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CHRIS ECKMAN

Brüder im Geiste

CHRIS ECKMAN

Chris Eckman ist gemeinhin bekannt als Frontmann der Walkabouts und als Teil des aus dieser Band resultierenden Duo-Projektes Chris & Carla. Daneben veröffentlicht er – wenn es die Zeit erlaubt – auch hin und wieder Solo-Scheiben, wie zum Beispiel das nun vorliegende „The Last Side Of The Mountain“.

Die erwähnte erlaubte Zeit wird dabei allerdings immer knapper, denn Chris ist als Produzent, Filmkomponist im heimischen Slowenien und seit Neuestem auch als Session-Musiker (z.B. bei der Willard Grant Conspiracy oder Steve Wynn) ein gesuchter Mann, so dass Projekte wie das vorliegende auch immer etwas Besonderes darstellen.

In dem Fall ist das so, dass die Songs des neuen Albums allesamt auf Gedichten des slowenischen Dichters Dane Zajc basieren. Der 2006 verstorbene Zajc war in seiner Heimat eine Ikone – unter anderem auch als Performance-Künstler – und seine Gedichte kommen in ihrer düsteren, bildgewaltig strukturierten Sprache dem sehr nahe, was Chris auch in seinen eigenen Songs umsetzen würde – was wohl auch der Grund für die Idee war, nach jemanden anderes Pfeife zu tanzen – bzw. Worten zu singen.

„Endlich mal eine Scheibe, von der ich behaupten kann, dass die Texte großartig sind ohne allzu egozentrisch zu wirken“, formuliert Chris das Ergebnis. Dennoch klingt das Album unter dem Strich, wie ein ganz „normales“, typisches Chris Eckman-Werk.

„Ja, und ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen“, führt Chris aus, „denn den Titel des Albums, 'Last Side Of The Mountain' wählte ich sehr bewusst aus. Es ist natürlich der Titel eines Gedichtes von Dane, aber ich habe es als Titel ausgewählt, weil mich Dane's Gedichte auch an Townes Van Zandt erinnerten – namentlich an 'My Mother The Mountain'. Sogar das Covermotiv, auf dem ich auf einem Stuhl in einem fast leeren Raum sitze, ist eine Hommage an Townes.“

Chris Eckman war mit Townes Van Zandt befreundet und betrachtet diesen als Vorbild in Sachen Songwriting. Im Prinzip findet also auf diesem Album Gleichgesinntes zueinander – weswegen es vermutlich auch atmosphärisch ziemlich dicht und schlüssig klingt, nicht wahr?

„Der Sound war mir schon sehr wichtig“, räumt Chris ein, „es ist aber vielmehr so, dass mich die slawische Mentalität – sei es die Musik oder die Gedichte Danes – an meine eigenen, amerikanischen Wurzeln erinnern und das so alles recht gut zusammenpasst.“

Daher ist das Album auch wieder recht düster geworden, oder?

„Das stimmt schon“, bestätigt Chris, „das liegt einfach in der Natur der Sache.“

Steve Wynn, mit dem zusammen Chris zuletzt dessen Scheibe „Crossing Dragon Bridge“ aufnahm und der auf dem neuen Track „The Same“ auch als Gast auftritt, sagte, dass ihn der Aufenthalt in Ljubljana inspiriert habe, slawische Elemente in seine eigenen Songs einfließen zu lassen. Das ist indes auf Chris Album deutlich stärker ausgeprägt. So wurde die Musik komplett von slowenischen Musikern eingespielt und Chris griff – insbesondere bei den seinen Film-Arbeiten entlehnten instrumentalen Passagen – auch auf östliches Musikgut zurück.

„Das räume ich auch ein“, gesteht Chris, „ich beschäftige mich durchaus mit slawischer Musik – aber ich wollte mich auf der anderen Seite auch nicht selbst verleugnen und ein Folklore Album einspielen.“

Obwohl also das Album mit vorhandenem Material arbeitet und obwohl Chris sich musikalisch teilweise neu orientierte, ist das Ergebnis ein klassisches Werk des Mannes, den viele für einen der größten Melancholiker unserer Zeit halten.

„Ich will aber versuchen, in Zukunft auch mal lebensbejahendere Songs zu schreiben“, verspricht Chris abschließend.

Aktuelles Album: The Last Side Of The Mountain (Glitterhouse / Indigo)



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