Authentisch, puristisch, verletzlich: Statt ihre Gefühle unter Metaphern zu begraben, schüttet uns Katie Malco auf ihrem umwerfenden Debütalbum ´Failures´ mit brutaler Ehrlichkeit ihr Herz aus. In aufwühlenden Liedern stellt sich die Britin kämpferisch existenziellen und alltäglichen Krisen und übersetzt niederschmetternde Traurigkeit in hoffnungsvolle Entschlossenheit.
Auf dem Papier ist ´Failures´ das Debütalbum von Katie Malco, doch die in Schottland geborene, im englischen Northampton heimische Singer/Songwriterin hat bereits einen weiten Weg hinter sich. Bereits vor knapp zehn Jahren erschien nach dem selbstverlegten Debüt ´Four Goodbyes´ die von Iain Archer (Snow Patrol, Tired Pony) produzierte EP ´The Slow Parade´, auf der fröhlich gestimmter Folk-Pop die Traurigkeit der Protagonistin kaschierte, bevor Malco 2012 mit der allein am Klavier eingespielten EP ´Tearing Ventricles´ die perfekte Form für ihre herzzerreißenden Songs gefunden zu haben schien. Auf ´Failures´ wendet sie sich nun einem betont ungekünstelten Bandsound zwischen Alternative-Rock-Nachdruck und Emo-Wucht zu, der trotz ihrer britischen Herkunft spürbar in Amerika verortet ist und die Songs auch auf Platte so mächtig klingen lässt wie die Versionen, die Malco selbst dann im Kopf herumschwirrten, wenn sie allein mit ihrer alten Telecaster-Stromgitarre auf der Bühne stand. Die klangliche Neuorientierung ist allerdings nicht der Hauptgrund, warum es acht lange Jahre dauerte, bis nun endlich ihr LP-Erstling erscheint. „Ich habe eine Zeit durchgemacht, in der ich viel Selbstvertrauen verloren habe und nicht wirklich an mich als Musikerin oder Songwriterin geglaubt habe“, erklärt Malco die lange Wartezeit im Westzeit-Interview. „Obwohl ich es damals nicht als solche identifiziert oder erkannt habe, hatte ich einige Phasen der Depression, die mich davon abgehalten haben, Shows zu spielen oder in irgendeiner Weise vor Leuten stehen zu wollen. Ich mochte nicht einmal die Musik, die ich bis zu diesem Zeitpunkt gemacht hatte, und es fällt mir immer noch schwer, sie zu hören. Deshalb kann ich auch nichts davon live spielen.“Die Selbstzweifel, die gepaart mit selbstironischem Humor auch im Titel des Albums widerhallen, sind nicht vollends verschwunden, trotzdem hat Malco inzwischen ihre Ziele viel klarer vor Augen. „Ich bin jetzt viel überzeugter von der Musik, die ich mache”, sagt sie. „Gleichzeitig bin ich an einem Punkt angekommen, an dem es mir wichtiger als alles andere ist, unverfälscht zu sein und mich ehrlich und aufrichtig auszudrücken. Allein das hinzubekommen bedeutet für mich, dass ich stolz auf das sein kann, was ich veröffentliche. Vor zehn Jahren war ich jung, war ziemlich verängstigt ob der Situationen, in denen ich mich befand, und war einigen der Dinge, von denen die Songs auf dem Album handeln, viel zu nahe, um sie wirklich verstehen oder artikulieren zu können.“ Genau deshalb ist Malco mit ´Failures´ all den ähnlich inspirierten Künstlern des Indie-Folk-Universums weit voraus, die als „confessional songwriter“ ihre Texte direkt aus dem Tagebuch pflücken. Brillant vereint sie situatives Storytelling mit analytischer Reflexion in Songs, die von bitteren Erfahrungen und harterkämpften Triumpfen handeln und in den besten Momenten cineastische Qualitäten von Springsteen´schem Ausmaß haben. „Die Lieder spiegeln ehrlich und wahrhaftig die Dinge wider, die in meinem Kopf umherschwirren. Es gibt keine Schutzschicht“, verrät sie. „Ich stehe oft auf der Bühne, höre die Worte, die ich singe, und beobachte, wie sie von den Gesichtern der Zuschauer abprallen, und spüre, wie die brutale Ehrlichkeit der Texte zu mir zurückspiegelt wird. In diesen Momenten frage ich mich, warum um alles in der Welt ich das tue.“
Während andere Musiker sich als glückliche Menschen beschreiben, die ihre dunklen Gedanken mit dem Schreiben trauriger Lieder verarbeiten, kennt Malco keine Trennung zwischen Kunst und Leben. „Für mich ist es ein täglicher Kampf, Frieden und Glück zu finden“, gesteht sie. „Ich bin mir sicher, dass das ziemlich dramatisch klingt, aber inzwischen bin an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich damit umgehen kann. Es reicht mir, wenn mich Dinge zum Lachen bringen oder wenn ich selbst versuche, andere zum Lachen zu bringen, aber einem Glücksempfinden entspringt das leider nicht.“ Obwohl viele der Situationen und Erlebnisse, die Malco in den Songs auf ´Failures´ verarbeitet, Jahre zurückliegen, war es ihr ein echtes Bedürfnis, genau sie zum Thema ihrer ersten LP zu machen. „Ich hatte das Gefühl, ich schuldete es Katie Malco, ihre Geschichte zu erzählen und diese Platte zu veröffentlichen“, sagt sie. „Es ist ein sinnloses Pflichtgefühl gegenüber der Person, die ich einmal war, aber aus meiner Sicht hätte alles andere der Bedeutung der Platte Schaden zugefügt.“
Aktuelles Album: ´Failures´ (6131 Records/H´art)
Weitere Infos: www.facebook.com/KatieMalco/