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ZITA SWOON

Das Leben im Bauch des Wolfes

ZITA SWOON

Zita Swoon kommen ja bekanntlich aus Belgien und sind zudem aus dEUS hervorgegangen. Das heißt: Um irgendwelche Genre-Regeln brauchen sie sich erst mal nicht zu scheren. Deswegen ist es vollkommen selbstverständlich, daß sie etwa live vollkommen akustisch spielen, als Nebenprojekt Theatermusik auf flämisch machen und auf der neuen CD "Life = A Sexy Sanctuary" als intelligente Pop-Band daherkommen.

Worum geht es denn bei dem im Titel angesprochenen sinnlichen Refugium? Auf dem Cover sind z.B. zwei Häschen zu sehen, die sich im Bauch des Wolfes, der sie gerade gefressen hat, ein Küßchen geben. "Es bedeutet, daß das Leben manchmal eben ein sexy Zufluchtsort sein kann, ein Ort an dem man glücklich und fröhlich sein kann" erklärt Sänger und Songwriter Stef Kamil Carlens (SKC). Was seltsam anmutet, denn seine Texte sind meist alles andere als fröhlich. "Es ist ja nicht immer so", schränkt er auch gleich wieder ein, "der Titel ist eher eine ironische Kritik zum Inhalt des Albums. Es ist eine lange Geschichte." So wie das Leben selbst. Woher kommt denn eigentlich SKC´s Vorliebe für all die schrägen Typen, die sich auch auf diesem Album tummeln - all die "Bananaqueens" und "Josiewitchgirls" und andere Außenseiter? "Nun ich singe zunächst mal über mich selbst", überlegt er, "und ich singe über die Leute, die ich um mich herum sehe und fühle. Manchmal versuche ich sogar, einen fröhlichen Song zu schreiben. Und manchmal gelingt das sogar. ´Bananaqueen´ beinhaltet ja die Zeile ´Hey, My life is OK´ und das ist ganz ehrlich auch positiv gemeint. Ein Songwriter ist eine Art Spiegel für sich selbst – aber auch für den Zuhörer." Was natürlich auch beinhaltet, daß man auch die Schattenseiten beleuchtet, oder? "Also auf dem Weg hier her habe ich eine Zeitung gelesen. Und mal ehrlich: Worüber soll man denn sonst schreiben, als über Verlust, Elend und Einsamkeit? Es ist so ein beschissener, depressiver Planet, auf dem wir leben. Das ist nun mal so, fürchte ich." Das soll alles nicht heißen, daß SKC ein Nihilist ist, sondern eher ein sensibler Beobachter, der zu ganz erstaunlichen Schlüssen kommt: "Kunst als solches – auch Theater, Tanz, Malerei – ist ziemlich unnütz. Aber es ist eine Art Phase, die die Menschen durchlaufen müssen, um einen organisierteren Zustand zu erreichen. Eines Tages vielleicht. Bis das so weit ist, haben wir Musik, Filme, Theater – damit wir uns besser fühlen. Oder aber um aufzuzeigen, was alles falsch läuft. Manchmal weiß ich das auch nicht genau." Jedenfalls sieht sich SKC sicherlich nicht als Prediger mit einer bestimmten Botschaft. Deswegen ist es OK, daß "Sanctuary" die bislang popigste Scheibe der Band geworden ist. "Wir sind Entertainer", stellt SKC fest, "wenn Du auf der Bühne stehst, dann bemühst Du dich schon, den Leuten etwas besonderes zu bieten. Dies ist aber keine Philosophie – das wäre ein zu starkes Wort. Ich sehe uns gerne immer als Cartoon-Figuren – wir spielen Musik und der Einzelne ist ein Cartoon. So verkleiden wir uns ein bißchen." Das kann man auch im Video zu "Bananaqueen" nachvollziehen, das sich auf einer beiliegenden Bonus-Remix-CD befindet. Dort tummeln sich SKC als Cartoon-Roboter inmitten tanzender Häschen und pulsierender 3D-Skylines. Und für Cartoon-Figuren – das weiß man seit Roger Rabbit – ist das reale Leben ja mit Sicherheit immer schon ein "Sexy Sanctuary" gewesen.



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