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NICOLE ATKINS

Die Heimat auf der Bühne

NICOLE ATKINS

Es hätte alles so einfach sein können – ist es aber bekanntlich ja nicht. Das neue Album „Italian Ice“ der in Nashville lebenden Songwriterin Nicole Atkins – für dass sie sich immerhin drei Jahre Zeit ließ – war ursprünglich für Mitte April angekündigt. Gleich darauf sollte es auf Tour gehen – auch in unseren Breiten. Wie wir wissen, ging das alles jetzt nicht mehr so einfach. Die Tour wurde auf das nächste Jahr verschoben und die Veröffentlichung des Albums auf Ende Mai. Nicole nutzte diese Zeit dann kreativ, um das neue Material in Form von Quarantäne-Live-Streams vom heimatlichen Speicher aus noch mehr zu verinnerlichen.

Das neue Album ist dabei zwar musikalisch in Nashville, Tennessee und Muscle Shoals, Alabama entstanden – es ging Nicole aber nicht darum, ein klassisches Southern-Soul-Album einzuspielen. Stattdessen bezieht sie sich in den Songs auf ihre Jugendzeit im heimatlichen New Jersey und die Stimmung, die dort an den Boardwalks und Stränden geherrscht hatte, als sie dort ihre Jugend berbrachte.

Darf man sich die neuen Songs vielleicht als eine Art Spaziergang am Boardwalk von New Jersey vorstellen, bei dem Nicole auf die dort vorhandenen Charaktere und Attraktionen eingeht?

„Nein – ich singe eigentlich über mein Leben“, erklärt Nicole, „wenn ich über Charaktere wie den 'Captain' singe – dann bin ich das meistens selbst. Aber die Sache mit den Attraktionen wäre vielleicht eine gute Idee für die nächsten Live-Shows, denn etwas jahrmarktmäßiges haben die Boardwalks ja schon.“
Etwas, das Nicole neben New Jersey am Herzen zu liegen scheint, ist das Thema „Heimat“ - jedenfalls gibt es mehrere Songs, die sich damit beschäftigen, nach Hause zu kommen (oder auch nicht). Kann man denn eigentlich nach Hause zurückkehren?

"Nicht wirklich“, überlegt Nicole, „speziell wenn man – wie ich damals – vom Hurricane Sandy betroffen ist, und das Zuhause nicht mehr existiert. Es geht mir aber mehr um das Leben eines reisenden Musikers: Deine Heimat ist auf der Bühne. Wenn man lange unterwegs ist, hat man dann zwar irgendwann Heimweh – aber sobald man ein Mal zu Hause ist, will man dann auch wieder auf die Bühne. Darum geht es mir. Wir Musiker sind alles Vagabunden.“
Was fasziniert Nicole an New Jersey denn besonders?

„Es ist einfach ein integraler Bestandteil meiner DNS“, überlegt sie. „besonders musikalisch und meine Herkunft betreffend. Eigentlich kann man das nur verstehen, wenn man selbst aus New Jersey stammt. Als ich nach Nashville gezogen bin haben mich die Leute gefragt, ob ich jetzt Roots-Musik machen wolle. Ich habe gesagt: Nein – ich möchte New Jersey Musik machen.“ 
Und wie ging das dann?

„Nun, ich habe das Album ja mit Spooner Oldham und David Hood in Muscle Shoals eingespielt – aber ich wollte mich vor allen Dingen mit Menschen umgeben, die Teil meines Lebens sind“, erinnert sich Nicole, „wie etwa Jim Sclavunos und Dave Sherman von den Bad Seeds, Binky Griptite von den Dap Kings oder Britt Daniel von Spoon. Ich bin immer daran interessiert meine Einflüsse zusammenzufassen und mit anderen zusammenzuarbeiten und diese dann tun zu lassen, was sie am besten können. Das ergibt dann meinen Sound.“

Der klassische New Jersey Sound also?

„Ja, denn ich habe das Gefühl, dass dieser Sound – von Bruce Springsteen, Southside Johnny oder Melanie – seit den alten Zeiten nicht mehr aktualisiert wurde. Zwar haben Bruce und Southside Johnny den Sound damals mit ihren eigenen Inspirationen geprägt - es war mir aber wichtig, der Sache nun meinen Stempel aufzudrücken. Schließlich habe ich alles, was ich kann, von diesem Sound gelernt. Ich bin halt 20 Jahr später dran und aktualisiere nun den Sound mit dem, von dem ich mich inspiriert fühle. Man muss die ganze Sache updaten, denn ansonsten ginge es ja nur um die Reproduktion dessen, was zuvor schon gemacht worden ist.“ 
Was hat denn der Titel des Albums - „Italian Ice“ zu bedeuten?

„'Italian Ice' ist eine Art Sorbet – aber nicht Gelato-Eiscreme“, erläutert Nicole, „wir haben uns nach den Sessions in Muscle Shoals in dieser Bar namens 'Wildwood' getroffen und dort zum Spaß um Geld gewürfelt. 'Italian Ice' war dabei dann mein Würfel-Name. Gewonnen habe ich nichts – ich spiele halt nur gerne.“

Aktuelles Album: Italian Ice (Single Lock Records)


Foto: Barbara FG

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