OSKA

Schaut man sich an diesem Dienstagabend das Publikum im Münsteraner Sputnik-Café an, würde man nie und nimmer auf die Idee kommen, dass sich hinter dem Namen OSKA die Mittzwanzigerin Maria Burger verbirgt, die gerade gemeinsam mit ihren drei Mitstreitern ihr Debütalbum ´My World, My Love, Paris´ erstmals auf Headline-Tournee in Deutschland vorstellt. Viele im Saal sind alt genug, um als Eltern der Band durchzugehen, doch das unterstreicht nur, dass sich die junge Musikerin aus dem österreichischen Waldviertel musikalisch etwas abseits des von ihrer Generation ausgetrampelten Indie-Pfades umschaut. Auf klassischem Singer/Songwriter-Terrain schlägt sie immer wieder eine Brücke von heimeligem Laurel-Canyon-Folk-Vibe (Lagerfeuergitarre und Mundharmonika inklusive) zu poppiger Eingängigkeit, während sie textlich ein untrügliches Gespür dafür hat, die ungewöhnlichsten Episoden ihres Lebens mit liebenswerter Nonchalance und doch stets gehaltvoll und tiefgründig einzufangen. Schnellere Nummern wie ´Woodstock´ oder das Titelstück des Albums bleiben dabei die Ausnahme. Lieber betont Maria mit Balladen und Mid-Tempo-Songs die melancholische Seite ihrer Musik und rückt ihre Stimme, mal zart und zerbrechlich, mal expressiv, aber nie aufdringlich, in den Mittelpunkt. Ganz besonders deutlich wird das zur Konzertmitte, als sie ihre drei Kollegen für eine hinreißende Version der Crosby, Stills & Nash-Großtat ´Helplessly Hoping´ um ihr Mikro versammelt, die anrührender kaum sein könnte. Doch auch für heitere Momente ist Platz: So arbeitet sie in ´ABC´ sehr amüsant eine Dreiecksgeschichte auf und hat auch sonst ein paar feine One-Liner parat, etwa, wenn sie über ´Lousy T-Shirt´ sagt: „Die Beziehung, um die es geht, war noch lausiger als das T-Shirt.“ Nach 65 Minuten geht dann mit der Zugabe ´Distant Universe´ ein Konzertabend zu Ende, an dem OSKA mit beeindruckender Leichtigkeit gezeigt haben, wie man mit Können und viel Freude am eigenen Tun schwelgerisches Oldschool-Feeling mühelos ins Hier und Jetzt transportieren kann.

©1996-24  WESTZEIT | 2023.05.01 | Autor: Carsten Wohlfeld | › kontakt › impressum › datenschutz | › Besuche uns auf Facebook