Sie haben sich eine Auszeit genommen nach dem dritten Studioalbum ´Quicken Your Heart´. Und die Plattenfirma WARP verlassen, um dann mit ´The National Health´ einen neuen schöpferischen Anlauf zu starten, der so erfolgreich ist, dass sie vor Kreativität wieder strotzen. Die Rede ist von dem Newcastler Fünfer Maxïmo Park. Kaum nämlich ist ´The National Health´-Platte erschienen, die Tour abgeschlossen, da finden sich Maxïmo Park sofort im Studio wieder.
Stark und dringlichSchnell kommt der Plan auf, die praktisch aus dem Nichts und im Moment entstehenden Stücke für eine EP einzuspielen. Maxïmo Park holen sich dazu die Field Music-Mitglieder David und Peter Brewis aus dem benachbarten Sunderland an ihre Seite.
„Es brauchte noch nicht mal drei Wochen, da waren die fünf Stücke für die EP fertig geschrieben, und passend aufgenommen“, erinnert sich Frontmann Paul Smith, „allerdings waren die Lieder viel zu gut. Zu gut, um sie auf einer EP zu verwursten. Sie waren richtig stark und dringlich. Und schnell entdeckten wir, nach diesen fünf Songs gab es noch so viel zu sagen, noch so viel musikalisch neues Terrain zu erforschen. Das reichte locker für ein Album in voller Länge.“
Am Ende steht das fünfte Studioalbum des Quintetts, ´Too Much Information´. Eine Platte, die von Lebensenergie nur so pulsiert.
„Das hat natürlich damit zu tun, dass wir am Ende eine brillante Sammlung von emotionalen Momentaufnahmen zusammen hatten“, erklärt Gitarrist Duncan Lloyd, „und da wir beim Schreiben diesmal ausschließlich unser Herz sprechen ließen, haben wir offensichtlich ein magisches Dreieck aus Leben, Energie und Emotion hinbekommen. Planen lässt sich so was ja eh nicht.“
Wiedergewonnene Freiheit
Ihr eigenes Studio haben Maxïmo Park inzwischen auch. Damit haben sie einen weiteren, aber wichtigen Schritt in Richtung kreative Unabhängigkeit getan. Und so eine gewisse künstlerische Freiheit zurück erobert.
„Wir nehmen für uns jetzt nicht Anspruch, dass wir dadurch zu einer experimentellen Band werden oder werden wollen“, klärt Paul Smith auf, „aber es ist ein gutes Gefühl, nicht mehr das kommerzielle Denken in den Vordergrund stellen zu müssen und nicht mit jeder Note, die du schreibst auf einen Radioeinsatz im Tagesprogramm hin zu schielen.“
Ein solcher Druck wird eben bisweilen übermächtig und hat so mancher Band das kreative Genick gebrochen. Freiheit aber produziert meist auch eine kreative Leichtigkeit. Und die entströmt auf ´Too Much Information´ jeder Klangpore. Sie ist beim Stück „Brain Cells“, das mit elektronischem Einschlag auf jegliche Gitarrenklänge verzichtet, ebenso zu hören, wie bei „Her Name Was Audre“, das gitarrenlastig daher kommt und randvoll mit Stilelementen des Britpop ist oder bei „Where We’re Going“, das mit Everly Brothers-Harmonien kokettiert. Trotz der musikalischen Kursänderung sind alle Stücke vom ersten Takt an als welche von Maxïmo Park identifizierbar.
„Naja, nach vier Platten hast du gelernt, auch der Musik der fünften -bei allen Unterschieden- einen Stempel aufzudrücken, wie nur Maxïmo Park es können“, lächelt Duncan Lloyd.
Keine Kritik der sozialen Netzwerke
Der Albumtitel ´Too Much Information´ will von Maxïmo Park nicht als Kulturkritik an Twitter und Co., verstanden wissen und auch nicht an der 24 Stunden andauernden Rundumbeschallung durch Medien aller Art.
„Wir spüren hingegen der Breite der Klanginformationen nach, die mit diesen massiven Informationsausstoß einher gehen“, sagt Paul Smith, „und die Variationsbreite der dort gefunden Musik, prägt diesmal die Klangbreite unserer Lieder.“
Doch alle Gedanken über künstlerische Freiheit, eigenes Studio oder was auch immer in dieser Hinsicht sind müßig, wenn die Band nichts zu sagen hat.
„Eine Platte, die nachwirkt -beim Künstler und beim Publikum- kann nur entstehen, wenn du wirklich interessiert bist. Aber bevor es langweilig wird, sollte man dann doch aufhören“, stellt Paul Smith klar, „doch ich weiß, bei Maxïmo Park ist für Langeweile immer noch kein Platz, denn wir haben noch so viel zu sagen.“
Und um dem Maxïmo Park’schen Musikgenuss einen weiteren Kick zu verleihen, bringt die Band mit Maximo No. 5 gerade ihr eigenes Bier auf den Markt.
Aktuelles Album: Too Much Information (Vertigo /Capitol / Universal)
Foto: Steve Gullick