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JAZZJANZKURZ

V.A.

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Geht euch das auch so? Manchmal scheint es mir Verwerfungen in der Matrix zu geben, die dazu führen, dass sich Themen strudelartig ineinander verwickeln und (so) konzentrieren, ohne dass es einen tagesaktuellen Anlass gäbe. Letztens war es "Doggerland", aktuell scheint es die Beschäftigung mit frühen Formen bewegter Bilder zu sein. Denn nicht nur die famosen "Lullabies" von Camilla Sparksss drehen sich (im wahrsten Sinne des Wortes) um Phenakistiskop, Praxinoskop & Co., sondern auch die neue Platte der Wiener KNOEDEL, die, zukünftig übrigens auf den Artikel verzichtend, ein "Wunderrad" (col legno) rotieren lassen. Inspiriert ist das Werk nämlich vom "Osttiroler Erfinder, Mathematiker und Physiker Simon Stampfer..., Erfinder des "Wunderrades" oder "Stroboskoprades" " – Zufall oder Großer Plan? Egal, musikalisch bleiben sich die sieben um mastermind Christof Dienz versammelten Musiker treu. Ihre Erfahrungen aus Alter (Knoedel-Geigerin Catherine Aglibut z.B. ist seit Jahren Mitglied in Wolfgang Katschners genialer Lautten Compagney) und Neuer Musik, AvantJazz und Improvisation vermischen sie in immer wieder neuer, stets aber ganz und gar wundervoller Weise mit Tiroler Folklore. So auch hier – mit Violine, Fagott, Zither, Kontrabass, Tripelharfe, Klarinette, Hackbrett, Gitarre, Trompete, Glockenspiel und Schlagwerk (darunter "Hölzernes Glachter" (das ist eine Art Alpen-Xylophon) oder das offenbar selbsterfundene "Haimophon") wird eine enorm stimmige Melange aus Minimal Music und alpiner Volksmusik, aus Jazz und Freier Musik gespielt, die bei aller Ungebundenheit doch stets "hörbar" bleibt. "Im Unterwegssein da ist Zukunft". Stimmt. 5
Noch ein Beispiel für "das kann doch kein Zufall sein" gefällig? Gerade schrieb Arno Lücker in einem VAN-Artikel über "Zehn Stellen in klassischen Werken, die (fast) immer falsch gespielt werden" und was war Platz 10? "Die Oktobass-"Stelle" in Charles Gounods Cäcilienmesse", an deren Aufführungspraxis Lücker moniert, dass dabei "selten mit richtigem Oktobass besetzt (wird), einer Art noch unhandlicherem, dreisaitigen Riesen-Kontrabass, den man mit Fingern gar nicht bespielen kann, zu groß, zu grob...Quasi jede einzelne Schwingung lässt sich sehen! So langsam bewegen sich die schlackernden, schlotternden Saiten!" Prompt verlief ich mich in den Tiefen des Internets und sah (nicht zum ersten Mal) stundenlang Oktobass-Saiten beim Schlackern und Schlottern zu. Und was ziehe ich am nächsten Tag aus dem Postkasten? Die neue CD von KEIJI HAINO & GURO MOE, die – na klar! - "Drums & Octobass" (Conradsound) heißt. Der japanische Free Jazz/Noise-Meister und die Sängerin/Bassistin Guro Skumsnes Moe (an das Konzert, das sie mit ihrer phantastischen Band MoE und Caspar Brötzmann vor ziemlich genau einem Jahr im Berliner Schokoladen spielte, erinnere ich mich noch heute sehr gut!) kennen sich schon lange, auch von gemeinsamen Japan-Touren. Jetzt aber besuchte der immer auch schon 71 Jahre alte KrachMacher die 30 Jahre jüngere, ihm in Sachen ImprovisationsKraft und KlangWahnsinn keineswegs nachstehende Norwegerin und gemeinsam enterten die beiden das berühmte "Athletic Sound"-Studio im südnorwegischen Halden (das liegt unmittelbar an der schwedischen Grenze auf halben Wege zwischen Oslo und Göteborg). Dort begannen sie, mit Oktobass und Akkordeon (Moe) bzw. Drums, Shenai und Harmonium (Haino) wild vor sich hin zu improvisieren, was schließlich in drei langen tracks mit den schönen Titeln "Flower Which Is Orange And Very Strong-Willed", "Flower Which Is Pink, Small And Resistant" und "Flower Which Is A Small River, Which Is A Yellow Sparrow" mündete. Chaos und Struktur in höchster Vollendung, auch weil beide Künstler mit ihren Stimmen Dinge anstellen, die man so kaum für möglich gehalten hätte. Interessanterweise enthält nur die CD-Version das Bonusstück "Flower Of Ice Flower Of Granite Flower Of Earth Crust Flower Of The Earths Interior Flower Of The Air Of The Puls Of The Wave", LP-Käufern entgehen fast 45 Minuten wunderbarstes Klopfen, Fiepen, Schreien, Schlottern (s.o.), Quietschen, Röcheln und Rufen leider. 5
