(ebersbach & simon, 251 S., 24,00 Euro)
Es ist bereits der dritte Band in einer Art Reihe, den Unda Hörner hier vorlegt, wieder mit einem de Lempicka-Gemälde auf dem Schutzumschlag. Nach "1919 - Das Jahr der Frauen" und "1929 - Frauen im Jahr Babylon" geht es nun (arithmetisch korrekt) um berühmte Frauen 1939 - auf der Flucht und in der Diaspora. Simone de Beauvoir besucht "ihren" Sartre an der Front, Else Lasker-Schüler trauert in ihrem "Hebräerland" dem untergegangenen Glanz des Romanischen Cafés nach, Frida Kahlo bangt um den Erfolg ihrer ersten Ausstellung in Paris (und hat – genau wie ELS – permanente Geldsorgen), Luise, die Frau des Star-Architekten Erich Mendelssohn pendelt mit jenem zwischen London und Jerusalem, Gisèle Freund entwickelt sich auch dank des gerade erfundenen Farbfilms in Paris zu einer gefragten Fotografin (und darf u.a. Virginia Woolf porträtieren - deren Wunsch, die (gelungenen) Fotos keinesfalls zu publizieren, negiert Freund irgendwann einfach, sehr zum Ärger der Porträtierten.), Dorothy Thompson (die Anfang 1932 ein Interview mit Hitler führte und ihn furchtbar unterschätzte) organisiert von New York aus Fluchtmöglichkeiten, Hannah Arendt hat es schon nach New York geschafft, Helene Weigel zieht mit der Brecht-Entourage immer nördlicher, Erika Mann veröffentlicht mit ihrem Bruder Klaus einen Almanach der deutschen Kultur im Exil ("Escape to Life"), Kafkas einstmalige Gefährtin Milena Jesenská leistet in Prag aktiven Widerstand und Annemarie Schwarzenbach und Ella Maillart fahren mal eben mit dem Auto von Zürich nach Kabul - ja, es ist vieles passiert im Jahr 1939. Geschickt verschachtelt Hörner in 12 Monatskapiteln die Episoden und verbindet dabei Zeitkolorit und -geist mit Gesellschafts- und Kulturkritik - wodurch ihr ein ebenso fundiertes wie unterhaltsames (und streckenweise auch erschreckend aktuelles) Buch geglückt ist.Weitere Infos: www.ebersbach-simon.de/buecher/1939-exil-der-frauen