Eine der ambitioniertesten Bands im übersättigten Alternative Rock Bereich ist zur Zeit zweifelsohne Cave In. Ursprüglich eher der progressiven Hardcore-Szene zugehörig entwickelte das junge Quartett aus Boston relativ flott nach seinem Debut 1998 und dem Nachfolgewerk 2000 einen fabelhaft eigenständigen songorientierten Sound. Heutzutage ist das wohl eher selten und deswegen um so schöner!
Das aktuelle Album „Antenna“ wird in diesen Tagen in Deutschland veröffentlicht. Nach mehrmaligem Anhören bin ich nicht nur begeistert von dem durchweg starken Material sondern auch überzeugt, dass es eine echte Chance auf dem mit identitätslosen Bananenbiegerbands zugepflasterten Markt erhält. Wie sieht Stephen Brodsky, Sänger, Gitarrist, Kopf und Captain der Truppe die momentane Situation im Rockbiz? „Für uns läuft es eigentlich ganz gut. In den Staaten haben wir für einige größere Bands den Support übernommen sowie kleinere Headliner Shows gespielt. In Europa geht es auch voran. Bisher wurden wir jedenfalls noch nicht mit Eiern oder Tomaten beschmissen. Die CD- Verkäufe sind o.k. Aber der Markt ist sehr hart umkämpft und jeder will ein Stück vom Kuchen abkriegen. Ist schon ein rauhes, abgezocktes Business.“ Fühlt ihr euch denn irgendeiner Szene zugehörig? „Ich würde sagen, wir sind eher eine Art Bastardchild der Rockmusik. Einige Leute nennen es Cosmic Rock, da wir einen atmosphärischen, spacigen Touch haben. Aber grundsätzlich ist es ein gutes Gefühl, keine bestimmte Kategorie zu bedienen.“ Nachdem wir ein wenig über die Wichtig- und Nichtigkeit des Internets plauderten, wollte ich wissen, was Stephen, der übrigens ein sehr ruhiges, freundliches und zugleich nachdenkliches Wesen besitzt, an dem Musiker Job wirklich mag. „Touren und Performen gehört sicherlich dazu und ist für eine Band wie Cave In ungeheuer existentiell und ich mach mir auch regelmäßig Gedanken über unsere Shows und die Darbietung. Aber das Songwriting zu Hause sowie die Aufnahmen im Studio bevorzuge ich dann doch. Wenn du im Rockgeschäft tätig bist, mußt du bereit sein, den Geschäftsbedingungen zuzustimmen. Das heißt, dass du vielleicht auch schon mal auf Tour bist, nicht weil du das gerade geil findest, sondern das eher deinem neuen Album guttut.“ Was ja auch stimmt! Apropos Album. Bist du mit eurem neuen Werk „Antenna“ vollends zufrieden? Ich erkenne eine echte Steigerung gegenüber eurem Vorgänger „Jupiter“. Die Songs klingen genauer und reifer. Vielleicht schon zu reif bzw. perfekt? „No, not realy perfect,“ beginnt Stephen. „Das Songwriting und die Spieltechnik hat sich verbessert und ich denke auch die Texte, aber unser Kram klingt sicherlich nicht perfekt. Einen nicht unwesentlichen Anteil hat der grandiose Sound, für den Rich Costey verantwortlich ist. Die Produktion ist überaus stimmig und paßt zu unseren Songs, die dadurch vielleicht auch solider und sicherer klingen als das ältere Material.“Ein Song nennt sich „Inspire“. Wer inspiriert euch denn? „Mal abgesehen von den Rock Standards sind es sicherlich King Crimson und Rush. Von den neueren Bands mag ich Muse und BRMC. Mit den beiden zu touren, wünschte ich mir. Ohne den Bands, mit denen wir schon unterwegs waren, zu nahe treten zu wollen, aber leider kann ich mir häufig nicht mal die Namen der Combos merken. Geschweige denn mich an die Musik erinnern. Sorry!“ Das wird Mr. Brodsky mit seiner Truppe eher nicht passieren. Dafür sind Cave In zu gut, zu eigen. Auch live. Das konnte das Publikum und meine Wenigkeit im Kölner Underground zwei Stunden nach dem Interview erkennen. Wahrscheinlich aber auch der viel zitierte Blinde mit dem Krückstock! Diese Band ist bereit für Großes - und wir sind es auch. Also bitte!Aktuelles Album: Antenna (RCA/BMG)
Weitere Infos: www.cavein.net