Etwas ruhiger, aber dennoch enorm fordern ist die von KLAUS ELLERHUSEN HOLM & ANDREAS RØYSUM mit zwei (Bass)Klarinetten und ein wenig Altsaxophon durchgeführte "Quantum Teleportation" (Nakama). Auch in Norwegen, allerdings nicht in Halden, sondern an verschiedenen Plätzen (und offenbar nicht nur in Studioumgebungen, denn etwa in der Mitte von "Coulombic Density" hören wir z.B. im Hintergrund Vögel zwitschern) in Trondheim aufgenommen, verbinden die beiden mit ihren musikalischen Überlegungen Improvisation und Quantenphysik (die Titel der einzelnen Stück beziehen sich genau wie der der CD auf Phänomene jenseits der Welt von Euklid und Newton). Mal irren die Instrumente durch den Hallraum, mal duellieren sie sich ganz direkt, meistens aber bewegen sie sich in einem intensiv-minimalistischen Dialog – am besten funktioniert das (für mich) unter Kopfhörern. Sehr schön auch das zum Spielen wie zur Meditation über den CD-Titel anregende artwork mit vor kreisrunden Ausschnitten verschiebbaren Farbspektren – eine schöne haptisch/optische Verbildlichung der Idee "Verschränkung". Die Musik dürfte man dann als akustische Interpretation dieses TheorieGebäudes verstehen. 5
Bevor ich jetzt anfange, darüber zu klagen, wie sehr die "Kopenhagener Deutung" der Quantenmechanik mein beschränktes Verständnis (über)strapaziert, konzentrieren wir uns lieber auf "Those Whose Dads Never Met" (CCAM Editions). Das sind in diesem Fall JEAN-LUC GUIONNET & LÊ QUAN NINH, die – klanglich ebenfalls eher ruhig, inhaltlich aber genauso aufregend und im besten Sinne anstrengend wie Ellerhusen/Røysum – mit Altsax und Perkussion eine gute Stunde lang faszinierende KlangRäume aufspannen. Die Namen der tracks bestehen übrigens aus fünf der 120 denkbaren Permutationen der Worte des CD-Titels (wer in Mathe nicht aufgepasst hat: 5! = 1 x 2 x 3 x 4 x 5 = 120). 5
Dass sich der Kalifornier JIM HAYNES bei der Bezeichnung der beiden jeweils genau 19:59 Minuten langen Stücke auf seiner LP "Inauspicious" (Helen Scarsdale) auch auf Begriffe der Kombinatorik beziehen wollte, glaube ich nicht. Denn dann müssten "Variant, Number Fourteen" und "Variant, Number Fifteen" wohl eher "variation #14 (bzw. 15)" heißen. Egal, klanglich bewegen wir uns hier ohnehin mehr im Drone-Noise-Abstract-Experimental-Industrial-Kosmos. So verwundert es nicht, daß der Mann gern Hafler Trio und Maurizio Bianchi hört (man hat ihn letztens wohl nach seinen "top five noise albums" und da wurden u.a. Arbeiten der gerade Genannten nominiert). Und mit diesem, allein vermittels electronics, Kurzwellenradio, diversen "motors" und den berühmt-berüchtigten "found objects" fabrizierten LärmInterferenzen vermag er durchaus in deren Fußstapfen zu treten. Rupture and release. Purge and pulse. 4
Auch JULIAN SARTORIUS hat sich für seine mit dem ENSEMBLE THIS | ENSEMBLE THAT eingespielte LP einen schönen Namen ausgedacht: "RLLRLRLLRRLRLRLRLLRLRLR" (-ous). Hier könnte man nochmal mit mathematischen Theorien jonglieren, denn der Schweizer lässt die vier Schlagwerker von ET|ET das laut Info aus 23 "individual beats" bestehende GrundMuster auf verschiedensten PerkussionsObjekten kontinuierlich durchtrommeln, wobei er schrittweise Änderungen an den ge- oder besser be-spielten Gegenständen vornimmt. Das führt zu einer Art Rekursion und Selbstähnlichkeit und schon sind wir wieder bei Fakultät, Fibonacci und dem Apfelmännchen. Man darf die schlicht "L" und "R" heißenden Stücke aber auch einfach als gelungene Musik genießen. 4
