Das soll jetzt hier kein Applausgeschreibe für Drogen aller Art werden. Nein, nein! Es geht definitiv um die Münchner Band namens „Die Drogen.“ Das sie von Anfang an spalten ist ihnen klar: „Es gibt beispielsweise Radiosender, die spielen uns nicht, ohne jemals die Musik gehört zu haben“, ist sich der mit Südtiroler Herkunft Sänger Hari Bauhofer durchaus bewusst, „nur wegen der Namensgebung. Dabei gehört ja wohl nicht wirklich viel Phantasie dazu, um zu erkennen, dass unsere Musik die Droge ist, um die es geht und mit der wir süchtig machen wollen!“
Legale akustische SubstanzenDie Musik macht jedoch nicht nur süchtig, sie lässt ohne Umschweife den akustischen Sommer ausbrechen, selbst dann, wenn der Himmel grau und verhangen ist. Sogar die Notenkugeln scheinen einen Kranz aus Sonnenstrahlen zu tragen. Dieser Soundtrack taugt genauso für eine laue Sommernacht, wie für die brachiale Nachthitze. Die Stücke plätschern nicht dahin, sie nehmen unmittelbar rasende Fahrt auf. Die Trommel drängt massiv zum Aufbruch, die Gitarre lacht schallend dazwischen und der Bass fordert zum Tanz auf. Das die erste vorgelegte Single „Süchtig nach dir“ heißt, ist denn auch eher konsequent als verwunderlich. Ihre musikalische Prägung haben Die Drogen einerseits von The Beatles erfahren: „Von denen stammt der ausgeprägt melodische 60er-Jahre-Gitarren-Sound“, blickt Hari Bauhofer ein wenig zurück in die Rockgeschichte. Andererseits spielen Led Zeppelin eine tragende Rolle in der musikalischen Sozialisation:
“Ihnen schieben wir gerne die Verantwortung für die geilen, rockigen Riffs in unseren Liedern zu“, fährt er fort. Und wer wird für den leichten Hang zum Off-Beat in die Pflicht genommen? „Nun, da hat die Szene rund um The Specials einiges bewirkt.“ Und noch ein anderer hat bei Die Drogen etwas bewirkt. Uwe Hoffmann, der bereits bei Platten von Die Ärzte, Terrorgruppe oder auch Sportfreunde Stiller Hand anlegte. Er ist verantwortlich für eine verdammt gute Produktion.
Rotzfrech aus der Seele
Uwe Hoffmann ist auch die imaginäre Brücke von den englischen Verantwortlichkeiten zu den deutschen. Neben seiner Produktion kommen auch die Texte auf Deutsch daher. Das war nicht immer so. Hat aber seinen guten Grund:
„Selig und die Hip Hopper Absolute Beginner und Samy Deluxe haben mir gezeigt, es geht auch in Deutsch, ohne gleich Schlager abzuliefern“, erklärt Hari Bauhofer den Sinneswandel, „seitdem singen wir in der Muttersprache und lassen es direkt und rotzfrech aus der Seele fließen, auch um eine euphorische Mitsing-Stimmung zu erzeugen.“ Bei Drogen stellt sich bekanntermaßen immer auch die Frage der Dosierung. Die Drogen haben deshalb auch nicht von Anfang an die volle Dröhnung abgegeben.
„Wir sind ein kleines Do-It-Yourself-Unternehmen, wir haben daher nur ein bescheidenes Bandbudget“, erklärt Bassist Louis D., „deshalb haben wir zunächst Singles hintereinander weg im Netz veröffentlicht. Sozusagen, um die Leute anzufixen. Jetzt ist die Zeit reif für ein komplettes Album.“
Und nicht nur das. Ihren Bauchladen haben sich Die Drogen auch umgeschnallt und ziehen damit von Club zu Club. Alles, ihr gesamtes Leben haben sie ab sofort einem Ziel untergeordnet:
„Wenn es uns gelingt, mit unseren Klängen süchtig zu machen“, lacht Louis D. „und uns rattenfängergleich Scharen von Musikjunkies folgen, dann haben wir das erreicht, was wir wollen.“
Somit macht die Band ihrem Namen alle Ehre. Nur, dass sie die Guten sind. Die richtig Guten. Zu denen bedenkenlos und in voller Dröhnung gegriffen werden kann. Auch ohne den Beipack-zettel bis ins Kleinste zu lesen.
Aktuelles Album:
Jetzt Im Handel (Sonicsound Music/Rough Trade)