Schandmaul sind in diesem Jahr nicht nur volljährig geworden, man merkt den Bayern ihren Reifeprozess auch an, der Schandmaul im Laufe der letzten 18 Jahre zu dem gemacht hat, was sie jetzt sind: Eine gestandene Kombo, die wissen was sie tun, und die hart und konzentriert arbeiten, um ihre Ziele zu erreichen. Mit dem neuen Album ´Leuchtfeuer´ liegt somit so etwas wie das Reifezeugnis vor, auf das man stolz sein darf, auf dem sich Thomas Lindner und Kollegen aber nicht ausruhen:
„Wir haben mit der Arbeit an ´Leuchtfeuer´ direkt im Anschluss an unsere letzte CD begonnen. Für uns stehen zunächst die Geschichten und Texte im Fokus, die oftmals auch weitgehende Recherchen erfordern. Für den Song ´Schachermüller-Hiasl´, besser bekannt als Räuber Kneissl, habe ich mir die alten Akten vom Landgericht Augsburg besorgt und studiert, um festzustellen, dass dieser Mensch ein unglaublicher Pechvogel war, der für Vorfälle ins Gefängnis musste, mit denen er eigentlich nicht verantwortlich war. Letztendlich hat er sein Ende unter dem Fallbeil gefunden, eine äußerst tragische Geschichte.“Schandmaul haben sich der mittelalterlichen Musik verschrieben, natürlich, indem sie sich mit historischen Geschichten beschäftigen, aber auch, weil die Art, zu musizieren, mit all den spannenden historischen Instrumenten für die Band eine Passion ist. Es war aber auch ein Reifeprozess, gleichzeitig entspannt wie auch konsequent mit dieser Art von Musik umzugehen:
„Wir sind so gar nicht auf eine bestimmte Art festgelegt, wie die Musik zu klingen hat, wenn wir das Studio entern. Wir verlassen uns dann auch auf unsere Inspiration, die einfach einsetzt, wenn wir zusammen Musik machen. „Tjark Evers“, ein Song des neuen Albums, der den Abschiedsbrief eines Navigationsschülers vertont, der in eiskalter Nacht auf einer Sandbank ausgesetzt wurde, war in unserer aller Köpfe eine Rocknummer. Im Studio haben wir dann aber realisiert, wie verdammt alleine der Junge auf dieser Sandbank gewesen sein muss und auf einmal reichte ein Cello, ein Piano und die Stimme, um den Song so zu kreieren, wie wir ihn haben wollten.
Auf der anderen Seite ist ´Orleans´ sicherlich der bombastischte Song, den wir je gemacht haben. Um die Geschichte von Johanna von Orleans zu vertonen, haben wir mit Hörnern, Posaunen, Trompeten und einem ganzen Streichorchester 110 Instrumente eingesetzt, um den Song zu vertonen. Das musste einfach so sein, um die ganze Kraft auszudrücken, die von dieser Frau und ihren Taten ausgegangen ist.“
Einen besonderen Moment und dazu eine gehörige Portion Gänsehaut verschafft: ´Die Schwarze Perle´ auf der neuen CD. Zunächst kommt es wie ein wunderbares Liebeslied daher, einfühlsam und kraftvoll, ohne Pathos mit einfachen und klaren Worten. Dennoch steckt mehr hinter diesem Lied:
„Immer wieder sehen wir diese Bilder der übervollen Flüchtlingsboote, die übers Mittelmeer kommen und die neben all dem Leid und der Qual auch die Hoffnung für ihre Familien in sich tragen, dass die Zukunft besser wird, als das, was hinter ihnen liegt. Wir sind sicher keine politische Band, aber sowas geht natürlich nicht an uns vorbei, und daher thematisieren wir es auch. Wer jedoch in diesem Lied das Liebeslied sieht und sehen will, der soll das auch so sehen, der darf das auch so sehen.“
Derzeit ist Schandmaul noch mit dem Grafen und Unheilig auf Tour, zum ersten Mal überhaupt stehen sie dabei als Support auf der Bühne. Da aber das Leben mit der Volljährigkeit eigentlich erst so richtig losgeht, sind die kommenden Projekte schon fest im Visier. Natürlich steht dabei die Headlinertour im Fokus, Schandmaul wird am 19.11. dieses Jahres in Bochum und am 10.12. in Köln die Bühnen entern, darüber hinaus sind aber auch weitere Projekte in Planung:
„Wir arbeiten weiter am „Schandmäulchen“ und werden einen Nachfolger unserer Kinderlieder-CD veröffentlichen. Darüber hinaus sind bereits die Planungen für unser Jubiläumsjahr 2018 in vollem Gange, wenn Schandmaul 20 Jahre alt wird, werden wir das mit einer Jubiläumstour und einer Live-DVD entsprechend feiern.“
Aktuelles Album: Leuchtfeuer (Sony)
Weitere Infos: www.schandmaul.de