Mit "patterns" und repetitiven Mustern haben sich die Vertreter der Minimal Music schon seit den 1960ern herumgeschlagen. Einem der bekanntesten, nämlich PHILIP GLASS widmet die kanadischen Violinistin ANGÈLE DUBEAU ihr neues Album. Auf "Signature Philip Glass" (Analekta) wird sie einmal mehr von ihrem Klavier-verstärkten Streicherensemble LA PIETA begleitet und schwebt dort durch den reinen Wohlklang des "Glassworks"-openings, den packenden Schluss-Satz seiner 3. Sinfonie, das Titelmotiv von "Koyaanisqatsi" und viele andere, zumeist recht vertraute Stücke. 4
Ein anderer Großer der (akademischen) US-amerikanischen Musikgeschichte ist Morton Subotnick. Der hat wenig mit Minimal Music, aber ganz viel mit elektronischer Avantgarde zu tun, seine Zusammenarbeit mit dem Synthesizer-Pionier Don Buchla ist legendär (und war von unermesslichem Einfluss auf Design, Anwendung und Verbreitung elektronischer Klangerzeuger). Der Pianist und Komponist STEFAN SCHULTZE hat sich mit seinem LARGE ENSEMBLE nun auf eine ganz besondere Art und Weise vor dem Meister verbeugt. "The Buchla Suite / A Handcrafted Tribute To Morton Subotnick" (Jazzwerkstatt) verzichtet komplett auf elektronische Instrumente und doch gelingt es der 11köpfigen Truppe (in der z.B. Peter Ehwald oder Elena Kakaliagou mitspielen) das Besondere eines Buchla-Systems akustisch nachzubauen. Mal zwitschert eine zarte "Melody", zu der Vokalistin Almut Kühne Erläuterungen aus dem (Buchla)"Manual" vorträgt. Vorher dachte man herrlich vertrackt über Subotnicks epochale "Silver Apples To The Moon" nach (und nennt das Stück "Golden Apples of the Sun"). Dann gibt es bei "Swan" entrückt-kunstvollen Avant-SchwanenGesang zu hören, der sich über einem weitmaschigen Netz aus singulären Tönen in (auch im Wortsinn) höchste Höhen schraubt. Und natürlich gibt es auch, wie z.B. bei "Fragments", grandiose "alle gegen alle"-Momente. 5
Silke Eberhard hat im September 2022 sechs ihres zehn Mann-Mensch-Musikerinnen (neben der Chefin am Saxophon ist mit der Vibraphone/Marimba-Spielerin Taiko Saito wenigstens noch eine zweite Frau an Bord) starken Ensembles POTSA LOTSA XL in das Berliner "Zentrifuge"-Studio gebeten, um dort einige von ihr ausgedachte Stücke ohne Vorbereitung, quasi "vom Blatt" gespielt, aufzunehmen. Das Ergebnis fand man gemeinsam sehr gelungen und vielversprechend, wirklich albumreif. Schnell mischte Eberhard noch zwei Fassungen der in voller Mannschaftsstärke aufgenommenen homerecording-Nummer "All Allone" ab und – zack! Fertig ist "Chamber Works" (Trouble In The East). Kreatives Chaos regiert - das, was wir weiter oben etwas respektlos "alle gegen alle" genannt haben und was natürlich weder hier noch dort unüberlegtes Durcheinander bedeutet, sondern konzentriertes Aufeinander eingehen, MITeinander und mit dem Material spielen und nicht zuletzt Spaß am Musizieren haben. Weitere Beschreibungen erspare ich mir, diese Musik ist kraftvoll, lebendig, intelligent, frei und verspielt – genau wie guter Jazz sein sollte. 5
