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BAND OF HORSES

„Ich konnte mir einfach erlauben, ich selbst zu sein“

BAND OF HORSES

Private Probleme, der Abschied von zwei langjährigen Bandmitgliedern und dann auch noch eine Pandemie, die auf die Stimmung drückt: Man muss kein Genie sein, um zu erkennen, dass ´Things Are Great´, der Titel des sechsten Albums von Band Of Horses, ironisch gemeint ist. Musikalisch besinnt sich das inzwischen in South Carolina heimische Quintett um Ben Bridwell auf seinem ersten Werk seit 2016 derweil ein Stück weit auf seine frühen Tage und verlegt sich nun wieder auf einen stärker an Emo und Indie angelehnten Sound, bei dem die Gitarren deutlicher als zuletzt den Ton angeben.

Die letzten fünf Jahre waren nicht leicht für Ben Bridwell – als Mensch und als Bandleader. Stand bei den Interviews zum letzten Album, ´Why Are You OK´, noch das Thema Familie im Mittelpunkt, dreht sich beim Westzeit-Videochat mit dem ziemlich zerzaust aussehenden Band-Of-Horses-Vordenker – wie auch auf dem neuen Album – viel um das Zerbrechen seiner heilen Welt. Seine Liebe zur Musik ist indes ungebrochen. „Ich denke, unsere Liebe zur Musik ändert sich im Laufe der Zeit“, sagt er. „Wir finden eine andere Bedeutung in ihr. Ich wurde diese Woche gerade geschieden, ich habe vier Kinder – es gibt verschiedene Dinge im Leben, die passieren, die dein Bedürfnis nach Musik prägen. Ich finde das Trostspendende der Musik immer wichtiger, je weiter ich auf meinem Weg voranschreite. Das Gleiche gilt auch für Filme oder, zum Teufel, sogar in guten Fernsehsendungen. Wir brauchen Trost, besonders jetzt, wo viele Menschen mit dem COVID-Zeug eine wirklich harte, herausfordernde Zeit durchgemacht haben. Ich für mich kann sagen, dass Musik mir immer wichtiger wird, besonders in den Momenten, in denen ich mit meinen Kindern Musik höre und ihnen neue Musik zeige oder wir zurückgehen und uns Sachen anhören, die wir früher auf der Fahrt zur Schule gehört haben, als sie noch jünger waren. Ich finde Musik immer wichtiger, sie bedeutet mir unglaublich viel. Vielleicht ist das ein Stück weit einem Gefühl von Nostalgie geschuldet, aber das ist in Ordnung.“



Dass die Musik Bridwell wichtig ist, kann man auch ´Things Are Great´ anhören. Hatte sich die Band seit ihrer Gründung im Jahre 2004 immer weiter von ihren rauen Ursprüngen als Sub-Pop-Band entfernt und all die folgerichtigen Schritte hin zu mehr Pop-Appeal gemacht, die kommerziell erfolgreiche Bands auch aus dem Indie-Lager mit der Zeit fast zwangsläufig machen, klingt die neue LP ein bisschen so, als hätten Bridwell und Co. das Rad der Zeit zurückgedreht. Tatsächlich benötigte die Platte zwei Anläufe und mit Matt Gentling am Bass und Ian MacDougall an der Leadgitarre zwei neue Mitstreiter, bis sie endgültig Form annahm. Mit dem Ergebnis ist Bridwell nun aber sehr glücklich, nicht zuletzt, weil er seine Ideen dieses Mal so ungefiltert wie praktisch nie zuvor verwirklichen konnte. „Ich denke, viel hat damit zu tun, dass wir auf einen Produzenten verzichtet haben“, sinniert der inzwischen 43-jährige Kopf der Band. „Es gab dieses Mal niemanden, der mir sagt, wie die Dinge klingen sollen. Ich konnte mir einfach erlauben, ich selbst zu sein, auch wenn ich nicht immer sicher bin, ob ich weiß, was ich tue. Neue Mitstreiter zu finden, ist dagegen kein Neuland für uns, und ich würde sagen, es hat ziemlich geholfen. Frisches Blut fließt durch dieses Album und die Persönlichkeiten der neuen Jungs sind deutlich spürbar, zumindest für mich, ich spüre sie sehr!“



Bridwells Herangehensweise an die Lieder hat sich allerdings nicht grundlegend verändert. Während andere Songwriter nach einem halben Dutzend Platten das Schreiben eher wie einen Job angehen, ist für das Band-Of-Horses-Mastermind der Prozess immer noch ein Rätsel. „Ich wünschte, es gäbe so etwas wie ´Songwriting-Zeit´ und plötzlich fließen die Lieder, aber das ist nicht so, denn ich habe zu viel Respekt vor Songs und ihrer mystischen Art. Sie kommen, wenn sie kommen wollen! Gleichzeitig habe ich aber das Gefühl, dass gute Gewohnheiten zu Ergebnissen führen können. Gutes Schreiben kommt meiner Meinung nach von Wiederholung. Ich bin von Natur aus ein Gewohnheitstier, ich esse einen Monat lang im gleichen Restaurant das gleiche Sandwich – zumindest damals, als man noch in Restaurants gehen konnte – und ich habe das Gefühl, dass Gewohnheit auch beim Schreiben ans Ziel führt. Das bedeutet nicht, dass es großartige Ergebnisse sein werden, aber solange man bereit ist, der Kreativität Zeit zu widmen, gibt man den Geistern die Gelegenheit, dich zu finden. Das Ganze ist allerdings so mystisch, dass ich nicht wirklich weiß, wie es passiert.“ Er lächelt. „Wenn ich es wüsste, würde ich definitiv ein Buch über mein Erfolgsrezept schreiben.“

Aktuelles Album: Things Are Great (BMG)


Weitere Infos: www.bandofhorses.com Foto: Stevie and Sarah Gee

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