
Eines der Top-Pferde im Düsseldorfer Unique-Stall ist das nationale Drum‘n‘Bass-Aushängeschild N.O.H.A., bestehend aus Saxophonist und Produzent Philip Noha, Sängerin Sam Leigh Brown und Rapper Chevy-MC. Seit 1997 produzieren die drei zusammen Breakbeat-Arkaden mit Biss, Drum‘n‘Bass mit jazzig-funkigem Unterton und mitsingfähige Clubtunes. Nun steht mit „Next Plateau“ der nächste Streich in den Läden und unterstreicht die Erfolge der Band einmal mehr. Westzeit traf Mastermind Philip Noha zum Plausch über die Schwierigkeiten des Systems und die verschiedenen Arbeitsweisen in seinem Studio.
Oder besser: in seiner Küche, denn der Großteil dieses Raumes ist mit Mischpulten, Samplern, Keyboards und Saxophonen zugestellt. „Da ich sehr viel unterwegs bin, brauche ich keine große Wohnung, warum sollte ich mir also noch zusätzlich ein teures Studio anmieten?! Die Lage im Haus ist sehr entspannt, es wohnen viele junge Typen hier.“ Dennoch scheint der Geräuschpegel, der von aussen hereindringt relativ hoch. Just in dem Moment fährt ein Krankenwagen vorbei. „Auf der neuen Platte sind definitiv ein paar Spuren, auf denen im Hintergrund ein Krankenwagen zu hören ist, aber man müsste dieses Signal stark isolieren, um es wirklich hörbar zu machen.“ So wird bis auf Schlagzeugaufnahmen und Bass-Bearbeitungen eigentlich alles auf diesen paar Quadratmetern angefertigt. „Es hat schon Vorteile. Gute Musik kann man nicht unter Zwang machen. Wenn zu viel Druck auf einem lastet, wird es schwierig. Ich lasse die Stücke gerne reifen. Wenn keine Zeit da ist, wird es schlecht.“ Also nahm man sich neben vielen Live-Aktivitäten, die bis nach Russland und Georgien reichten, genügend Zeit für ein Album wie „Next Plateau“. Welche Ebene ist damit gemeint? „Es ist diese, auf der wir uns von den Major Companies befreit haben. Das hat bei uns eine Emotion losgelöst, dass wir uns auf einer anderen Ebene befanden und unsere Songs frei produzieren konnten. Früher wurden wir ständig beobachtet und an zum Teil ziemlich schwachsinnigen Kriterien wie z.B. Charts, wo wir garnicht hingehören, gemessen. Und dann wollen sie im Ausland nicht veröffentlichen, wenn wir es hier nicht in die Top10 bringen. Wir leben eher davon, dass wir in jedem Land in Europa verhältnismäßig 5.000 - 10.000 Scheiben unter die Leute bringen. Alles andere wäre blanke Utopie. Die A & R‘s werden durch den Druck, viele Hits zu platzieren, extrem unkreativ. Jetzt fühlen wir uns viel wohler, weil wir frei arbeiten können.“ Dennoch ist von der Arbeitsweise her im Vergleich zu „No Slack“ nicht viel geändert worden. „Die Beats waren vorher nicht so Konkret und die Stimme war nicht so in den Vordergrund gestellt, wogegen unsere neue Platte viel direkter und trockener klingt. Sicherlich würde ich die „No Slack“ heute anders produzieren, im Nachhinein klingt sie für mich etwas matschig. Das Rezept ist wie gehabt, elektronische Musik zu 40% mit zu 60% akustischen Instrumenten und Gesang gemischt.“ Die Entstehung eines Songs gestaltet sich trotzdem kaum schwierig. „Es basiert auf Melodien, zu denen ich passende Harmonien suche, die die Atmosphäre bilden. Dann lade ich Sam oder Chevy ein und gebe Vorschläge für den Gesang ab, aber meistens machen sie etwas anderes. Dann muss das Ganze reifen, bis das richtige Format gefunden ist, was mitunter sehr lange dauern kann. So habe ich z.B. für den Song „Perilin“ 36 unterschiedliche Mixe angefretigt, bis ich endlich zufrieden war, weil Bass und Drums so unruhig und nervös sind, worüber eine sehr ruhige Stimme liegen sollte.“
Aktuelles Album: Next Plateau (Unique/PP Sales)
Weitere Infos: www.n-o-h-a.de Foto: Andreas Schiko