Bislang gab es beim Reeperbahn-Festival eigentlich nur einen Indikator – und der zeigte stets nach oben. Die Corona Pandemie und die damit verbundenen Restriktionen aller Art sorgen in diesem Jahr dafür, dass es in eine andere Richtung gehen muss – beispielsweise in die Breite. Anders als praktisch alle anderen Festivals, wurde das Ereignis nämlich nicht einfach abgesagt. Stattdessen erarbeiteten die Veranstalter in Zusammenarbeit mit den Behörden ein Sicherheits-Konzept, das es ermöglichen soll, das Festival zumindest in einer innovativen Hybrid-Version vom 16. - 19-09. dieses Jahres in Hamburg zu realisieren. Das Programm für das Fachpublikum und ein großer Teil des Musik-Programmes wird somit digital und online stattfinden und das Rahmenprogramm aus Arts, Word, Film & Discourse und Awards wird eingeschränkt (so wird es in diesem Jahr aus nachvollziehbaren Gründen keinen Helga-Festival-Award geben während die VIA VUT-Indie-Awards digital realisiert werden) – aber auf Live-Musik vor Ort wird keinesfalls verzichtet. Da internationale Acts in diesem Jahr nur sehr eingeschränkt teilnehmen können, wird sich das Angebot auf Deutschland und das „sichere“ europäische Ausland beschränken (der Länderpartner ist in diesem Jahr z.B. Dänemark). Das Angebot der nach Corona-kompatiblen Gesichtspunkten bespielbaren Venues ist eingeschränkt. Immerhin hofft man darauf, in ca. 20 Venues (darunter 5 Open-Air-Bühnen) je etwa 3 Shows pro Abend für ca. 2300 Besucher pro Tag realisieren zu können. Logischerweise ist die Kapazität dabei nach Sicherheitsgesichtspunkten und Abstandsvorgaben beschränkt und in den Clubs durch feste Platzzuweisung und Bestuhlung limitiert. Der Rest des musikalischen Programmes wandert dann durch Live-Streams und Video-On-Demand ins Web. Hierfür gibt es dann erstmals auch ermäßigte Digital-Tickets. Insgesamt bietet das diesjährige Reeperbahn-Festival also also die Möglichkeit, vorsichtig auszutesten, was in Bezug auf die Live-Musik in Corona-Zeiten überhaupt noch möglich ist. Es ist ein Experiment, von dem wohl alle beteiligten hoffen, dass es nur ein Mal in dieser Form stattfinden wird.