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BARBARA MORGENSTERN

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BARBARA MORGENSTERN

„Unschuld und Verwüstung“ - das letzte Album von Barbara Morgenstern – erschien bereits 2018. Seither ist ja bekanntlich eine Menge passiert. Und so nimmt es denn auch nicht Wunder, dass die Berliner Musikerin auf ihrem neuen Album, die Krisenszenarien der letzten Jahre thematisiert und die Welt „In einem anderen Licht“ betrachtet. Nun gehört Barbara Morgenstern ja nicht eben zu den Künstlerinnen, die mit ihrer Musik Vorbild sein möchte oder Lebenshilfen geben will – und ergo handelt sie das Thema dann auch auf einer ganz persönlichen, poetisch überhöhten Ebene ab, wie das so ihre Art ist. Dass dabei keine heitere Pop-Scheibe herauskommen würde, war von Anfang an klar – zumal Barbara dieses Mal auf jegliche elektronische Elemente und auf Computertechnik verzichtet und die Arrangements rein akustisch und kammermusikalisch angelegt sind. Tatsächlich ist „In einem anderen Licht“ so denn auch ein typisches Produkt unserer Zeiten geworden – und somit auch entsprechend relevant.

Geht es bei dem Titel des Albums „In einem anderen Licht“ vielleicht auch um Perspektiven und Betrachtungsweisen?

„Auf jeden Fall“, bestätigt Barbara, „und um Zukunftsängste. Was hinterlassen wir? Was hinterlasse ich meiner Tochter? In welche Welt wird sie gehen? Und da war auch ein Gedanke, der mich fasziniert und in mehreren Songs auftaucht: Es scheint alles, wie es war, aber es ist überhaupt nicht mehr so. Und da ist das Gefühl des Unkontrollierbaren und der massiven Veränderung. Da sage ich aus, dass hoffentlich alles so wie immer ist – aber in einem anderen Licht erscheint. Geht es weiter? Geht es nicht weiter? Fahren wir das ganze Ding gegen die Wand? Fahren wir es nicht gehen die Wand? In der zweiten Strophe des Titelsongs singe ich dann ja noch: 'Wir sind hier und ihre seit dort und die Stadt wird lodern' – das bezieht sich dann auf die Spaltung der Gesellschaft. Die Tatsache, dass eh alles im Wandel ist, erleben wir jetzt ja ganz extrem. So gesehen, haben wir im Rückblick in einer wahnsinnigen, behüteten Bubble gelebt. Im Moment spitzt es sich aber ja schon extrem zu. Da spielt dann auch immer meine Erfahrung mit herein – und die Frage, was meine Rolle darin ist und was ich bewirken kann."

Und was kann man als Musikerin da bewegen?

„Nach meinem Verständnis ist Musik eine Form des sich gemeinsamen Näherkommens“, meint Barbara, „das ist eine Sprache, die uns verbindet und die wir verstehen und in diesem Sinne ist es absolut sinnvoll, Musik zu machen. Das ist dann das, was wir nach außen tragen können."

Barbara erklärt ja ihre Texte nicht so gern – weil diese eben von vorneherein assoziativ und Interpretations-offen angelegt sind. Wie ist sie denn das Thema mit den Krisenszenarien – jenseits der Songtitel – angegangen?

„Durch die Sprache und die musikalische Begleitung“, erklärt Barbara, „ich hoffe, dass indem ich diese Themen beackere, die uns alle betreffen, eine universelle Form gefunden zu haben – da ich ja eh nur Sachen sprechen kann, die mich selber auch betreffen und von denen ich singen kann."

Und was hat sie musikalisch dieses Mal inspiriert? Spuren von Kammer-, Theater- und Minimalmusik scheinen sich ebenso zu finden, wie zum Beispiel Kunstlieder.

„Ich habe in der Pandemie ein großes Werk der Musik der Moderne von Alex Ross gelesen und mir daraufhin auch viele Sachen von Schönberg, Schostakowitsch und Strawinsky und den estnischen Komponisten Petris Vasks angehört, der eher Texturen komponiert“, berichtet Barbara, „und Kunstlieder sind auch eine Inspirationsquelle. Nehmen wir 'gefrorene Tränen' aus der 'Winterreise' von Schubert. Da komponiert er eine Tonfolge bei der man das Eis tropfen hört. Das ist höchste Kunst. Das könnte für mich der nächste Schritt sein, bei dem ich mehr und mehr minimalistisch arbeite."

Gibt es denn noch irgendwelche bislang unverarbeiteten Visionen für die Zukunft?

„Das Minimal-Album“, erklärt Barbara, „Stimme und Klavier – oder auch rein instrumental. Ich finde diese Reduktion auf das Wesentliche ist für mich die absolute Herausforderung, denn ich neige dazu, eher noch eine Melodie und noch eine Melodie und noch eine Melodie aufzuschichten. Die Essenz herauszufiltern und das runterzukochen und alles sehr schlicht zu gestalten wäre auf jeden Fall etwas, was für mich noch so ein Traum ist."

Aktuelles Allbum: In einem anderen Licht (Staatsakt / Bertus / Zebralution)


Weitere Infos: https://www.barbaramorgenstern.de/ Foto: Marie von Kummer

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