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JUD

Die Besonderheit des Augenblicks

JUD

Manch geliebte Band verschwindet für Jahre in der Versenkung und wenn man schon fast die Hoffnung aufgegeben hat, jemals wieder von ihr zu hören,steht sie wie ein Phoenix aus der Asche auf, um mit einem neuen Album augenblicklich über die Jahre der Entbehrung hinwegzutrösten. So geschehen bei Jud, die sieben Jahre wie vom Erdboden verschluckt waren, um nun mit ihrer neuesten Scheibe nahtlos an alte Erfolge, wie ihr 2001 erschienes ‚Perfect Life‘ anzuknüpfen. Der Name ihres neuesten Albums ‚Sufferboy‘ verspricht eine interessante Story:

Der Name ihres neuesten Albums ‚Sufferboy‘ verspricht eine interessante Story:

„‚Sufferboy‘ ist der Name eines alten Songs von uns und es handelt von einem Typen, der in einer Bar rumhängt und versucht, den ganzen betrunkenen Jungs zu erklären, wie es ist, ein Künstler zu sein. Natürlich versteht ihn keiner und daher ‚Sufferboy‘. Wir fanden, dass dieser Titel Power hat und sehr gut passt.”

Sieben Jahre sind eine lange Zeit und es ist kaum vorstellbar, dass jemand, der so von dem Drang Musik zu machen getrieben ist, wie Jud Mastermind David Clemmons, untätig herumgesessen und Geranien gezüchtet hat. Mitnichten!

„Ich habe in der Zwischenzeit fünf Alben unter meinem eigenen Namen und mit meiner zweiten Band Fullbliss aufgenommen. Oh, und einige Babies gemacht: Ich habe mittlerweile drei Kids und einen Stiefsohn und ich glaube, die Tatsache dass ich mit meiner Familie sehr beschäftigt bin, ist auch mitverantwortlich dafür, dass meine neue Scheibe sich von ihren Vorgängern in ihrer Intensität unterscheidet. Wenn man mal dazu kommt Musik zu machen, dann packt man auch alle Inspiration und Ideen hinein, deren man fähig ist in diese Momente hinein. Es ist ein ganz anderer Schaffensprozess: Als Teenager konnte man Musik machen und proben, wann immer man Lust dazu hatte. Man war sich der Besonderheit nicht bewusst.“

Die Geschichte von Jud, ist die von drei Schulfreunden aus Virginia, die sich irgendwann zusammen taten, um eine Band zu gründen und auf der Suche nach Geld, Gold und Glück nach L.A. gingen. So weit - so gut!!

Mittlerweile ist von der Orginalbesetzung nur noch Sänger David übrig und der hatte nach mehr als 15 Jahre den kalifornischen Moloch satt und siedelte über nach Berlin, wo man sich musikalisch dank Blixa Bargeld, Nick Cave und David Bowie in allerbester Gesellschaft befindet.

Die Liebe nicht zu vergessen, die manchmal seltsame Wege geht.

„Nach der langen Zeit in L.A. war es Zeit für einen Wechsel. Ich hatte einfach schon lange das Gefühl, dass kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen war. Ich war nur ein Sklave in einer Riesenmaschine. Du spielst Dir jahrelang den Arsch ab und alles, was dabei rumkommt ist, dass 20 Deiner Freunde zu einem Gig erscheinen.”

In Berlin hat man Musiker viel mehr Raum sich zu entwickeln und Anerkennung zu finden. Mal ganz davon abgesehen, dass die Lebensqualität hier wesentlich höher ist als in den Staaten. Ich meine, drüben gibt es eine Menge Dinge, die nicht besonders gut funktionieren. Leute können sich keine Krankenversicherung leisten oder erschießen sich gegenseitig. Es ist, als würde man immer noch experimentieren, wie alles zu laufen hat. Europa ist den USA hunderte von Jahren an Erfahrung voraus und in vielen Dingen einfach praktischer, egal ob es um die Bauweise der Straßen oder die Art der Lebensmittel, die in den Geschäften verkauft werden, geht. Vielleicht braucht Amerika noch 100 Jahre, um das Niveau Europas zu erreichen. Der Liebe wegen bin ich sowieso die ganze Zeit zwischen L.A. und Berlin gependelt und so war es irgendwann keine Frage mehr, ganz hierzubleiben.“

‚Sufferboy‘ wurde übrigens von keinem Geringeren als John Caffery produziert, der schon Joy Division und den Einstürzenden Neubauten den letzten Schliff verpasste. Die Stunden, Tage und Wochen, die er masterte und mixte wären eigentlich unbezahlbar gewesen, wäre er nicht zu einem Fan der Band geworden, der diesem Album unbedingt auf den Weg helfen wollte.

Auf der Suche nach einem Abschlussstatement gerate ich wie immer ins Schwimmen: David gab einen Song von unserer beider Alltimefavourit-Album ‚Joshua Tree‘ zum Besten.

Eat your heart Bono Vox!!

Aktuelles Album: Sufferboy (Noisolution / Indigo)






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