Der Retro-Himmel zieht sich langsam zu. Wenn unsere liebste Britney schon die wunderbare Joan Jett covern muss, um im Gespräch zu bleiben, kommt ein Album wie „Machine Says Yes“ von FC Kahuna geradezu wie ein Griff in den Goldtopf. Spielerisch verzückt das Elektronikduo mit House- und ChillOut-Klängen, die dem seligen Acid ohne Zweifel ihren Tribut zollen und frischen Wind auf die Dancefloors blasen. Klangschrauber Dan Ormondroyd berichtete wohlwollend über die Hintergründe der Band, die sich nach der Burgerfirma, von der in Pulp Fiction erzählt wird, bennante.
Zusammen mit seinem Recording-Partner Jon Nowell erschuf Dan ein Album, das in Londoner Elektronikkreisen schon weite Beachtung gefunden hat. Dessen Titel mutet auf Anhieb etwas positiv-skeptisch an. „Mindestens 30% der Zeit, die Du vorm Computer verbringst, sagen die Maschinen immer „Nein!“. Als wir zuletzt, vor etwa 4 Monaten, gemeinsam im Studio waren, haben sie unentschuldigt und aus keinem bestimmten Grund ein wenig rumgezickt.“ Dennoch gibt es für die beiden Briten keinen Grund, sich mehr „humaneren“ Produktionsweisen hinzugeben. Jedenfalls momentan nicht. „Für uns ist Musik einfach grenzenlos. Wenn wir die Notwendigkeit verspüren, ein Rockalbum zu produzieren, kann das genauso passieren. Für „Machine Says Yes“ hatten wir einfach den Wunsch, die moderne Technologie zu umarmen. Beim nächsten Album kann das alles ganz anders sein.“ Die ungemein stimmigen Stilmixe (im elektronischen Sektor) stehen dem Album äußerst gut zu Gesicht, favorisierte Styles sind da nur schwerlich auszumachen. „Ich mag die große Spannweite der elektronischen Musik. Besonders stehe ich auf die Endachtziger-Klamotten, frühen Techno, die Anfänge des Warp-Labels und Sheffield AcidHouse-Sachen. Ich mag diese Zeit besonders, weil die Musiker damals nicht nach festen Mustern und Plänen vorgingen und viel Raum zum Experimentieren hatten. Alles war anders: die Clubmusik war viel natürlicher, das Equipment war egal, die Szene hatte andere Drogen... Viele Künstler haben ihre emotionale Kraft ganz anders repräsentiert, es wurden noch echte Gefühle vermittelt.“ Und auch diesen Anspruch vereint FC/Kahuna in sich. Wie es der Meister selbst nennt: Elektronisch-exeprimentellen Maschinen-Funk-Pop. Und das mit einem guten Schuss Soul. Bereits der wunderbare Opener „Fear Of Guitars“ verwirrt und betört gleichzeitig. „Eigentlich hatten wir nie Angst vor Gitarren, wollten sie aber vermeiden. Ich bin sehr stolz auf diese Nummer, sie war auch eine der letzten, die wir fertigstellten. Normalerweise hören sich Gitarren im Dance-Kontext immer scheisse an, somit war das eine Herausforderung. Es ist ein bisschen widersprüchlich, passte aber im Endeffekt zum Album und hat eine starke Melodieführung. Ausserdem unterscheidet er sich durch die unkonventionelle Grundidee und sein minimalistisches Ambiente. Im DJ-Set passen Songs wie „Glitterball“ oder „Mindset To Cycle“ natürlich wesentlich besser, aber wir haben keinen einzigen Song in Hinsicht auf Kommerz produziert, sondern wollten einfach jeden Track so stark erscheinen lassen, wie nur eben möglich.“ Und eben das ist den Beiden exzellent gelungen. Mit viel Charme und weichen wie beissenden Sounds keilen sich die Songs sofort ins Mark und wissen jederzeit ein breites Publikum zu überzeugen. Ob melodiös verträumt oder knackig tanzbar - an FC/Kahuna führt derzeit einfach kein Weg vorbei. Wir sehen uns auf der Tanzfläche. Oder am Wasserspender.Aktuelles Album: Machine Says Yes (City Rockers/Ministry Of Sound)