auf "Planets+Persona"(Kscope) einfach zuviel ab. 2 BBF-Trommler DANIEL BRANDT überzeugt da auf "Eternal Something"(Erased Tapes) viel mehr. Schön verschachtelte Minimalloops, die zu klappernden Ryhthmen herrlich mit singulären Gitarrenriffs harmonieren. Hypnotisch und aufregend zugleich, passt dieses Solodebut bestens auf E.T. 4 Deutlich dezenter sind die beats, die EZEKIEL HONIG auf "A Passage of Concrete"(Anticipate) unter seine aus elegischen SynthFlächen und field-recordings bestehenden sentimentalen Klanglandschaften mixt. 3 ANJOU besteht aus Leuten von Labradford und Pan-American - klar, dass "Epithymia"(kranky) da mit meist sehr langen, knusprigen Studien zu den Möglichkeiten ambienter Synthesizerkunst bezirzt. PostRock ohne Rock. 4 Relativ fade sind die beiden LP-Seiten-langen avant-ambient-tracks, die DRØNE mit etlichen Gäste (u.a. Philip Jeck, Anna von Hausswolff und vier Streicher) auf "a perfect blind"(Pomperipossa) anbieten. Trotz stimmungsvollem setting und dezenten Störungen aus Kurzwellenradios fehlt hier irgendwie der "flow". 2 Die Lektüre von Kafaks "Prozess" inspirierte SATOSHI TAKEISHI zu ausgiebigen drone-studien, die sich nun auf "Premonition" finden. Gefährliche Ruhe im stehenden Klang. 4 Auch JONAS KASPER JENSENs "Layers Of Bridges"(beide als DL auf Clang) ist eine reizvolle Geduldsprobe im statischen Lärm, der bei aller Abstraktion doch musikalische Qualität aufweist. DroneArt vom feinsten, die man laut hören sollte. 4 Der Pirol (engl. GOLDEN ORIOLE) ist ein schöner Vogel mit feinem Gesang, was man von der "s/t"(Drid Machine) LP hier nicht sagen kann. Fraktaler Elektrokrach mit Rockattitude gespielt. 2 Der Pole JACASZEK hingegen kann mit Hania Malarowska auf "Kwiaty"(Ghostly Int.) eine großartige Sängerin in seine manchmal harschen, meist aber sehr versöhnlich knirschenden elektronischen soundscapes einbauen. Eine Art AvantTripHop mit akustischen und Noise-Elementen. 4 Mit dem "Star Stuff"(Company) von CHAZ BUDICK MEETS THE MATTSON 2 wird’s fast tanzbar. FreakOutFolkPsychPop-Zeugs, das auch ohne LSD funktioniert und gerade unter Kopfhörern zeigt, wie sauber der Kram inszeniert und durchproduziert ist. 3 Der Bayer NIKOLAUS WOLF surft mit seiner EP "Roekki Zimt"(Oimo Music) gar nicht übel auf der AltFolk-Welle. Catchy sind die 4 Songs allemal. Langstreckenradler MORITZ ECKER traut sich tatsächlich, sein Debut mit einer Mundharmonika einzuleiten, fängt sich auf "Yes"(Waterfall) dann aber recht schnell und serviert netten TrällerFolk mit Heimorgelinserts und hüpfenden Basslinien. Der Titelsong hat sogar Ohrwurmqualitäten! 3 Auch JOHNNY FLYNN fühlt sich Folktraditionen verpflichtet. "Sillion"(Transgressive) huldigt dem BritFolk der 60er, allerdings in zupackend-zeitgenössischem Setting. Inkl. Trompeten, einem kratzenden Cello und etwas verschämter Elektronik. 4 Zum Schluß noch die grandiosen MENACE BEACH aus Leeds, die mit "Lemon Memory"(Memphis Industries) ein herrlich krachiges Stück NoisePop abliefern. Männlein und Weiblein singen einzeln oder gemeinsam vor einer Wand aus trashig hingerotztem FuzzGitarrenLärm. War alles schon mal da, ist aber trotzdem super! 5
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