Oberflächlichkeiten gibt es woanders: Auch auf seinem Debüt nach fünfzehn Jahren und drei Bands lässt Jonah Matranga Dich an seinem Leben teilhaben wie kein anderer.
„Schlechten Menschen geht es immer gut.“ Wenn an dieser Weisheit was dran wäre, Jonah Matranga müsste im Umkehrschluss ein toddeprimierter Typ sein.„Ich bin glucklich“, sagt und vermittelt der heute 38-jährige glaubhaft, „auch wenn wir alle unsere Probleme haben. Tief unter den dunklen Seiten sitzt eine Menge Freude. Man muss nicht alles perfekt machen, sondern ehrlich zu sich selbst und anderen Menschen sein und einen guten Weg zu finden, danke zu sagen.“
Sein neues Album „And“ ist das beste Zeugnis für diesen rausgekehrten Optimismus und den Inbegriff von Dankbarkeit. Gemeinsam mit Sam Siegler (Rival Schools, CIV) und Ian Love (Rival Schools) hat der gebürtige Bostoner elf Songs aufgenommen, die, der Tradition seiner unzähligen Soloaufnahmen als Onelinedrawing folgend, im reduzierten Songwritertum daherkommen und gute Freunde mit Dir werden.
„Du läufst die Straße entlang und siehst ein seltsam aussehendes Tier, das Du noch nie zuvor gesehen hast. Es ist schön, mysteriös, Du bist neugierig. Du willst ihm folgen, sein Verhalten beobachten und etwas darüber lernen. So ist es für mich, einen Song zu schreiben.“
Lieder, die entblößen, aber nicht nackt sind. Lieder ohne eine Spur von Frust, zu denen sich Menschen verlieben. Jonah sinniert weiter:
„Wenn meine Songs Teil eines Lebens anderer Menschen werden, ist dass das schönste Kompliment.“
Um die Nahbarkeit seiner Kunst musste sich der Vater einer 13-jährigen Tochter aber noch nie Sorgen machen. Seine erste Band Far gilt bis heute unfreiwillig als Emo-Pionier, New End Original bedeuteten vielen ein kleines Leben, Gratitude waren ein glattpolierter Ausflug und „in vieler Hinsicht schrecklich“. Im Gegensatz zum Post-Hardcore-Urgestein Gorilla Biscuits seines Kumpels Walter Schreifels, dem er irgendwann auf Reisen gerne mal nach Berlin folgen würde, scheinen Reunions allesamt ausgeschlossen:
„Ich bin stolz auf Far und alles folgende. Aber heute sind wir alle so beschäftigt in unseren Leben, dass der Geist einer engen Freundschaft kaum wiederkehren kann. Und ohne das ist eine Band mehr nerviges Ärgernis als alles andere. Wenn es sich nicht wie eine Familie anfühlt, will ich das nicht.“
Und wer wäre denn böse, denn die immerwährende Konstante in Jonahs Musik, „ein Gefühl rauszulassen, herauszufordern, nicht wie ein bestimmter Trend zu klingen und die Intelligenz anderer nicht zu beleidigen“ dominiert auch auf „And“, tatsächlich übrigens Jonahs erste Veröffentlichung in Deutschland.
„Bei diesen McEmo-Bands“, sagt er weiter, „werden nur Aussehen und Gefühle kopiert, um Kohle zu machen.“
Jonah lebt solo in San Francisco und erledigt vom Produzieren über das Layout bis zum Merchverkauf im Mailorder und auf seinen kleinen Shows alles selbst. „It´s not all about the benjamins“ singt er dort jeden Abend in „Living Small“.
„Ich rocke niemals Millionen Menschen auf einmal, erreiche dafür hoffentlich jeden Einzelnen unmittelbarer. So sollte Musik sein. Das macht beide Seiten glücklich.“
Aktuelles Album: And (Artic Rodeo Recs.)
Weitere Infos: http://www.jonahmatranga.com/