Das Silent Green im Wedding war fast 100 Jahre lang Krematorium, bevor es vor einigen Jahren in ein "Kulturquartier" umgebaut wurde - das zentrale Oktogon der ehemaligen Urnenhalle wird inzwischen u.a. auch für Konzerte genutzt. Ein morbider Schauer befällt einen beim Betreten dieses Raums, in dem sicher viele Tränen vergossen wurden, schon, aber die pünktlich einsetzende Musik sog allen Trübsinn schnell auf. Neben Wim Mertens stand Tatiana Samouil auf der Bühne und der russich-belgischen Violinistin gelangen gleich zwei Kunststücke: bei den die ersten Hälfte des Abends ausmachenden Stücken des aktuellen Orchesterwerks sorgte ihr konzentriertes Spiel dafür, dass niemand die große Besetzung vermisste und auch im zweiten, einigen z.T. angenehm frei inszenierten Mertens-Klassikern vorbehaltenen Teil spielte sie sehr selbstbewusst und war so mehr künstlerische Partnerin denn Begleitung. Das Publikum im seit Wochen ausverkauften Haus feierte auch die noch recht unbekannten Stücke der "That Which is Not"-CD frenetisch, so daß ich in den JubelPausen meinen penetranten Hustenreiz ausleben konnte. Trotz leichten Fiebers: ein wundervoller Abend!