Als nach der NuMetal-Welle der End-1990er Jahre das Millennium mit Emocore und Artverwandtem eingeläutet wurde, waren Silverstein aus Kanada ganz vorne mit dabei. Seither veröffentlichen sie in schöner Regelmäßigkeit neue Alben – so auch in diesem Jahr mit ´Dead Reflection´, das trotz aller Stiltreue zeitgemäß und ungemein kraftvoll klingt. Schlagzeuger Paul Koehler stand Rede und Antwort.
Mit Album Nummer 8 in den Regalen und so viel Erfahrung: Wie hält man eine Band wie Silverstein eigentlich in Betrieb, ohne Gefahr zu laufen, sich zu wiederholen?„Wir versuchen immer, das letzte Album irgendwie in den Schatten zu stellen. Dazu hören wir nicht auf, uns als Musiker aus der Komfortzone zu bewegen. Für dieses Album zum Beispiel haben wir eine neue Studioumgebung und einen neuen Produzenten gewählt.”
Wie seit ihr auf Derek Hoffman gestoßen?
„Derek ist ein unglaublicher Songwriter und sehr talentierter Produzent. Er hat verdammt viel Erfahrung, nicht nur im Bereich Rock und Heavy, und hat sehr viele frische Ideen reingebracht. Und auch, wenn es sehr leicht ist, mit ihm zusammen zu arbeiten – er hat uns schwer gepusht, das beste Album abzuliefern, zu dem wir in der Lage sind.“
Mit ´Ghost´ habt ihr bereits im Dezember des letzten Jahres einen Al-bumtrack rausgehauen, nachdem ihr 10 verschiedene Mixer ausprobiert habt. Hat euch das die Entscheidung abgenommen, mit Derek auch für den Rest des Albums zusammen zu arbeiten?
„Richtig. Wir haben sehr viel Zeit in diesen Song investiert. Danach war uns klar, dass wir den Rest auch in dieser Konstellation aufnehmen müssen.“
Wie gewohnt folgen eure Alben gerne einer ganzen Story – welche steckt hinter ´Dead Reflection´?
„Es geht um das letzte Jahr im Leben von Shane (Told, Sänger der Band). Es ist ein sehr persönliches Album geworden, das viele Probleme behandelt, die er zu der Zeit hatte. Außerdem geht es darum, dein eigenes Schicksal zu erkennen und zu begreifen – und dann die Chance zu haben, es zu ändern oder es einfach so zu lassen, wie es ist.“
Ich habe gelesen, dass euer Gitarrist Paul und Co-Songwriter Stephen Brodsky (Cave In, Mutoid Man) über verschiedene Gitarrentunings gesprochen haben und ihr daraufhin auch etwas geändert habt. Was war passiert?
„Wir wollten so etwas eigentlich nie tun, aber als die Songs langsam zueinander fanden, hat diese Tuning-Änderung eine wirklich frische Sound-Änderung bewirkt und uns ungemein inspiriert, da sind viele neue Sachen draus entstanden. Irgendwie hat es sich angefühlt, als würden wir den bekannten Silverstein-Sound hören – aber zum allerersten mal! Ich glaube, im Endeffekt ist das genau der Sound, der auch das Thema und den Vibe des Albums widerspiegelt.“
Viele Shows eurer anstehenden ´For The Fans´-Tour sind schon ausverkauft. Scheint, als dass nicht nur die Städte-Auswahl ein Volltreffer ist sondern auch die Tatsache, dass die Besucher die Setlist mitbestimmen können...
„Ja, die Tickets verkaufen sich tatsächlich gut und wir sind sehr glücklich darüber. Aber bei dieser Tour geht es wirklich um die Fans – wir spielen in jeder Ecke, so dass die Leute nicht so viel reisen müssen und vielleicht auch mehrere Shows besuchen können. Und das in schönen kleinen Läden für eine besonders intime Show!“
Viele Bands beziehen ihre Fans ja heutzutage mit solchen Pledge Campaigns mit ein – ist das nichts für euch?
„Wir versuchen immer, ein paar limitierte und exklusive Pre-Order-Möglichkeiten für die Fans zu schaffen. Aber viel wichtiger ist es uns, ein Album zu machen und es dann der ganzen Welt auf einmal zur Verfügung zu stellen. Wenn wir unsere Fans um einen Pfand bitten würden, wäre es doch nicht halb so aufregend für alle Beteiligten! Wir machen das jetzt seit 17 Jahren und es macht immer noch Spaß. Natürlich gehen die vielen late night shows und das ganze Reisen auf die Knochen, aber es war es immer wert!“
Aktuelles Album: Dead Reflection (Rise Records)
Foto: Wyatt Clough