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THE BREEDERS

Zurück?!

THE BREEDERS

Kim Deal trinkt so viel wie ein Fernfahrer, raucht wahrscheinlich sogar noch mehr und redet auch wie einer. Trotzdem verdient sie ihre Brötchen natürlich nicht auf dem Fahrersitz eines Trucks, sondern auf den Rock‘n‘Roll-Bühnen der Welt. Ganz früher bei den legendären Pixies, jetzt mit den kaum weniger sagenumwobenen The Breeders. Die hatten – das seltsame 1996er Album unter dem Pseudonym The Amps nicht mitgezählt – seit knapp neun Jahren plattentechnisch nichts mehr von sich hören lassen, bevor sie nun dieser Tage mit dem Album "Title TK" ins Blickfeld der Öffentlichkeit zurückkehren.

Dass die Band bis auf Kim und ihre Zwillingsschwester Kelley komplett umbesetzt worden ist, verwundert ob der langen Pause kaum. Etwas seltsamer dagegen ist, dass die Aufnahmen zu "Title TK" laut Plattencover bereits 1999 begonnen haben. "Es gibt diese Gerüchte, dass ich schon vor Jahren ein ganzes Album aufgenommen hätte und dann einfach nicht veröffentlicht habe. Das stimmt nicht", erklärt uns eine ziemlich angetrunkene Kim Deal beim WESTZEIT-Interview in Köln. "Richtig ist, dass ich schon 1997 zu Hause in Dayton, Ohio, Demos gemacht hatte, die echt gut klangen, doch als ich die Songs dann in New York City in diesem sündhaft teuren Studio aufnehmen wollte, haben wir einfach nichts auf die Reihe bekommen. Nicht zuletzt, weil Kokain und Schlagzeugspielen einfach nicht zusammenpassen. Wir saßen also zwei Monate in diesem 1500- Dollar-pro-Tag-Studio und haben nichts hinbekommen. Doch dann lernte ich in einer Bar die Typen von [der US-Punklegende] Fear kennen, die jetzt mit mir bei den Breeders spielen! Ich kam zur Tür rein, sah den Manager von Fear und dachte: ’Oh, das ist interessant’. Da wusste ich noch nicht, dass die Jungs von der Band selbst auch dort waren, denn sie sehen ja nicht so aus, als würden sie bei Fear spielen, sie sehen eher aus wie die Roadies der Band, hahaha. Jedenfalls haben wir die ganze Nacht zusammen rumgehangen, und dann habe ich sie zum Jammen eingeladen, denn das Studio, in dem ich gerade die ersten Aufnahmen für die neue Platte machte, war nur zwei Blocks entfernt. Und so haben wir dann bis zum Morgengrauen zusammen gespielt. Das lief so gut, dass ich spontan sagte: Ich komme zu euch nach East Los Angeles, und dann machen wir dort weiter!" Und Neu-Bassist Mando Lopez fügt an: "Im ersten Moment dachten wir: Die spinnt total! East Los Angeles ist nicht gerade das vornehmste Viertel, warum sollte jemand wie Kim dort freiwillig hinziehen? Irgendwann stand sie dann allerdings bei uns vor der Haustür, einen ganzen Möbelwagen voll mit ihrem Zeug. Unser Kumpel Anthony hat ihr dann geholfen, eine Bleibe zu finden, und seitdem spielen wir zusammen!"THE BREEDERSDass Kim ihre Band – die bereits Mitte Juni für zwei Shows nach Deutschland kommen soll und dann vielleicht sogar ihre schräge Coverversion der Titelmelodie von "Buffy" (!) spielen wird - für die dritte LP zum dritten Mal komplett umkrempeln musste, missfällt ihr übrigens ebenso wie einigen Fans: "Wenn es nach mir ginge, hätte ich die Band mit vier Leuten gegründet, und die wären auch heute noch dabei. Nach der zweiten Platte habe ich das ja versucht. Die Scheibe der Amps erschien nur deshalb nicht als Breeders-Album, weil mich die anderen in der Band um eine Auszeit gebeten hatten und ich mich ihnen gegenüber loyal verhalten wollte. Hätte ich gewusst, dass sie eh nicht zurückkommen, hätte ich aus der Amps-Platte damals schon ein Breeders-Album gemacht." Während die neue Scheibe beim ersten Hören kantig und unzugänglich erscheint, offenbart sie nach mehrmaligem Hören doch altbekannte Breeders-Qualitäten. Aufgenommen wurde die Platten nach den Schwierigkeiten in New York letztendlich im Electrical Audio Studio in Chicago, der Wirkungsstätte von Steve Albini. Der hatte bekanntlich bereits "Surfer Rosa", das grandiose erste Album der Pixies 1987, aufgenommen und auch das Breeders-Debut "Pod" von 1990 betreut. Die kompetente Mithilfe des Mischpult-Meisters garantiert zudem, dass auf "Title TK" das Fehlen von Single-Überhits wie "Cannonball" oder "Divine Hammer", die das 1993er Album "Last Splash" auch zu einem Favoriten der MTV-Generation gemacht hatten, hier durch musikalische und soundtechnische Geschlossenheit wettgemacht wird. Wie Kim Deal ist auch diese Platte der Breeders stets ein bisschen seltsam, aber gerade das macht sie letztendlich zu einem schaurig-charmanten Hörerlebnis.

Aktuelles Album: "Title TK" (4AD/Connected)
Foto: Pressefreigabe

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