Dass es zwischen den jeweiligen Zita Swoon Alben immer so lange Pausen gibt – in dem Fall drei Jahre – liegt nicht etwa daran, daß Stef Kamil Carlens so langsam arbeitet, sondern daß er statt dessen wohl zu den umtriebigsten Künstlern Europas zählen dürfte.
"Eine Menge ist passiert seit ´Life = A sexy Sanctuary´", berichtet Stef, "ich habe Musik für einige Theaterprojekte in Amsterdam und Antwerpen gemacht, dann habe ich einen Soundtrack für den belgischen Film ´The Kiss´ eingespielt, ich habe einige Ausstellungen mit meinen Plastiken durchgeführt und dann habe ich einen Sohn (Uriel-B) gemacht – natürlich zusammen mit meiner Frau - und ein Haus gebaut. Es war also nicht langweilig." Das Warten hat sich gelohnt. Nachdem Zita Swoon vom belgischen Fernsehen zu einer Unplugged Session eingeladen worden waren, hatte Stef Blut geleckt: Das neue Album "Songs About A Girls" ist eine Art luftiger akustischer Symphonie geworden, mit mehreren Background-Sängerinnen, Streichern, zwei Perkussionisten anstelle eines Drummers – und es ist zur Hälfte auf französisch eingesungen. "Dieses Mal wollte ich zwei Dinge", erklärt er fast entschuldigend, "ein Album mit einer durchgängigen Atmosphäre machen, und eines, daß mir gefällt – mir, mir, mir, mir!!! Es ging mir nicht um Singles oder die Belange der anderen Musiker – aber witzigerweise gefiel das den Musikern sogar sehr gut. Ich habe übrigens das Line Up nicht für das Album, sondern nach der letzen CD geändert." Was will uns aber der Titel sagen? "A Song About A Girls" - soll das ein Witz sein? "Nein, das ist kein Witz", meint Stef vollkommen ernsthaft, "es handelt sich um einen Song über ein Mädchen, das aber ein sehr kompliziertes Mädchen ist, deswegen habe ich ´GirlS´ daraus gemacht. Sie war nicht ein Girl, sie war mehrere Girls ... du weißt schon ...." Ist das besagte "Mädels" vielleicht Josie – ein Charakter, der ja immer wieder gerne auf Stef´s Scheiben auftaucht (auf "Girls" gleich auf zwei Stücken)? "Ja, genau", stimmt Stef zu, "Josie ist natürlich keine wirkliche Person, es ist eine Erfindung. Sie tauchte schon auf unserer ersten Scheibe auf. Ich weiß auch nicht, wie sie so lange überleben konnte. Ich denke, sie hat ein eigenes Leben entwickelt. ´Josie´ ist von einer richtigen Person inspiriert worden – vielleicht hängt es damit zusammen." Es gibt einen Song, der das neue Werk recht schön charakterisiert. Stef nannte ihn "Sad Water" – obwohl er auf französisch vorgetragen wird. "Nun, den Song habe ich ursprünglich für ein Tanz-Stück für ein großes Ballett-Ensemble hier in Belgien geschrieben. Die betreffende Tänzerin sollte beim Tanzen auch singen. Sie ist französisch-sprachig und deswegen ist das Stück auf französisch. Deswegen hat das Stück auch eine lange instrumentelle Passage. Ich weiß gar nicht mehr, warum ich es ´Sad Water´ nannte – außer vielleicht, weil es ein Stück gleichen Namens von Nick Cave gibt, den ich sehr verehre. Aber laß es mich mal so beschreiben: Ich stehe hier draußen in Antwerpen neben dem Museum im Regen, fröstele und scharre mit meinen Füßen im kalten Sand. Es ist alles grau in grau und es gibt eine Menge Wasser. Das ist Belgien, das ist der Ort an dem ich lebe, das ist, wovon der Song handelt. Du kommst doch aus Köln, da mußt Du dieses Gefühl doch kennen, da ist das Wetter doch ähnlich, oder?" Was Stef wohl meint ist, daß "Girls" ein modernes, typisch europäisches Pop-Album geworden ist. Daß dieses dann aus Belgien kommt, ist dabei heutzutage ja fast schon selbstverständlich ...