Alice (als verzweifelt Suchende großartig gespielt von Katharina Schüttler) hat in einer Zeitschrift ein Foto ihrer verschollenen Mutter entdeckt und macht sich auf den Weg, diese zu suchen. Judith (Iris Berben) hatte ihre Tochter als Kleinkind verlassen, um in den politischen Untergrund abzutauchen. Nach einem Banküberfall, bei dem sie einen Passanten erschossen hat, ist sie nach Frankreich geflohen und dort inzwischen glücklich mit einem Winzer verheiratet, mit dem sie eine neue Familie gegründet hat. Alice, die seit Jahren daran leidet, dass ihre Mutter eine geflohene Terroristin ist und sie verlassen hat, schleicht sich als Feriengast in die Stieffamilie ein und beobachtet missgünstig-sehnsüchtig, wie Judith sich in der Fluchtexistenz eingerichtet hat. Natürlich kommt es bald zur Konfrontation. Alice ist fest entschlossen, ihre Mutter für den Verlust einer geborgenen Kindheit zu bestrafen, Judith schwankt zwischen Fluchtgedanken und dem Versuch, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, ohne dabei ihre aktuelle Familie zu verlieren. Autorin und Regisseurin Susanne Schneider lässt ihren beiden intensiv schauspielernden Hauptdarstellerinnen viel Raum um die bei dieser Kollision explodierenden Gefühle auszudrücken, hat aber vielleicht den Blickwinkel nicht ganz überzeugend gewählt. Die interessante Frage, die die dargestellte Situation heraufbeschwört ist doch, ob man für soziales Engagement seine sozialen Pflichten beiseite schieben darf. Zu sehen bekommt man aber, dass ein Kind nicht souverän mit der Bewältigung seiner zerstörten Kindheit umgehen kann (was von Kindern ja auch keiner erwartet). Es kommt der Tag, vielleicht, an dem man diesen Film verstehen, brauchen, sogar lieben wird. Jetzt lässt er einen (bestenfalls) ratlos aus dem Kino stolpern.
D 2009, Regie: Susanne SchneiderDarsteller: Iris Berben, Katharina Schüttler, Jacques Frantz, u.a.
Kinostart: 27.08.2009
Weitere Infos: www.es-kommt-der-tag.de