QUICKSILVER
UTA KÖBERNICK zieht inzwischen Zürich ihrer Heimatstadt Berlin vor, dennoch verrät einiges auf dem selbstbewussten Debutalbum "auch nicht schlimmer"(Kleingeldprinzessin/Broken Silence) das Hauptstädtisch-Direkte. Keine große Sängerin, aber eine sehr talentierte Textschreiberin, vermischt berührende Liebeslieder mit in zart-schlichten SingerSongwriterPop., eingepackter Weltkritik. 4Songschreiberisch verwandt ist "Der Tisch ist gedeckt"(morgana flims/sds Alive) von DER REST, einer Band um Philipp Taraz, der gemeinsam mit seiner Schwester Luisa nachdenklich-schwermütige Texte schrieb, die zu schönen, niemals überfrachteten Arrangements inkl. Streicher und Orgel vorgetragen werden. Zuweilen etwas sehr gegen den Strich gebürstet (v.a. der Gesang), aber niemals schrill oder hedonistisch-oberflächlich. 3
Mehr "voll in die Fresse" sagt der alte "Mondpunk"(Traumton/Indigo) Heinz Ratz mit STROM & WASSER der Welt seine recht festgefügte Meinung. Mir ist dieser AnarchoPunkFolk mit Weltverbesserungsattitude regelmäßig etwas zu platt. 2
Da bin ich eben doch Popper. Indiepopper. Und erfreue mich an ABBYs Debut-EP "Welcome Home"(Snowhite/Universal), denn schon allein das Titelstück ist mit seiner federnden, dabei keineswegs banalen Melodieführung schwer wieder aus dem Ohr zu kriegen. Auch das zurückhaltende "Feedback" bezaubert, genau wie der heimliche Hit "Evelyn". Da bin ich auf mehr gespannt. 4
Auch spannend, aber manchmal doch zu eintönig ist "On The Run"(Fabrique Rec./Broken Silence) vom österreichischen Duo PING PING. "Skin" oder "Glow" haben genau das gewisse Etwas, das anderen Stücken (wie dem Titelsong) leider fehlt. Dennoch eine schöne EletroPop-CD. 3
Es zeugt von Liebe zum Detail, aber auch von etwas zu großem Nerdism, wie sorgfältig DUO 505 (B. Fleischmann/H. Weixelbaum) bei "Walzer Oder Nicht" z.B. auf jede einzelne der den Song "When Morning Comes" durchwehenden digitalen Beckenzischereien einen dezent-variablen Hall legten. Melancholische Instrumental-Indietronic, der manchmal der Blick für's Ganze verloren geht. 3
Labelkollege M.B. Lerner aka. TELEKINESIS packt etwas fester zu. "12 Desperate Straight Lines"(beide Morr Music/Indigo) bringt klassische 3-Minuten-IndiePopSongs, die in anderem Gewand das Zeug zu was wirklich Großem hätten. Mir ist das Sounddesign hier noch zu steril und gleichförmig. Potential ist da. 3
"Verhuschter" ist die Split-CD "Glimmer"(Cote Labo). 3 Stücke des Japaners TAKUMI UESAKA treffen auf 4 von PETER BRODERICK (aus dem Efterklang-Umfeld). Von sanften Synthieflächen und fragilem Gitarrengezupf untermalter Hauchgesang vs. sentimental-minimalistische Pianoetuden mit reichlich Echosoße. 3
Auch mit viel Klavier, Streicher(ei)n, Synths, ohne Gesang, aber mit viel Entspannteuchmal!-Attitude kommt "Hoover Cover"(Poor Rec.) von ALAIN WEBER. Inkl. einer sehr zurückgenommenen "Personal Jesus"-Fassung. 3
Mit gar nicht so abweichendem Ansatz versucht ROBERT MILES seine musikalische Weiterentwicklung. "Thirteen"(S:alt Rec./K7/Alive) ist vom 96er StreichelTechnoHit "Children" tatsächlich weiter weg als von Fripp oder Eno, manches kratzt trotzdem hart am Planetariums-Soundtrack. 3
CD-Infos sind selten Höhepunkte der Sprachbeherrschung, was man aber zu "M4"(Phazz-A-Delic/Hooded Rec./KNM) von MONOPHONIC lesen muß, grenzt mit seiner Werbesprech-Dummschwätzerei voller Grammatik-Unfälle an Sabotage. Dabei sind die 12 Stücke ziemlich frisches, sauber produziertes Tanzbodenfutter mit Verweisen auf HipHop, Soul und minimalen ElektroFunk, bei dem auch die Sängerinnen durchweg einen ordentlichen Job machen. 4
THE JAZZINVADERS schieben gleich zu Beginn einen schnellen breakbeat unter den bläsergetriebenen JazzFunk, der "3"(Unique Rec./Groove Attack) über die volle Länge begleitet. Das ist natürlich extrem retro, vielleicht sogar überflüssig, aber tracks wie "More Of That Stuff" sind einfach geil. NuJazz mit Blick auf die 70er. 4
Richtig überflüssig sind die auf "SMRMXS"(Sire/Warner) versammelten Remixe vom letzten HIM-Album, denn besser wurde das Material trotz Störgeräuschzufuhr nicht. 2
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