Mediengruppe Telekommander haben immer ein klares Bekenntnis zu Berlin abgelegt. Beim Singen bricht manchmal dann doch der Wiener Schmäh oder Münchner Bayerisch durch. Soweit zur Verortung von Florian Zwietnig, dem Süddeutschen und dem Österreicher Gerald Mandl. Beim vorliegenden Album sind sich die Beiden aber nicht mehr genug. Ein Schlagzeuger muss her.
„Wir wollen unseren Stücken eine hörbare Dynamik verleihen, die eine Maschine so nicht liefern kann“, hat Florian Zwietnig eine ganz einfach Erklärung parat, „durch die geschlagenen Becken kommt auch eine weitere Kraft und Lebendigkeit hinzu, die den Stücken ein anderes Gesicht gibt. Die bisher im Vordergrund stehende Elektronik gruppiert sich dann darum.“Dadurch haben Mediengruppe Telekommander die Tanzbarkeit ihrer Aussagen verschärft.
„Wir konfrontieren die Leute mit Musik, bei der sie nicht nur zuhören sollen, sie sollen mitmachen“, bringt Gerald Mandl die Sache auf den Punkt, „idealerweise wäre die Trennung zwischen Band und Publikum aufzuheben.“
Nicht umsonst heißt eine ihrer Platten „Näher am Menschen.“ So leben Mediengruppe Telekommander eine Energie, die den Spaß mit derben, funkigen Beats nicht nur den Beinen zurückgibt, sondern durch die punkige Haltung der Texte auch dem Kopf.
Teilnehmende Beobachter
Die beiden Kommander sehen sich selber als Feldforscher. Sie ziehen los und recherchieren im Leben um sich herum. Diese teilnehmend beobachteten Aspekte, die werden zu Stücken. Da werden die coolen und immer gut aufgelegten Menschen entlarvt, die damit kokettieren, irgendwas mit Medien zu machen. Im Zentrum der Analyse steht diesmal die große Stadt. Und das Leben darin. Dabei haben Florian Zwietnig und Gerald Mandl gar nichts gegen Medien. Und auch nichts gegen Coolness. Schon gar nicht gegen städtisches Umfeld. Aber die Art und Weise der Ausgestaltung des erforschten Lebens macht es. Das gilt auch für die Herangehensweise an die Interpretation der Texte durch Mediengruppe Telekommander. Denn sie wollen ja keine Kopierer sein.
„Das ist uns schon ganz wichtig, dass wir zu einer ganz eigenen Textform gefunden haben. HipHop ist da schon ein Einfluss. Aber den gab es ja schon, als wir anfingen. Deshalb haben wir nach einem Umgang mit Sprache gesucht, der uns ausmacht. Und so konnte es eben kein HipHop werden“, erklärt Florian Zwietnig. So kommt es zum parolenartigen Gesang, der nie verleugnet, dass die Buchstaben in der Werbesprache gebadet wurden. Doch noch mehr wurden sie aktuell mit beißender Ironie lackiert. Dieses Ironische manifestiert sich bestens im Titel der CD ‘Einer muss in Führung gehen.’ Das ständige Nachvornegehetze ohne Rücksicht auf Verluste wird angeprangert. Natürlich wieder nicht banal. Hintersinnig. Hintergründig. Hinterfotzig. Jetzt hört euch das mal an. Dann denkt da mal drüber nach. Für alle, die nun gar nicht damit klar kommen, öffnet die Truppe im letzten Stück den ‘Notausgang’
Aktuelles Album: Einer muss in Führung gehen (Staatsakt / Rough Trade)