Vor rund drei Jahren interpretierte Julia Jacklin die aufwühlenden Break-up-Songs ihrer aus purer Gefühlsintensität heraus entstandenen LP ´Crushing´ live mit aufreizender Lässigkeit und sorgte so dafür, dass das leise Understatement der Lieder das Publikum mit voller Wucht traf, es aber nicht in den Abgrund der Gefühle riss. Es waren Konzerte für die Ewigkeit. Für ihren Auftritt Mitte November in Köln richtet die 32-jährige Australierin nun ihren emotionalen Kompass leicht, aber dennoch spürbar neu aus. Passend zum bisweilen leicht unterkühlten Sound ihres aktuellen Albums ´Pre Pleasure´ tauscht sie im Gebäude 9 die entfesselte Emotionalität vergangener Konzerte gegen eine lakonische Entrücktheit ein und wirkt dabei, unterstützt von ihrer vierköpfigen Band, auch klanglich deutlich distanzierter. Nachdem sich Erin Rae aus Nashville im Solo-Vorprogramm als lupenreine Country-Croonerin mit feinen Storytelling-Songs und unverstellter Herzlichkeit im Handumdrehen viele neue Freunde erspielt hat, will deshalb trotz Jacklins sagenhaft emotionalem Soloeinstieg mit ´Don´t Let The Kids Win´ und der eindringlichen Non-Album-Großtat ´To Perth, Before The Border Closes´ der Funke erst im letzten Drittel des 80-Minuten-Auftritts richtig überspringen. Zunächst sorgt das phänomenale ´Don´t Know How To Keep Loving You´ für Gänsehaut, dann ist auch bei ´I Was Neon´, ´Head Alone´ und ´Pressure To Party´ (mit einem großartigen Solo des famosen Gitarristen Will Kidman) endlich die unter die Haut gehende Intensität spürbar, die Jacklin zu einer der beeindruckendsten Künstlerinnen im Spannungsfeld von traditionellem Singer/Songwritertum und modernem Indierock hat werden lassen. ´Hay Plain´ schwingt sich dann beim Finale von einer leisen Solonummer zu einer berauschenden Sieben-Minuten-Band-Jam auf – es ist ein versöhnlicher Abschluss.
Weitere Infos: www.juliajacklin.com