Wenn sich eine Band im letzten Jahr den sprichwörtlichen Arsch abgespielt hat, dann wohl Die Happy. Mehr als 130 Shows zählte ihre Tour und auch in diesem Jahr steht zur Präsentation des neuen Albums „Beautiful Morning“ wieder eine grosse Reise durch die Republik an. Bassist Ralph erklärte Westzeit die Gratwanderung zwischen Ermüdung und purer Spielfreude.
„Wir haben schon vor, unsere Live-Aktivitäten etwas zurückzuschrauben, aber ich denke, wir kommen wohl nicht darum herum. Ausserdem wollen wir im europäischen Ausland Fuß fassen sowie größere Clubs spielen. Sicherlich schlaucht die ganze Fahrerei immens, aber wenn man auf der Bühne steht, kann man sich trotz des Automatismus, der mit dem Spielen immergleicher Songs einhergeht, aufmerksam mit den Leuten beschäftigen. Das macht dann wiederum großen Spaß.“ Dieses angenehme Gefühl resultiert zum Teil wohl auch daraus, dass sich die Vorzeichen deutlich verbessert haben, dass eine hohe Besucherzahl den Reisestandard anhob und sich die Arbeit finanziell trägt. Somit kann sich die Band ein paar Annehmlichkeiten gönnen, die das Ergebnis sonst eher abschwächen würden. Somit gilt der Dank vorzugsweise den Fans, die dies möglich machen. „Nach unseren Konzerten beginnen wir meist immer sofort die Fan-Kontaktpflege, wenn Marta und ich unsere „Zigarette danach“ am Merchandise-Stand rauchen. Viele Leute kommen immer an und wollen einen Backstagepass haben, um mit uns Party hinter der Bühne zu machen, aber eigentlich passiert dort nicht viel. Vor allem gehst Du lieber direkt schlafen, wenn Du schon 6 Wochen auf Tour bist, anstatt noch ein Bier zu trinken. Ansonsten läuft viel über unsere Homepagewww.diehappy.de, die wir komplett selber betreiben, da dies niemand so aktuell und informativ machen kann, wie wir selbst. Sie ist recht einfach aufgebaut, aber in erster Linie soll sie halt Informationen übertragen. Wir beantworten auch eigentlich jede e-mail, die wir erhalten, denn ohne unsere Fans wären wir nichts.“Dieser vermeintlich altbackene Spruch greift in diesem Falle wohl aber definitiv, da sich Die Happy durch eine hohe Gigfrequenz ihre Fanschar und ihre Möglichkeiten immens vergrößert haben. Eine Bestätigung der geleisteten Arbeit ist es allemal. Der neue Geniestreich der Ulmer Band wurde in nur 11 Wochen produziert und stellte für die Band eine weitere Erfahrung dar. „Wir hatten zunächst 6 Wochen Vorproduktion in einem Ferienhaus in Dänemark, was sehr angenehm war. Da wir letztes Jahr soviel auf der Straße waren, haben wir wenig Zeit gehabt, um neue Songs zu schreiben. Natürlich versuchten wir, als wir mal vier Tage frei hatten, uns mindestens zwei mal im Proberaum zu treffen und uns dort neu inspirieren zu lassen. Uns war klar, dass wir nicht ohne irgendetwas an Ideen nach Dänemark fahren konnten, und wir wollten diesen Tapetenwechsel unbedingt, denn eine Vorproduktion im Proberaum wäre sicherlich nach hinten losgegangen.“ Insgesamt könnte man das Produkt als etwas ruhiger als das Debut ansehen. „Natürlich ist es von den ganzen Empfindungen und Erlebnissen auf Tour geprägt. Manchmal sehnt man sich einfach nach zu Hause. Wir haben versucht, ein bisschen mehr zu uns selbst zu stehen. Früher haben wir eine Pop-Idee zu einer rockigen Pop-Ballade umgewandelt, heute machen wir daraus eine wirkliche Popnummer. Wir versteifen uns nicht mehr in verschiedenste Extreme.“ Und genau das zieht eine gewisse Natürlichkeit nach sich, die dem Album mehr als gut getan hat. „Ein weiterer Aspekt ist sicher, dass man sich merkt, wie gewisse Songs beim Publikum ankommen. Man möchte das Erlebnis und das Gefühl wiederholen. Ich würde das aber nicht als zielgruppenorientiert bezeichnen. Wir spielen nicht um eine bloße Reaktion hervorzurufen. Natürlich bestätigt solches Feedback den Spass, den wir selbst am Song im Proberaum hatten.“ Auf Konzerten spielt Die Happy in der Regel vor einem recht gemischten Publikum. „Dort triffst Du ein 15-jähriges Mädchen genau wie den 40-jährigen Familienvater. Auch meine Mutter gefallen von der neuen Platte 4 oder 5 Songs richtig gut. Das war beim Debut noch anders. Und wir haben uns nicht im Proberaum getroffen, um einen Song für meine Mama zu machen.“ Nach der ersten Live-Präsentation des neuen Materials am 16.3. in Andernach war wohl auch der letzte Zweifler überzeugt. Die energetische Umsetzung einer als Einheit auftretenden Band, die die Polarisation auf die Frontfrau geschickt unterstützt, funktioniert einfach.Aktuelles Album: Beautiful Morning (Firestarter/BMG)
Weitere Infos: www.diehappy.de