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CARI CARI

Ist es das wert?

CARI CARI

Das zweite Cari Cari Album „Welcome To Kookoo Island“ stand noch ganz im Zeichen der Pandemie. Alex Köck und Stephanie Widmer hatten in der Abgeschiedenheit eines Studios in einem Nationalpark mit diesem Album in aller Ruhe eine eskapistische Reise zu der virtuellen Utopie „Kookoo Island“ zum Thema gemacht – wohl auch als Gegenreaktion auf den sich immer schneller drehenden, aktuellen Katastrophen-Wirbel – und sich dabei musikalisch von einer versöhnlichen, poppigen Seite gezeigt. Nun liegt das dritte Album „One More Trip Around The Sun“ vor, das aber - trotz des assoziativen Titels – im Vergleich weniger eskapistisch und sogar bodenständig ausgefallen ist. Das Cover zeigt zum Beispiel keine kunderbunten Comic-Collagen mehr, sondern das österreische Duo im Kreis der Familie und des Freundeskreises.

Worum ging es Cari Cari bei diesem dritten Werk denn tatsächlich?

„Die Zeit ist für uns in den letzten drei Jahren schnell vergangen und wir kamen dann an den Punkt, wo uns klar wurde, dass wir unseren Traum jetzt eigentlich schon leben“, führt Alex Köck aus, „wir können genau die Musik machen, wie wir auch machen wollen und wir können uns aussuchen, mit wem wir zusammen arbeiten. Wir haben kein Management und keine Plattenfirma und kommen langsam zu der großen Frage, was denn der Sinn des Lebens für uns als Musiker ist. Wir wollen halt mit Leuten zusammenarbeiten, die wir mögen und uns mit denen umgeben. Wir wollen auch die Musik machen, die wir mögen. Für uns macht es also keinen Unterschied ob wir 1000 oder 10.000 Likes auf ein Instagram-Foto bekommen und auch nicht ob da 1000 oder 5000 vor der Bühne Leute stehen – es bleibt immer das Gleiche. Wir wollen uns auf das konzentrieren, was mir gerne machen und uns nicht beirren lassen von diesen äußeren Einflüssen."

Das eingedenk: Wie sehen Alex und Steffi ihre Beziehung zur Musik heutzutage?

„Prinzipell ist es einfach die Schaffensfreude würde ich sagen“, meint Steffi, „es gibt total viele Aspekte und einer davon ist eben die Schaffensfreude, sich mit diesem Handwerk auseinanderzusetzen. Irgend etwas neues zu machen und etwas zu erschaffen, was in erster Linie uns Freude bereitet aber auch für andere sinnstiftend sein kann. Und ich finde das andere beschreibt eine Show, die wir in Ägypten gespielt haben sehr gut. Wir haben dort in Alexandria in einer Jesuitenkirche gespielt, wo man es sich zum Ziel gesetzt hat, im Volk Kultur zu verbreiten. Das ist einer der einzigen Clubs in Ägypten und wir haben dort extra früher gespielt, damit auch die Frauen – die halt einen Curfew haben und um 8 zuhause sein müssen - auch teilnehmen können. Da war dann so eine schöne, wunderbar bunte Mischung von Menschen in diesem Raum – dem gegenübergestellt die Situation in einer Militärdiktatur, wo alle Leute immer Angst haben. Trotzdem haben wir es mit unserer Musik geschafft, 2 Stunden lang einen freien Raum zu erschaffen, wo jeder sein konnte, wie er sein wollte – von 5 jährigen Kindern bis zu 70 jährigen Damen in kompletter Burka. Es war wirklich alles bunt gemischt und wir haben alle gemeinsam getanzt. Und darum geht es in der Musik – das ist dann auch irgendwie kitschig, aber es ist auch wunderschön."

Musik machen zu können ist ja nicht einfach ein Beruf wie jeder andere, sondern auch ein Privileg, oder?

„Und das darf man eben auch nicht vergessen“, pflichtet Alex bei, „und ich glaube, dass das schon viele vergessen. Es wird dann auf eine gewisse Art und Weise auch oft eine Routine. Wenn Du dann zum xten Mal vor 60.000 Leuten spielst, wie zum Beispiel die Ärzte – mit denen wir gut befreundet sind und auch schon gemeinsam auf Tour waren - dann ist der Faktor, dass da 60.000 Leute stehen nichts mehr, was Dich umhaut. Die Zufriedenheit muss dann aus der Sache heraus kommen. Ich muss mir klar machen, dass ich das, was ich da gerade mache, geil ist und ich das auch spüre – unabhängig davon, wie viele Leute mir zuhören.“

Das heißt also im Umkehrschluss, dass Musik nicht zum Geschäft oder Produkt werden darf?

„Ja, denn wenn Du etwa Chef eines großen Unternehmens bist, dann kommst Du ja auch irgendwann an den Punkt, dass Du nur noch im Büro sitzt und gar nicht mehr kreativ arbeiten kannst“, führt Steffi aus, „es ist dann die Schwierigkeit, sich das Bewusstsein für die Kunst zu bewahren. Man arbeitet dann ansonsten irgendwann ja auch nur noch für die Kaffeehaus-Playlist und vergisst dabei die ganze analoge Welt dabei, weil gerade alle auf die digitale Welt setzen. Man verstellt sich dabei und macht irgendwelche Tik Tok Videos, die dann hoffentlich viral gehen. Man macht Musik die für irgendwelche Playlists passend gemacht werden. Ganz ehrlich: Trump hätte Tik Tok fast abgedreht. Und Spotify wird gerade so gegen die Wand gefahren, dass diese Sachen von heute auf morgen vorbei sein können. Jetzt muss man sich die Frage stellen: Ist es das wert – oder verliere ich mich da irgendwo?"

Diese Frage haben Cari Cari für sich beantwortet und verzichten darauf, sich dem Schneller/Höher/Weiter/Mehr-Prinzip zu verpflichten. Das soll nicht heißen, dass sie auch weiterhin auf große Tour gehen werden. Gerade sind sie in den USA unterwegs und schauen dann ab Ende des Monats im Rahmen der sich nahtlos anschließenden Europa-Tour auch öfter in unseren Breiten vorbei – und zwar sowohl als Headliner wie auch auf angesagten Festivals wie zum Beispiel auf dem Orange Blossom Festival in Beverungen.

Aktuelles Album „One More Trip Around The Sun“ (Perla Negra / Believe) VÖ: 07.03.


Weitere Infos: https://caricariragazzi.com/ Foto: Sophia Lavater

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