Ein weiteres, allerdings etwas ruhigeres Beispiel für eleganten EnsembleJazz ist die CD "Together" (Clapyourhands) von SARAH CHAKSADs LARGE ENSEMBLE. Auch hier haben wir ein vielköpfiges Orchester (nicht weniger als 13 Musiker) und auch hier spielt die Bandleaderin Saxophon, wo aber Potsa Lotsa XL kraftstrotzend und lärmend daherkommen, lässt es die Schweizerin Chaksad ruhiger und melodiöser angehen, ohne aber Abstriche hinsichtlich musikalischer Komplexität und harmonischer Offenheit zu machen. Schönheit ist wichtig, ein Hauch von Exotik (wie etwa in einigen Wendungen des Titelstücks) und das Prinzip "Ensemble" auch. Man spielt buchstäblich "Together", in jedem Stück bietet sich der gebührende Raum für einen (manchmal sogar mehrere) Solisten – zur Sicherheit wird in der tracklist jeweils nochmal vermerkt, wer genau da wo nach vorn durfte. Bei "Lost" ist es etwa der gleichermaßen exaltierte wie interessante Gesang von Yumi Ito und das bezaubernd zarte Trompetensolo von Hildegunn Øiseth. Aufgenommen wurde die CD übrigens in Berlins nun wirklich legendärem Hansa Studio (seit ich mal Kontakt dahin hatte, weiß ich: ganz wichtig "Hansa Studios immer ohne Bindestrich schreiben!"). 4
Damit kommen wir zu melancholisch-sentimentalem KammerJazz. Die "Water Fabric" (Odin) des norwegischen Pianisten ESPEN BERG besteht aus sieben feingliedrigen Abteilungen. Besinnlich und in allen Dimensionen zart umspielen und umspülen sich Klavier, Streichtrio, Schlagzeug und Flügelhorn. Selbst wenn es – wie etwa in der diese schöne Platte abschließenden "Triple Point Suite" - strukturell etwas fordernder wird, bleibt das Ganze klangtechnisch doch stets im "Bitte nicht stören!"-Modus. 4
Und in eben diesem Modus befinden wir uns auch, wenn sich der Pianist ROMAN BABIK mit dem Warschauer ATOM STRING QUARTET seinen Traum vom gemeinsamen Eintauchen in die Schönheiten lyrischer JazzKunst erfüllt. Das Resultat heißt "Might Be Spring" (Frutex Tracks) und auch wenn ich kein großer Fan der klassischen StreichquartettLiteratur bin, finden sich dort einige Perlen aus netten Klavierakkorden und feinen StreicherArrangements. Zunächst muss man sich an die Geige-Geige-Bratsche-Cello-Rührseligkeit gewöhnen (zumindest ich musste das), aber sobald die Harmonien (wie z.B. bei "Noah") etwas ungewöhnlicher werden, gewinnt diese Platte deutlich an Interessantheit. Nicht nur der minimalistisch-elegische "November Walk" bemüht sich erfolgreich um SchmalzVermeidung; das darauf folgende, schon beinahe in Richtung Philip Glass weisende "Pardon, My Step" vertieft diesen Ansatz erfolgreich. 4
Obschon er des Öfteren mit dem Atom String Quartet zusammengearbeitet hat, denkt der Essener VibraphonMagier MATHIAS HAUS auf "All My Life" (JazzSick) größer. Das ihn hier begleitende STRING ORCHESTRA ist das der Wuppertaler Kammerphilharmonie und am Klavier hören wir wieder Roman Babik. Um die zentrale, titelgebende Suite ordnen sich feine, die Möglichkeiten des Vibraphons (im konventionellen Rahmen) austestende Stücke, die in ihrer MelodieVerliebtheit vielleicht schlicht wirken mögen, das aber keineswegs sind. Je ein Stück ist Haus’ Mutter und Vater gewidmet und die 22 ½ Minuten von "All My Life" sind "for my Son" – Haus scheint ein Familienmensch zu sein. 4
Auch bei den "White Buses"(Cowbell), deren "Passage To Freedom" der dänische Saxophonist BENJAMIN KOPPEL klanglich zu illustrieren versucht, sitzt mit Uri Caine ein guter Bekannter vor’m Klavier. Das ist nicht der einzige Star auf dieser in New York aufgenommenen CD, Namen wie Scott Colley (b), Antonio Sánchez (dr) oder Thana Alexa (voc) haben einen gewissen Klang. Aber schon am Ende des einleitenden "Testimonial I" machen Dänisch und Englisch zu hörende Worte klar, dass es hier um ein ernstes Thema geht: "There is a devil under the skin of any human being. Be aware, it never gets out." Das sagt einer jener dänischen Juden, die vom Roten Kreuz kurz vor Kriegsende in eben jenen "Weißen Bussen" aus deutschen KZs gerettet wurden und von denen Koppel noch einige interviewen konnte. Gelingen konnte die Rettung