Dem Schicksal zu entrinnen ist ein Ding der Unmöglichkeit und auch Nichts, was Escape the Fate nötig hätten, denn kaum einer Newcomer-Band sind die Sterne so günstig gesonnen, wie Graig & Co. Dem heißen Wüstensand Nevadas entsprungen, haben sie schon einige Meilensteine auf ihrem Weg nach oben zu verbuchen, sei es das Gefängnisbedingte Ausscheiden ihres ersten Sängers oder ein Deal mit Epitaph gleich zu Anfang ihrer Karriere.
Die vier Jungs mit Wahlheimat Las Vegas sind piepenjung, tätowiert und ziehen das Augenmerk durch schnoddrige Coolness auf sich. Sie glauben unerschütterlich an ihren Erfolg - ‚ We are not so huge and famous yet‘ ist ein oft zitierter Ausspruch - und das mit soviel jugendlichem Charme, dass einem der Gedanke an Überheblichkeit oder gar Arroganz gar nicht erst kommt. Dass ihre Musik als Emo bezeichnet wird, kann man da tatsächlich verzeihen.Wie alle Bandgeschichten beginnt auch diese damit, dass sämtliche Mitglieder seit dem Kindergarten in anderen Combos rumexperimentierten. Den Stein ins Rollen brachte schließlich im September 2005 ein Radiowettbewerb, in dem keine geringeren als ‚My Chemical Romance‘ als Juroren auf dem Tapet erschienen.
„Wir erfuhren erst kurz vor Bewerbungsschluss von diesem Wettbewerb. Wir hatten damals einen Freund, der als so eine Art Manager fungierte; Der rief uns an und drängelte, wir sollten teilnehmen. Wir schickten also ein Demo ein, ohne uns allzu große Chancen auszurechnen und vergaßen das Ganze schon fast wieder, bis wir eines Tages einen Anruf bekamen: Hey Jungs, Ihr eröffnet eine ‚My Chemical Romance‘ Show. Wir sind fast aus den Latschen gekippt.“
Ziemlich zügig ging es dann auch weiter Richtung Ruhm und Ehre. Kaum hatte das Kultlabel Epitaph von den smarten Jungs aus Sin City Wind bekommen, wurde auch schon mit dem ersten heißersehnten Plattendeal gelockt. Dass angesichts dieser Tatsache so manch andere Band vor Neid in den Teppich beißt, ist wohl kein Wunder, bestanden ‚Escape The Fate‘ zu diesem Zeitpunkt gerade mal ein Jahr.
Aber damit noch nicht genug: 2006 spielten ‚Escape the Fate‘ sich auf der kompletten Vans Warped Tour den Arsch ab und mauserten sich vom Support Act zum Publikumsliebling. Wohlverdient! Klettert mal jeden Tag in mörderischer Mittagshitze auf die Bühne und sauft die ganze Nacht durch. Der erste große Rock‘n‘Roll Test war bestanden!
„Die erste Warped Tour war der Hammer. Wir dachten die ganze Zeit ‚Oh, mein Gott, ein Traum wird wahr - wir sitzen hier back-stage mit all den Bands, die wir schon immer cool fanden.‘ Wir haben nicht damit gerechnet, dass irgendjemand uns großartig Beachtung schenken würde. Umso mehr waren wir selig, dass so viele Kids von uns begeistert waren.“
Tja, leider besteht das Leben nicht aus purer Zuckerwatte und so dräuten sich die ersten finsteren Gewitterwolken am Rockstarhimmel: Sänger Ronnie Radke hatte nicht nur zunehmend mit Drogenproblemen zu kämpfen, sondern wurde auch noch in eine Schießerei verwickelt, bei der jemand ums Leben kam. Das Aus für die Screamo-Kapelle schien vorprogrammiert:
„Ronnies Drogenprobleme gefährdeten die Band von jeher. Wegen verschiedener Rehabs waren wir nicht in der Lage, die Staaten für längere Zeit zu verlassen. Als er dann noch an diesem Mord mitschuldig wurde, untersagten die Bewährungsauflagen auch, dass er den Staat Nevada verlassen durfte. Längere Touren waren also mit ihm nicht möglich. Gar nicht zu erwähnen, dass er uns immer die Hölle heiß gemacht hat, wenn irgendwas nicht nach seiner Nase ging. Er ist dauernd total ausgerastet und an irgendwelche produktive Diskussionen waren gar nicht zu denken. Selbst im Gefängnis schaffte er es noch sich daneben zu benehmen und alle zu terrorisieren. Wie ein Wink des Schicksal stieß dann unser neuer Sänger Graig Mabbit durch gemeinsame Freunde zu uns und es ist perfekt. Wir sind total froh über diese Wendung, auch wenn viele unserer Fans immer noch Ronnie hinterher weinen.“
Dank dieser Veränderung erobern Max, Monte, Robert und Graig heute Nevada und morgen die ganze Welt. Eine Monstertour kreuz und quer durch die USA steht auf dem Programm, gespielt wird von Hollywood bis Akron/Ohio und wieder zurück, einen Rattenschwanz stetig wachsender Fanscharen hinter sich herziehend. So dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis ´being not so huge and famous yet´ sich erledigt hat.
Aktuelles Album: This War Is Ours (Epitaph / SPV)
Foto: Tim Harmon