Seit Jahren ist Ben Becker mit dem Ein-Mann-Stück „Ich, Judas“ unterwegs. Sein „Plädoyer für einen Geächteten“ entspricht virtuos vorgetragener, intelligenter Schauspielkunst. Der tiefe Bass der Stimme, die vortreffliche, circa eineinhalbstündige Inszenierung lässt die 1300 Zuschauer im ausverkauften „Michel“ 90 Minuten mucksmäuschenstill genießen, bevor der abschließende Applaus sich zu stehenden Ovationen auswächst. Man mag von Becker halten, was man will – subjektiv ist er jedoch einer der besten Charakterdarsteller des Landes. Es ist faszinierend, wie er seine Schauspielkunst live zelebriert. Mal leise wimmernd, dann wieder laut aufbrausend. Und das in einem Stück, lediglich durch ganz kurze Orgeleinsätze unterbrochen. Beckers Aufarbeitung des Stückes von Walter Jens wirft Fragen auf. Es regt zum Nachdenken an – auch wenn auf den oberen Rängen aufgrund der Technik nicht jedes einzelne Wort verständlich hörbar ist/war. Eine schwierige Auseinandersetzung, die dazu verleitet, die Schuldfrage von Judas ganz neu zu überdenken. Ganz großes Kino, live erlebbar. Auch das ist Rock ´n´ Roll, irgendwie.
Weitere Infos: www.benbecker.de