von insgesamt ca. 20.000 Lager-Insassen vor allem durch das geschickte Verhandeln der dänischen Regierung, die die strategischen Interessen der Nazis gegen deren Judenhass auszuspielen wusste. In einer schönen Verbindung aus interessantem Jazz und hörspielartig-dialogischen Einstreuungen gelingt es Koppel, unfassbare Erlebnisse mit klanglicher Schönheit zu verschränken: an einer Stelle berichtet ein Geretteter, wie er vor Hunger zwei in einem Nest gefundene Vögel mitsamt Federkleid und Knochen verspeiste – dazu gibt es semi-sinfonischen OrchesterJazz. Die Rückkehr in die Heimat wird musikalisch mit einem beschwingt-lustvollen Willkommensständchen gefeiert – und es bleibt dennoch ein hintergründiges Erschauern. Ein zartes Cello hier, etwas sanftes Klavier und Schlagzeug dort, zu einer "Die Dänen raus!"-Passage ein wildes Saxophon, doch auch hier beschwört das elegische Cello eine dunkle Erinnerung an das Erlebte herauf. Es bleibt melodiös, aber doch frei. Die Musik geht Wagnisse ein und verbleibt doch zumeist auf sicherem Terrain - eigentlich ein schöner Ansatz für (Mainstream)Jazz. Warum versuchen sich nicht mehr Jazzer an einer solchen Form der Geschichtsschreibung und -aufarbeitung? 4
Vom "Gate 65" aus verlassen wir die düstere Vergangenheit. Die Schweizer FunkJazzer JOURNEYS verschmelzen auf ihrem selbstverlegten Album recht geschickt ein Grundgerüst aus eben jenem Bläser-getriebenen, Bass-lastigen Funk mit einem 12-Takt-Bluesschema (Growing Old) oder Groove-wirbelnden Latin-Elementen (By Bye Corona) – manchmal musste ich sogar an Chris Rea denken (was keineswegs abwertend gemeint ist, der Mann ist eines meiner "Guilty Pleasures"!). 4
"Eleven" (Galileo) von der mir bisher unbekannten Formation RASGUEO begeistert mich fast noch ein bisschen mehr. Das Quartett um den in Berlin lebenden, Flamenco- und Jazz-Gitarre spielenden Griechen Nikos Tsiachris bezaubert mit Martin Auers hinreißenden Flügelhorn- und Trompeten-Melodien, die sich gemeinsam mit feinen GitarrenLäufen auf einem von Martin Lillich (b) und José Ruiz Motos "Bandolero" (dr/perc) eingerichteten Bett räkeln dürfen. Rasgueo gelingt der Spagat aus Virtuosität und Leichtigkeit, jedes Mackertum wird genauso vermieden wie – beim Versuch an guter Unterhaltungsmusik in der Regel ja doch eher störende – Verkopftheit. Und Humor haben die Herren ohne Zweifel auch, denn sie nennen nicht nur gleich das erste von elf Stück "Eleven", sondern führen den Hörer auch mit anderen Späßchen auf’s Glatteis: zum Ende von "Secret Mind" wird da der feinperlige Spielfluss schon mal mehr oder minder abrupt unterbrochen – eine Sekunde Pause – dann geht’s nochmal kurz los und dann ist wieder (und endgültig) Schluß. Beim ersten Mal guckt man vielleicht sogar nach, ob da gerade der CD-Player hängt. Jedenfalls schafft es "Eleven", uns auch im kalten Spätherbst zumindest akustisch in eine angenehme Sommerabend-Stimmung zu versetzen! 5

Fear No Jazz
›› ANTHONY LAGUERRE & LES PERCUSSIONS DE STRASBOURG ›› V.A. ›› ERLEND APNESETH TRIO & MAJA S. K. RATKJE ›› LEA DESANDRE & THOMAS DUNFORD ›› V.A. ›› JAZZJANZKURZ ›› DDK TRIO ›› ZEITKRATZER - REINHOLD FRIEDL ›› JAZZJANZKURZ ›› HÉLÈNE GRIMAUD ›› FRODE HALTLI ›› MATTHEW HALSALL ›› SIMON BERZ / KONDO TOSHINORI / BILL LASWELL ›› FLOCKS ›› GEORGE ›› ALVIN LUCIER ›› JAZZJANZKURZ ›› DUO STIEHLER/LUCACIU ›› WIM MERTENS ›› FREDRIK RASTEN ›› FRANCESCO ARONI VIGONE ›› JAZZJANZKURZ ›› ANNA PROHASKA/PATRICIA KOPATCHINSKAJA/CAMERATA BERN ›› JAZZJANZKURZ ›› KJELL BJØAGEENGEN & CHRIS COGBURN ›› ENSEMBLE 0 ›› JAZZJANZKURZ ›› INGAR ZACH ›› TAJ MAHAL ›› RICKIE LEE JONES ›› EYDÍS EVENSEN ›› FIRE! ORCHESTRA ›› RAPHAELA GROMES


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