The Mission hatten ihre größten Hits ausnahmslos in den 80ern: "Serpent’s Kiss", "Severina", "Wasteland", "Beyond The Pale", "Butterfly On A Wheel" – alles Klassiker, alles Songs der vorletzten Dekade. Trotzdem schaffte es die Band um den notorischen Sonnenbrillenträger Wayne Hussey, letztes Jahr mit "Aura" ein Comeback-Album abzuliefern, das soundtechnisch an die Glanzzeiten anknüpfte, aber trotzdem nicht auf der 80s-Revival-Welle mitritt. Der Spaß solle im Vordergrund stehen, sagte Wayne damals, doch der war nur von kurzer Dauer. Mitten in einer Südamerika-Tour verabschiedete sich mit Craig Adams unlängst das neben Wayne letzte verbleibende Originalmitglied – gleichbedeutend mit dem Aus für The Mission?
"Das hängt sehr von den Songs ab", lässt uns Wayne beim WESTZEIT-Interview vor seinem großartigen Zweieinhalb-Stunden-Solokonzert in Bochum im Unklaren. "Weil ich im Moment so viel solo und akustisch spiele, setze ich neue Ideen im Moment auch zuerst auf der Akustikgitarre um. Wenn sich das fortsetzt, könnte das nächste Album durchaus als Wayne-Hussey-Platte oder unter einem neuen Namen veröffentlicht werden. Wenn es eher rockige Songs werden, würde es wohl eher ein Mission-Album." Immerhin hat Wayne – inzwischen übrigens in L.A. zu Hause - gemerkt, dass die in letzter Zeit ständig im Wandel begriffene Besetzung der Band auch ihre guten Seiten haben kann. "Es kann schon Vorteile haben! Meine drei derzeitigen Mitstreiter in der Band sind ja erst später dazugekommen, und sie kannten zwar alle The Mission, aber sie waren keine Fans und kannten viele der Songs auch nicht. Das heißt, sie konnten den Songs neues Leben einhauchen. Und das ist schon schön, wenn du ‚Wasteland’ 15 Jahre lang immer auf die gleiche Weise gespielt hast und plötzlich jemand Neues hinzukommt und dem Stück einen ganz anderen oder neuen Charakter verleiht." Nun erscheint mit "Aural Delight" eine Kollektion von B-Seiten und Outtakes der "Aura"-Phase - eine äußerst gelungene Sammlung von hörenswerten Non-LP- Stücken wie "Sorry…", neuarrangierten Klassikern ("Swoon", "Amelia") und großartigen Coverversionen (Elvis’ "Can’t Help Falling In Love" oder "Never Let Me Down Again" von Depeche Mode). Ob die Platte besser ist als "Aura", sei dahingestellt, abwechslungsreicher, da stimmt auch Wayne zu, ist sie allemal. Der interessanteste Song ist die Depeche-Mode-Coverversion. "Diesen Song haben wir zum ersten Mal bei den Aufnahmen zu ‚Masque‘ [von 1992] ausprobiert", erinnert sich Wayne. "Wir haben ihn damals aufgenommen, aber nie fertig gestellt. Als wir dann unseren neuen Gitarristen Rob eingearbeitet haben, hatten wir nur vier oder fünf Tage Zeit, bevor letztes Jahr die Tour mit HIM losging. Und da er den Song kannte und er einfach zu spielen ist, landete er wieder im Set. Abgesehen davon haben wir auf der Tournee vor einem Publikum gespielt, das vor allem aus jungen Kids bestand. Also dachten wir: Wenn sie uns schon nicht kennen, dann zumindest diesen einen Song. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass sie das Stück auch nicht kannten! Das war schon eine ziemliche Überraschung!" Stellt sich abschließend allerdings die Frage, warum so viele gute Songs nicht auf "Aura" Platz fanden? "Zunächst war geplant, dass wir aus ‚Aura’ drei oder vier Singles auskoppeln, deshalb hatten wir eine Menge extra Material für die B-Seiten reserviert. Letztendlich gab es dann doch nur zwei Singles, und wir dachten uns: Warum nicht aus den Stücken ein Album zusammenstellen?", klärt uns Wayne auf und fügt breit grinsend an: "Es wird ja niemand gezwungen, es zu kaufen!". Lohnen würde es sich allerdings ohne Zweifel!Aktuelles Album: "Aural Delight" (Playground/ComVoice/XIII Bis)