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NADA SURF

Das Streben nach Positivität



Zurück zu alten Stärken: War bei Nada Surf zuletzt ein wenig Sand ins Getriebe geraten, klingt ´Never Not Together´, die famose neue LP der altgedienten New Yorker Indierock-Heroen, endlich wieder wie eine echte Herzensangelegenheit, die mit hinreißenden Melodien von strahlender Schönheit glänzt.

Auf ´Never Not Together´ zelebrieren Nada Surf einmal mehr mit großem Einfühlungsvermögen und unbedingter Ehrlichkeit Liebe, Freundschaft und den Wunsch nach Verbindung und vereinen im Dunstkreis von College Rock und Power Pop Altbewährtes mit überraschenden neuen Wendungen.

„Ich möchte die letzte Platte nicht schlechtreden, aber in der Vergangenheit habe ich mich bisweilen schnell zufriedengegeben“, gesteht Sänger, Gitarrist und Songwriter Matthew Caws beim Pressetermin im Berliner Büro seiner Plattenfirma. „Dieses Mal habe ich darauf geachtet, dass jeder einzelne Part genau so ist, wie er sein soll. Gleichzeitig hatte ich auch wieder öfter das Gefühl, dass ich nicht wusste, was ich tat – und das ist etwas sehr Gutes! Ich fühlte mich erfinderischer!“

Zum neuen Gefühl der Freiheit gehört auch, dass die Definition, wer oder was Nada Surf ist, inzwischen weit weniger strikt ist als zuvor. Neben Guided-By-Voices-Gitarrist Doug Gillard ergänzt auf dem neunten Album der Amerikaner auch Langzeit-Mistreiter Louie Lino das Kerntrio mit Caws, Bassist Daniel Lorca und Drummer Ira Elliot an Synthesizer und Piano und spielt dabei eine oft tragende Rolle. Selbst eine kurzzeitige Tourneeauszeit Lorcas war zuletzt kein Drama mehr. In den frühen Jahren der Band wäre all das undenkbar gewesen.

„Das stimmt“, bestätigt Caws. „Zu Zeiten der ersten Platten waren selbst kleine Veränderungen eine große Sache für uns. Dabei ging es noch nicht einmal darum, dass wir besonders strikte Definitionen von dem hatten, was erlaubt war, aber alles, was neu war, erschien uns erst einmal suspekt. Dieses Gefühl hat sich inzwischen vollkommen in Luft aufgelöst.“

So wurde auch ´Something I Should Do´ möglich, dessen ausgiebiger Spoken-Word-Part zu gleichen Teilen Parodie und Hommage zu sein scheint. Ausgangspunkt dafür war ein Tweet eines französischen Fans, der sich ein Update des bekanntesten Nada-Surf-Liedes wünschte: ein ´Popular´ für das Jahr 2020 über Social Media und Memes. Caws fand die Idee anfangs fürchterlich, verfasste am Ende auf einer langen Zugfahrt aber doch eine sarkastische, selbstironische Tirade im Stil von ´Popular´, „weil ich ein guter, unterstützender Mitstreiter sein wollte“, wie er fast entschuldigend erklärt. Auch mit dem Kinderchor bei ´Looking For You´ oder dem dezent in Richtung Nick Drake deutenden Intro von ´Mathilda´ lösen sich Nada Surf von alten Schemata, ohne dass der Wiedererkennungswert darunter leidet.

Doch auch wenn Caws die Songs dieses Mal sorgfältiger als zuletzt auf ihr Potenzial abklopfte – grundlegend verändert hat sich seine Herangehensweise nicht.

„Gut ist ein Song für mich immer dann, wenn er die Zeit stillstehen lassen kann“, ist er überzeugt. „Das ist etwas, nach dem ich immer suche. Bei meinen eigenen Liedern gibt es da immer diese kritische Stimme. Du brauchst sie, um deine Fähigkeiten zu schärfen, gleichzeitig musst du sie hin und wieder auch mal zum Schweigen bringen oder sie einfach ignorieren. Es geht darum, deinen eigenen Instinkten zu vertrauen und dich, auch wenn es ein Klischee ist, auch mal abseits der bekannten Pfade zu tummeln.“

Doch nicht nur musikalisch setzten Nada Surf mit ´Never Not Together´ ein positives Zeichen. Auch in den Texten ist kein Platz für Resignation oder gar Wut. Wie kann man als in England heimischer Amerikaner angesichts des politischen Chaos auf beiden Seiten des Atlantiks so ruhig bleiben? Caws muss lachen.

„Weil es keine Alternative gibt“, sagt er bestimmt. „Wenn ich schreibe, dann tue ich das ganz natürlich aus einer hoffnungsvollen Perspektive. Ich feile aber auch viel an meinen Texten, denn ich fürchte übertriebenen Optimismus genauso wie blanken Zynismus. Natürlich habe ich keine guten Antworten auf die großen Fragen, aber ich spüre den Drang, nützlich sein zu wollen und konstruktive Wege zu finden, mit der Situation umzugehen. Das Ziel ist, nach Positivität zu streben.“

Aktuelles Album: Never Not Together (City Slang / Rough Trade)


Weitere Infos: www.nadasurf.com Foto: Annie Dressner

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