Wenn erwachsene Männer in Cowboy-Montur durch Ehrenfeld streifen, dann ist entweder Karneval in Köln, oder Colter Wall ist in der Stadt. Der kanadische Troubadour ist so etwas wie der Mann der Stunde in Outlaw-Crooner-Kreisen, der ob seiner großartigen Storytelling-Songs und seiner wunderbar voluminösen Bariton-Stimme gar nicht mehr unheimlich originell oder charismatisch sein muss, um ein stetig größer werdendes Publikum anzusprechen, in dem die eingangs erwähnten genreaffin gekleideten Herren in den besten Jahren zwar auffallen, aber trotzdem nur eine kleine Minderheit bilden. Anfangs noch solo, später mit vier augenzwinkernd Scary Prairie Boys getauften Mitstreitern (die Art von Band, die beides draufhat – Country UND Western), entführt uns der 23-jährige Premierministersohn an diesem Abend in eine längst vergangen geglaubte Zeit und zelebriert genüsslich und gut gelaunt Klischees, ohne dass seine Performance deshalb parodistische Züge trägt. Er erinnert an ´Saskatchewan In 1881´, singt von ´Thirteen Silver Dollars´, besucht die Calgary Stampede und lädt ein zu ´Western Swing And Waltzes´, bevor er das Werk von Seelenverwandten wie Ramblin´ Jack Elliott und Townes Van Zandt streift und bei der Zugabe für Ray Wylie Hubbards ´Up Against The Wall, Redneck Mother´ seine Landfrau Belle Plaine samt Ehemann zurück auf die Bühne holt, die mit detailverliebten Liedern zwischen Folk und Country auch das Vorprogramm bestritten hat. Am Ende ist es ein Abend voller Songs, in denen die Zeit stehen geblieben ist und doch Geschichte lebendig wird.
Weitere Infos: www.colterwall.com