Wenn derzeit die Sprache auf umwerfende Live-Bands kommt, dauert es zumeist nicht lange, bis der Name Dawes fällt. Auf seinem kürzlich erschienenen vierten Album gelingt es dem Quartett aus Los Angeles nun erstmals, die Qualität seiner Auftritte auch im Studio einzufangen. Mit der hinreißenden LP ´All Your Favorite Bands´ im Gepäck kommen die Kalifornier im September auch auf Deutschland-Tournee.
Größen wie Jackson Browne, Robbie Robertson, John Fogerty und Conor Oberst haben sich in der Vergangenheit bereits die Unterstützung von Dawes als Backingband gesichert, doch Frontmann Taylor Goldsmith und die Seinen haben auch mit ihren drei ausgezeichneten eigenen Platten bereits eine Menge Staub aufgewirbelt und im Umfeld von Americana und 70s-inspiriertem California Rock mit modernem Touch für Schlagzeilen gesorgt und legen nun das Highlight ihres bisherigen Schaffens vor.Bei den Aufnahmen zu ´All Your Favorite Bands´ in Nashville konzentrierte sich die Band ganz auf das Spielen und überließ ihrem Produzenten David Rawlings blind die Auswahl der Takes für das fertige Album – auch wenn dabei womöglich Performances der Schere zum Opfer fielen, die von den Musikern favorisiert worden wären.
„Das ist ganz sicher passiert. Aber manchmal muss man auf die besten Gitarrensoli verzichten, weil sie einfach nicht richtig in den Song passen. Es ist ganz normal, dass manchmal großartige Sachen rausfallen. Das muss man einfach akzeptieren“, ist Taylor Goldsmith im Westzeit-Interview überzeugt.
Eingespielt wurde die Platte komplett live im Studio, sogar die Gesangsstimmen und die Leadgitarren wurden nicht wie sonst üblich später hinzugefügt. Das Ergebnis ist ein herrlich naturbelassener, packender Sound und die erste Platte, auf der Dawes wirklich so klingen wie auf der Bühne. Allerdings glaubt Goldsmith nicht, dass die Band diesen Weg schon früher hätte einschlagen können:
„Zuvor wären wir dazu nicht in der Lage gewesen. Wir haben bei jeder Platte unser Bestes gegeben, bis uns dieses Mal klar wurde, dass wir nun bereit waren. Wir haben dann schnell festgestellt, dass diese Herangehensweise für uns viel besser ist und viel mehr Spaß bedeutet.“
Doch nicht nur bei der Aufnahmephilosophie setzten Dawes auf alte Werte, denn Goldsmith hat auch ein kostspieliges Faible für Vintage-Instrumente.
„Ich habe mir erst kürzlich eine ´62er Stratocaster zugelegt, die einfach unglaublich ist“, verrät er. „Viele werden jetzt sagen, dass man eine solch ausgefallene Gitarre nicht zwingend benötigt, um eine gute Show zu spielen, und natürlich stimmt das, aber sie gibt mir auf der Bühne einfach ein gutes Gefühl. Ganz abgesehen davon ist es wirklich so, dass alte Gitarren besser klingen. Das werden sicherlich nicht alle Menschen bei den Konzerten mitkriegen, aber solange ich es merke und es mich bei meiner Performance anspornt, hat sich der Aufwand gelohnt.“
Einen ganz besonderen Auftritt absolvierte Goldsmith in diesem Frühjahr: Statt in einem Konzertsaal oder unter freiem Himmel bei einem Festival trat er in einer Schulaula gemeinsam mit den Kindern einer ersten Klasse in Chicago auf. Sean Moeller, Gründer der Website Daytrotter, hatte ihn dazu eingeladen. Noch herzergreifender als die Performance mit den i-Männchen selbst waren allerdings die Kommentare, die danach auf der Facebook-Seite der Dawes eingingen. Eine Mutter schrieb zum Beispiel, dass ihr Sohn ganz begeistert von Taylors Auftritt berichtet hatte:
„Der ist berühmt – so richtig!“ Dabei ist Ruhm für Goldsmith gar keine vorrangige Ambition. „Es gefällt mir, wie die Dinge derzeit sind“, sagt er bescheiden.
„Es gibt genug Leute, die unsere Musik mögen, sodass ich davon leben kann, trotzdem hat das keinen Einfluss auf meine Lebensumstände. Natürlich hätte ich nichts dagegen, wenn die Band bekannter würde. Jeden Abend vor 10.000 Menschen zu spielen – das hört sich toll an! Wenn ich mich allerdings nicht mehr frei auf der Straße bewegen könnte und ein ganz normaler Typ sein könnte, das wäre schon schräg.“
Aktuelles Album: All Your Favorite Bands (HUB Records / ADA-Warner)
Weitere Infos: dawestheband.com Foto: Label