Was The Darkness in ihrer Heimat England in ihrer jungen Karriere bislang geschafft haben, ist eigentlich ziemlich ungeheuerlich. Ihre Singles schossen auf Anhieb an die Spitze der Charts, sie heimsten Supports für die ganz großen Acts (wie auch im Sommer bei uns für die Rolling Stones) ein und scheinen souverän die Erfolgswelle zu bändigen. Einzig die Frage, ob dass, was sie machen, denn ernst gemeint sei, scheidet die Geister.
Denn, ehrlich gesagt, der Gesangsstil von Justin Hawkins ist erst einmal verdammt mutig, weil auch abseits jeglicher klischeehaften Ästhetik etwa der Metalbewegungen der glorreichen 80er Jahre, dies schon fast zu überspitzt klingt. Falsettgesang in Sphären, die nur durch operative Eingriffe zu erreichen waren, auf der Basis pumpenden Hardrocks – eine Mischung, die im Zusammenhang mit ungestümen Rockerlook aufzugehen scheint und den Nerv, der die Verbindung von Moderne und Vergangenheit sucht, einfach trifft. So spricht ihr Sound auch die Inselkids an, die auf Travis, Starsailor und Pink stehen, denn einen Tag vor dem Westzeit-Interview bestritt dieses Package zusammen mit The Darkness eine große, britische Radiogala. "Das war sehr aufregend!", berichtet Bassist Frankie Poullain. "Die Hörgewohnheiten der Leute scheinen sich zum Rock zu wenden und siehe da – gestern haben wir allen anderen die Show gestohlen." Der wunderbare Sommer mag der Band dabei geholfen haben, denn Songs wie "Get Your Hands Off My Woman" schreien quasi nach einer tumultartigen Party drumherum und machten aus jedem ihrer Festivalgigs rauschende Feste. Doch nicht immer war es für die 2000 gegründete Band so einfach, die Leute um den Finger zu wickeln. "Die Leute wussten nie, wo sie uns hinstecken sollten. Manche nannten uns Spandex-Hardrocker, andere einen Glamrock-Act, wiederum andere kürten uns zur größten Rock‘n‘Roll-Band seit Led Zeppelin aber auch den größten Witz seit Spinal Tap. Aber inzwischen hört man uns zu und scheint zu verstehen, was wir eigentlich wollen. Denn die Zutaten sind nicht allzu schwer zu begreifen: großartige Songs, Charisma, eine gute Bühnenshow, Sinn für Humor und viel Freude und Hingabe. Wir sind einfach nur wir selbst und haben eine gute Bandchemie." Also ist es kein Wunder, dass das Quartett von Triumph zu Triumph schreitet. Das Geheimnis ihres Erfolges? "Wir sind halt anders, aber auch ehrlich. Unser Auftreten unterscheidet sich sehr von dem anderer Bands, weshalb ich es nicht verstehen kann, warum manche Leute uns mißverstehen. Unser Sänger trägt halt Catsuits und singt ziemlich hoch so wie ich einen Schnurrbart und Stirnbänder trage. Das Leben ist nicht logisch und Musik schon mal garnicht. Sollen die Leute ruhig geschockt oder überrascht sein!" Genauso meinen viele, The Darkness seien einfach pure Comedy. "Die Dinge sind nicht immer so, wie sie erscheinen. Als Elvis damals auf die Bildfläche trat, hielten ihn viele für vulgär, bis sie herausfanden, dass er eigentlich sehr friedliche Absichten hatte." So verrückt es sich nun anhören mag – es ist die Wahrheit: The Darkness tun all dies aus freien Stücken. "Tolle Musik kann man nicht konzeptionieren oder sich ausdenken – sie kommt einfach aus dem Herzen. Wir wollen die Aufmerksamkeit nicht künstlich auf uns ziehen. Man nimmt uns wahr, weil wir uns nicht verändern lassen. Sieh dir all die Garagenbands von vor einem halben Jahr an. Sie alle haben keine Songs, die im Ohr bleiben, keine Persönlichkeiten, keine Musikerqualitäten und kein Gefühl dafür, wie man eine Rockshow aufzieht. Und gerade das sind die Essenzen des Rock‘n‘Roll. Und wir können sie alle unser eigen nennen."Aktuelles Album: Permission To Land (Atlantic/eastwest)
Weitere Infos: www.the-darkness.de