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LAGWAGON

Früher Punk, heute Punk, immer Punk

LAGWAGON

Sie sind eine dieser Bands, die man schon kennt, wenn man sich nur kurze Zeit mit US-amerikanischem Punkrock beziehungsweise Punk im Generellen beschäftigt. Das inzwischen 15 Jahre alte ´Trashed´ gilt noch immer als Meilenstein der Band, auf ´Blaze´ (2003) und ´Hang´ (2014) mussten die Fans viele Jahre warten. Fast pünktlich zum 30. Band-Geburtstag veröffentlicht die Band um Sänger Joey Cape nun ´Railer´ und zollt damit dem Punk der 90er vollen Tribut.

Lagwagon ist eine wahre Punk-Institution und für viele Menschen überhaupt der Grund, warum sie selbst auch Bands gegründet haben. Was hat dich zum Punk gebracht?

“Mein damals sehr guter Freund Matt Davis machte mich mit der lokalen Punk-Szene und vielen Bands aus der ganzen Welt bekannt, da war ich 15 Jahre alt. Ich kannte zwar auch schon einige Punk-Bands, aber als er mein Mentor wurde, stellte er mir sehr, sehr viele weitere vor. Unsere Beziehung dauerte drei Jahrzehnte, bevor wir ihn 2009 verloren. Ich habe ihm oft für meine Karriere gedankt.

Welches war dein erstes Punk-Album?

“Ganz ehrlich, ich kann mich nicht mehr erinnern. Vielleicht ´Fresh Fruit For Rotten Vegetables´ von den Dead Kennedys, aber es kann auch etwas Früheres gewesen sein. ´Never Mind The Bollocks, Here’s The Sex Pistols´ zum Beispiel. Ich weiß nur noch, dass ich so viele Alben wie nur möglich kaufte, als ich mich erstmal in den Sound verliebt hatte.”

Kannst du dich denn noch an deine erste Punk-Show erinnern?

“Das war 1981 und ich war 15 Jahre alt. Wenn ich die Shows mit meiner Band Urban Assault mitzähle, war es X im Starwood Nightclub in Los Angeles. Es war großartig – allerdings war ich so dumm und trug Sandalen. Ich hatte keine Ahnung vom Slam-Dancing und als der Pit losbrach, verlor ich einen Schuh. Ich war sehr klein und alles sehr beängstigend (lacht).”

Du wolltest ein Album schreiben, das nach euren älteren klingt – wie kommt das?

“Es hat viel mit dem Prozess zu tun und wie schnell alles zusammenkommen musste, weil wir ja eine Deadline hatten. Ich hatte viele zwölf bis 18 Stunden-Tage, an denen ich vor einer Konsole und einem Computer-Bildschirm mit integrierter Gitarre, einstellbarer Klickspur saß mit einer Tasse Kaffee und meinem Gedanken „Was würde Lagwagon tun?“. Das war etwas, das ich noch nie zuvor getan hatte. Letzten Endes kann es nie ein ganz berechneter Aufwand sein. Du musst eine Verbindung zu jedem Song spüren – dass du eine gute Melodie und Texte hast, die dir wichtig sind. Du musst von allem, was du schaffst, überzeugt sein. Sonst ist es sinnlos und bedeutungslos. Das war nicht einfach.”

Wie lange hast du dann an ´Railer´ gearbeitet?

“Ich denke drei Wochen, inklusive der Zeit mit der Band. Es war dieses Mal ein wirklich schneller Prozess, im Gegensatz zu früheren Aufzeichnungen – ich habe es geliebt. Das Album hat mich veranlasst, meinen Prozess in Frage zu stellen. Vielleicht ist es besser, nicht zu viel darüber nachzudenken. Die Ideen hatte ich teilweise schon seit etwa einem Jahr. Der größte Teil der Musik wurde aber in einer Woche geschrieben und die Texte in drei bis vier Tagen. Es war verrückt und stressig, weil wir einen Aufnahmetermin vereinbart hatten und es durchziehen wollten. Nicht zu viel über das Material nachzudenken, ist eine Stärke. Man muss seinem Bauchgefühl vertrauen. Ich musste mir sagen: „Keine Sorge, du schreibst schon seit langem Lagwagon-Songs – du weißt, wie man das macht“.

War Punk-Musik in den 90ern interessanter?

“Für mich war es interessanter und faszinierender, aber das ist ein Alters- und Gesichtspunktproblem. Viele Klänge kamen mir in den 90ern frisch vor. Die Landschaft war noch weit offen. Es ist ein relatives Problem. Punk bedeutet für verschiedene Menschen so viele verschiedene Dinge, weil sie in verschiedenen Epochen geboren und zu verschiedenen Zeiten damit vertraut wurden.”

Stell dir vor, alles wäre anders verlaufen und du würdest nicht in einer Band spielen – was wäre dein Job?

“Ich wäre wahrscheinlich in die Medizin gegangen oder wäre eine andere Art von Künstler gewesen, vielleicht Maler. Ich weiß es nicht. Es fühlt sich ein wenig überheblich an, überhaupt darüber nachzudenken (lacht). Natürlich kann ich nur spekulieren. Es ist schwierig, sich ein Leben ohne Musik oder Schreiben vorzustellen. Vielleicht hätte ich ein Dime-Store-Autor werden können (lacht).”

Aktuelles Album: Railer (Fat Wreck Records)

Foto: Ilkay Karakurt

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