Regisseur und Drehbuchautor Arash Riahi wagt gleich den ganz großen Wurf. Statt sich langsam von seinen ersten Dokumentarfilmerfahrungen her auf die große Erzählung hinzuarbeiten, setzt er in seinem Erstlingsfilm gleich das Schicksal von 9 Personen dramatisch in Szene. Der Autor, im Kindesalter selbst mit den Eltern aus dem Iran geflohen, erstellt anhand der kleinen Flüchtlingsgruppe einen Bilderbogen möglicher Flüchtlingsszenarien, der kaum weiter entfernt sein könnte von trockenem Dokumentarstil. Trotz aller zähen Verwicklungen und dargestellter Trübsal bleibt der Film immer frisch und überraschend. Er handelt von einer flüchtenden Kleinfamilie, einer komplizierten Familienzusammenführung und zwei Einzelgängern, die sich auf der Flucht angefreundet haben. Sie alle sind (wie Riahi) aus dem Iran in die Türkei geflohen und warten nun in Ankara auf die Bewilligung ihrer Asylanträge in die EU. Stets bedroht von Polizeikontrollen, der drohenden Antragsablehnung, vom iranischen Geheimdienst und immer in Geldnot treffen sich die 9 Flüchtlinge zufällig in einem zwielichtigen Hotel. Die Kleinfamilie droht an den Widersprüchen der Situation zu zerbrechen, die beiden Freunde Ali und Merdad, die Alis Nichte und Neffen zu deren Eltern bringen wollen, erleben Freud und Leid der fremden Gesellschaft und der politische Aktivist Abbas schlägt sich väterlich mit dem kurdischen Daueroptimisten und Lügenbaron Manu (nach „Jalla Jalla“ und „Kopps“ eine neue Glanzrolle für Fares Fares) herum. Man könnte bemängeln, dass die Sichtweise aus der Exilantenperspektive etwas einseitig bleibt. Und die traurige Thematik von Flucht, Asylantrag und verzweifelter Lage verheißt keinen netten Kinoabend. Trotzdem sind die filmischen Einfälle und der lockere Stil, mit dem Riahi mit seinen Geschichten jongliert absolut sehenswert und machen Hoffnung auf weitere Filme dieses Regisseurs.
A/FR 2008, Regie: Arash T. RiahiDarsteller: Navid Akhavan, Pourya Mahyari, Fares Fares, u.a.
Kinostart: 13.08.2009
Weitere Infos: www.EinAugenblickFreiheit.com