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TEGAN & SARA

Von Herzen

TEGAN & SARA

"So Jealous" heißt das neue, dritte Album der ungleichen kanadischen Zwillingsschwestern Tegan & Sara. Und wie üblich gibt’s eine sympathisch ungehobelte Sammlung kleiner Schrammelpop-Songs, in denen sich die Mädels mit den Irrungen und Wirrungen ihres Liebeslebens beschäftigen. Auf dem Cover ist ein Haufen hingeworfener Herzen zu sehen. Das heißt aber nicht, daß Tegan und Sara ihre Herzen verloren haben, sondern hat einen ganz handfesten Hintergrund, wie uns Sara, die eigentlich ruhigere der beiden Schwestern erzählt:

"Wir suchten nach einem Cover-Motiv, das ein wenig dreidimensional, greifbar aussehen sollte – jedenfalls nicht flach. Und schließlich kamen wir auf die Filz-Herzen. Das sah cool aus und gefiel auch unseren Fans. Jedenfalls fragten sie uns, ob sie nicht vielleicht diese Herzen auch kaufen könnten. Als das klar war, beschlossen wir, mehr von diesen Herzen herzustellen und zu verkaufen und den Erlös an wohltätige Organisationen zu spenden. Wir suchten uns Gruppen mit unterstützungswürdigen Anliegen aus, die weniger bekannt sind: Eine, Twelve Months, die sich mittels des Verkaufs von Kalendern um bestimmte politische Gefangene in den USA (!) kümmert und eine andere, das Midwinter Harvest Food-Programm, das adäquate Nahrungsmittel für Ureinwohner herstellt. Wir sammelten immerhin 2000 Dollar ein." Gibt es denn thematisch einen roten Faden, der sich durch die CD zieht und zum Beispiel den Titel "So eifersüchtig" rechtfertigt ? "Ja, indirekt schon", erklärt Sara, "der Song ‘So Jealous’ war der letzte, den wir für die neue CD schrieben. Wir mußten daran am härtesten arbeiten, und wir sprachen eine Menge über diesen Song. Das weitete sich aus auf Gespräche über die Industrie, unsere Arbeit, uns, und so. Wir sprachen darüber, wie wir von unseren Fans und den Medien wahrgenommen werden und über Image, Zweifel, Eifersucht all diese Dinge. Das wurde dann der Themensong der Scheibe. Die neue Scheibe ist nicht wirklich ein Konzeptalbum, aber es zieht sich ein roter Faden durch, weil Themen wie Beziehungen, Liebe, Unsicherheit und so etwas immer wieder auftauchen." Und viele Slogans, nicht wahr? "Slogans?" Ja - manche Zeilen werden jedenfalls wie Slogans wiederholt und eingesetzt. "Ach das meinst Du, ja das stimmt", pflichtet Sara bei, "es ist so, daß Songwriter, die mich persönlich beeindrucken, solche sind, die sich sehr einfach ausdrücken. Nicht, daß ich mich mit denen vergleichen will, aber ich mag Dinge, die mit kurzen Begriffen auf den Punkt gebracht werden – wie ein Einsatz-Report. Bruce Springsteen und Neil Young sind solche Leute, die können so viel mit so wenig Worten sagen." Es wäre noch wichtig, darauf hinzuweisen, daß Neil Young immerhin Tegan & Sara’s Chef ist, denn auf seinem Vapor Label erscheinen ihre Scheiben. Und welche Funktion hat in diesem Zusammenhang die Wiederholung dieser wenigen Worte? "Vielleicht sind wir einfach nur faul", lacht Sara, "nein, ich glaube es liegt daran, daß wir zwei Songwriterinnen sind, die über dieselben Themen schreiben. Da gibt es schon mal eine Überschneidung von Ideen. Aber ich denke, daß dieses Mantra-artige Wiederholen sich so ergeben hat und auch ganz gut zur Idee paßte. Es ist aber so, daß uns das erst auffiel, als die Scheibe schon fertig war. Da bekam ich ein wenig Panik und überlegte, ob wir denn mit dieser Scheibe überhaupt genug ausgesagt hätten. Ich denke aber, daß es doch richtig so war." Immerhin ist die textliche Beschränkung ein deutliches Zeichen für die Weiterentwicklung, die die Damen im Laufe der Zeit durchlaufen haben. Ein weiteres Indiz ist der verstärkte Einsatz von Keyboards, die dem Ganzen einen gewissen New-Wave-Retro-Touch verleihen. "Ja, wir hatten Matt Sharp von Weezer und den Rentals zu Gast, der mit seinen 80’s Keyboards ein paar sehr inspirierende Passagen einspielten", erklärt Sara, "wir haben aber gar nicht nach einem 80’s Sound gesucht. Zunächst wollten wir nämlich die Keyboardsounds nur als ornamentale Verzierungen verwenden, es stellte sich dann aber doch heraus, daß man sie sich bei einigen Songs – wie "I Know, I Know, I Know" gar nicht mehr wegdenken kann und das es gut war, daß wir sie verwendet haben." Nun kann man zwar nicht sagen, daß Tegan & Sara mit diesem Album wirklich erwachsen geworden sind, aber die kleinen, widerwärtigen Punks aus der Anfangszeit, als die sie sich früher selber immer bezeichneten, sind sie doch auch nicht mehr, oder? "Widerwärtig? Doch, doch", beharrt Sara, "wenn Du widerwärtig nicht als negativ besetzten Begriff verwendest sondern als Ausdruck dessen, was wir repräsentieren, sind wir das immer noch ..."



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