Bis dahin war die Violine als Soloinstrument in der Rockmusik nicht weiter aufgefallen, und wenn dieses Instrument Anwendung fand, dann doch eher in untergeordneter Rolle. Ally The Fiddle, mit bürgerlichem Namen Ally Storch, ist vor Zeiten angetreten, ihre E-Violine nicht mehr als bloßes Begleitinstrument zu behandeln, sondern zum „Zentrum der Kompositionen und der Live-Auftritte“ (Homepage) zu machen.
Wieso denn überhaupt Geige? „Meine Mutter hatte den Wunsch, dass jedes ihrer Kinder ein Instrument lernt. Ich war zwar in der musikalischen Früherziehung und konnte dort viele Instrumente kennenlernen, allerdings spielte der Nachbarsjunge Geige, und meine Schwester und ich stritten darum, wer ihn später einmal heiraten dürfe. Natürlich malte ich mir bessere Chancen aus, wenn ich ebenfalls Geige spielen würde. Als ich sechs Jahre alt war, habe ich also mit der Geige angefangen und ich habe, bis ich erwachsen wurde, nichts anderes als Klassik gemacht.“So nahm also das musikalische Schicksal seinen Lauf. Und was aus Ally und dem Nachbarsjungen wurde, klären wir ein andermal. Gibt es ein paar gute Ratschläge für alle, die Geige spielen lernen möchte?
„Um es ernsthaft anzugehen, würde ich jedem empfehlen, sich von Anfang an einen guten Lehrer zu suchen. Jemanden, der mit Passion und Ernsthaftigkeit dabei ist.“
Aber von Gitarre, Bass und Schlagzeug weiß man, dass es auch ohne Lehrer ganz gut klappen kann.
„Sich selbst das Geigenspiel beizubringen, hat viele Vorteile. Ich kann mir vorstellen, dass man einen natürlicheren Zugang zum Instrument erhält und die "Verstellung" durch die Klassik umgeht. Ich erlebe immer wieder, dass man einen sehr auf die Klassik fokussierten Blick bekommt und dadurch oft nicht wahrnimmt, welcher Wert in anderen musikalischen Spielarten steckt. Eine Ausbildung ohne Lehrer würde ich aber nur Erwachsenen empfehlen. Man muss sich vergegenwärtigen, dass man sich ohne Lehrer eventuell spieltechnisch limitiert. Saubere Grundlagen sind halt wertvoll.“
Welches sind die Besonderheiten der Geige, die Ally spielt?
„Ich spiele im Moment eine sechssaitige elektrische Geige. Sie hat also zwei zusätzliche tiefe Saiten, die mich bis hinunter in die Lagen des Cellos spielen lässt. Dadurch, dass sie einen Holzrahmen hat, hat sie von Natur aus bereits einen sehr schönen E-Geigenklang. Sie wurde von Uli Schwabe gebaut. Er ist selbst Geiger und hat alle baulichen Probleme bedacht, die durch die beiden zusätzlichen Saiten entstehen. Ich bin also rundum glücklich damit.“
Widmen wir uns nun der Musik von Ally The Fiddle.
Sind Dir schon Leute begegnet, die Deine Musik mit der Violine im Zentrum ablehnen?
„Nein, Ich habe eher den Eindruck, für Verwunderung zu sorgen und dass das Publikum gerade sortiert, was ich ihnen da vorsetze.“
Wie funktioniert Euer Songwriting?
„Ich habe die Grundidee und schaue dann die Riffs durch, die meine Gitarristen geschrieben hatten. Ich habe dann den Luxus, mir die auszusuchen, die mich am meisten ansprechen. Daraus "baue" ich dann die Songs und schreibe die Texte.“
Da Ally ja nicht nur mit der eigenen Band, sondern darüber hinaus auch als Gast- und Studiomusikerin für keineswegs unbekannte Bands wie zum Beispiel Schandmaul aktiv ist, drängt sich die Frage auf, wie sie das alles unter einen Hut bekommt.
„Es funktioniert vor allem, weil ich mir bei Schandmaul den Job mit anderen Geigern teile. Ansonsten machen wir eine kollegiale Absprache und das funktioniert sehr gut.“
Wo sieht Ally die nachhaltigsten Veränderungen im Business?
„Das dramatischste ist wahrscheinlich der Rückgang der Verkäufe auf dem Tonträgermarkt. Dadurch drängen noch mehr Künstler in den Livemusikmarkt, die Veranstalter sind immer weniger bereit, finanzielle Risiken für Newcomer einzugehen. Das macht uns das Leben immer schwieriger“
Wo steuert Band hin, was sind die Plane?
„Da mir die Musik meiner eigenen Band so wichtig ist, werden wir unseren Weg beharrlich weitergehen. Allerdings erhoffe ich mir mithilfe unserer wunderbaren Plattenfirma "Gentle Art of Music" im Bereich der Prog- und Jazzrockliebhaber stärker präsent zu werden, auf zu uns passendere Festivals zu kommen und somit weiter unserem Weg aufwärts zu folgen.“
Die aktuelle CD ´Up´ erscheint dieser Tage und sei dem geneigten Musikhörer hiermit nochmals wärmstens empfohlen.
Aktuelles Album: Up (GAOM / Soulfood)
Foto: Jürgen Skrotzky