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ALEX THE ASTRONAUT

Die letzte Farbschicht

ALEX THE ASTRONAUT

Die Australierin Alex Lynn ist zwar nicht wirklich eine Astronautin – aber als studierte Mathematikerin und Physikerin bringt sie doch gewisse Voraussetzungen mit sich, die über das Wesen einer reinen Songwriterin deutlich hinausgehen. Alex nutzt lediglich das Wissen, dass sie sich mit dem Studium komplexer Formeln und wissenschaftlicher Zusammenhänge erworben hat vielmehr dazu, in ihren humorvollen, selbstironischen und Coming Of Age Songs einen universellen Gesamtzusammenhang zu sehen, der Geringeren vielleicht verborgen bliebe.

Seit 2016 ist Alex als Musikerin aktiv, veröffentlichte zunächst einige EPs und übte sich als Live-Musikerin – etwa auf Tour mit ihrer gleichgesinnten Kollegin Stella Donnelly oder bei Festivalauftritten auch in unseren Breiten – bevor sie sich nun mit dem Debütalbum „The Theory Of Absolutely Nothing“ nicht nur einen charmanten Gegenentwurf zu Stephen Hawkings Anspruch auf das Allwissen erlaubte, sondern obendrein eine Sammlung charmanter Indie-Pop-Songs vorlegt, die von einer gewissen fundierten Altersweisheit und Übersicht geprägt sind.

Wenn man sich Alex' Laufbahn anschaut, dann hätte diese ja leicht in eine andere Richtung gehen können. Warum ist sie denn eigentlich eine Musikerin geworden?

„In der Schule habe ich Fußball gespielt und ich liebe auch Tennis“, listet sie auf, „ich mochte auch die Schule – Mathe und Wissenschaften. Allerdings konnte ich mich nie so ganz in diesen Metiers verlieren – gleichwohl sie mich schon herausforderten. Letztlich war es dann die Musik, der ich niemals müde wurde, weil es sich nicht so anfühlte, dass ich mich anstrengen müsste – und das ist der Grund, warum ich eine Musikerin wurde.“

Worum geht es Alex denn im Wesentlichen selbst, wenn es an das Musizieren geht?

„Das ist mein typischer Songwrting-Stil“, erläutert sie, „es geht um Dinge, die ich sehe, lese, schreibe und dann Songs daraus mache. Die Songs des Albums entstanden alle im Laufe der letzten beiden Jahre und fühlten sich insofern für mich so an, dass sie zusammen passten.“

Was ist dabei das Ausschlaggebende?

„Was mir bei diesem Album am wichtigsten ist, ist der Umstand, dass es da zuweilen ganz schön düster zugeht, dass es aber auch immer einen Lichtstreifen am Horizont gibt und ich all diesen verschiedenen Richtungen auch folgen möchte.“ 
Gibt es dabei musikalische Inspirationen?

„Zugegebenermaßen basiert all meine Musik auf Musik, die ich irgendwo gehört habe“, räumt Alex ein, „ich habe schließlich von den Musikern, die ich mir selber anhöre, erst gelernt wie man Songs schreibt. Die Liste ist dabei endlos. Das fließt schließlich alles zusammen, bis man dann irgendwann eigene Ideen entwickelt.“

Und dafür muss man dann viel üben, richtig?

„Ja, es ist wie wenn man ein Haus baut und dann die letzte Farbschicht aufbringt, um seine Individualität auszudrücken“, beschreibt Alex den Prozess, „man muss auf alle kleinen Details achten und mit eigenen Worten sprechen. Man darf nicht kopieren, was andere sagen, sondern muss sich darauf konzentrieren, wie man sich selbst fühlt, und was man sagen möchte.“
Geht es bei Alex Songs vielleicht auch um Botschaften an den Zuhörer?

„Wenn andere Menschen Botschaften in meinen Songs finden, dann ist das OK“, überlegt Alex, „aber ich habe ich stets das Gefühl, dass diese Botschaften gar nicht für andere gedacht sind, sondern dass ich diese an mich selbst richte.“

Oft geht es Alex aber sowieso nicht darum, mit ihren Songs Botschaften zu verbreiten – sondern zu helfen. So sammelte sie auf ihrer letzten Support-Tour in unseren Breiten Spenden für die Opfer der Buschbrände in Australien, engagiert sich für die Aborigines, rasierte sich für Spenden die Haare ab, um eine befreundete Krankenschwester in NY mit Corona-Masken kaufen zu können. Bleibt da überhaupt noch etwas für sie selbst übrig?

„Ich weiß nicht,“ überlegt sie, „ich erzähle sehr persönliche Stories über mich selbst – und manchmal die Geschichten anderer. Ich fühle mich manchmal unwohl dafür Geld zu nehmen oder Werbung für meine Musik zu machen. Ich suche mir dann Charities aus, die ich unterstützen kann – einfach weil sich das richtig anfühlt.“ 
Das ist natürlich ehrenwert und charmant, weil es zeigt, dass Alex aus den richtigen Gründen Musik macht. Mal sehen, wie sich das Ganze weiter entwickelt. Einen prominenten Fan hat sie schon mal: Elton John ist voll des Lobes für ihren Song „Not Worth Holding“ und spielte diesen in seiner Radio Show „Rocket Hour“.

Aktuelles Album: The Theory of Absolutely Nothing (Nettwerk) VÖ: 21.08.

Foto: Jess Gleeson

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