(Propyläen, 351 S., 24,00 Euro)
Mit "Die Reise unserer Gene" hat das SchreiberDuo aus Wissenschaftler (Krause ist einer der wichtigsten PaläoGenetiker) und Journalist (Trappe ist Redaktionsleiter beim Berliner Tagesspiegel) einen überraschend großen Erfolg gelandet. Es interessierten sich so viele Leute für die Ausdeutung der genetischen Spuren der Alten und Neuen Europäer, dass es das Buch in die Spiegel-Bestseller-Liste schaffte (was zunächst nichts über seine Qualität aussagt, in diesem Fall aber doch!). Nun also ein Nachfolger, der sich mit den zahlreichen (Aus)Wanderungen von (Früh)MenschenGruppen befasst. Erst Menschenaffen (wie der vor einigen Jahren zu etwas Berühmtheit gelangt "Udo" aus dem Allgäu, 12 Mio. Jahre alt und offenbar aus zwei Beinen laufend), dann diverse Homo-Varianten (habilis, erectus und wie sie alle hießen), schließlich Homo sapiens – alle waren (auch) von der Suche nach neuen Lebensräumen angetrieben und verließen (Ost)Afrika auf unterschiedlichen Wegen. Diese Wege, die in der Regel Sackgassen waren, zeichnen die Autoren so detailliert wie nötig und so anschaulich wie möglich nach. Auch untersuchen sie mögliche Ursachen für den Drang zur Wanderung ins Unbekannte, naturgemäß ohne hier eine abschließende Antwort geben zu können. Aber Krause/Trappe geht es auch um die Schattenseiten des menschlichen Eroberungsdrangs: die Ankunft von Menschen bedeutete in der Regel das schnelle Ende für die Großfauna: Mammut & Co. wurden schlicht aufgefressen. Kolonisierende Menschengruppen verbreiteten neue Krankheiten, vorher hatten der Übergang zur Viehzucht und die Sesshaftigkeit für die sprunghafte Vermehrung von Infektionskrankheiten gesorgt. Kurz: wohin der Mensch auch kam, er veränderte die (Um)Welt in (nach evolutionären Maßstäben) Rekordzeit. Dass Homo sapiens sapiens sich damit selbst seiner Lebensgrundlage beraubt, wird uns erst heute, kurz bevor (oder doch schon nachdem?) es zu spät ist, klar. Auch diese unangenehme Wahrheit sprechen die beiden an – und schüren doch einen kleinen Hoffnungsschimmer. Ein sehr gelungenes populärwissenschaftliches Buch zu einer spannenden Thematik, das mit gefühlvollen Illustrationen (v.a. die des finnischen Zeichners Tom Björklund) auch unsere (laienhafte) Sehnsucht nach Visualisierung des längst Vergangenen bedient. Vielleicht sah ja die berühmte "Alte Tschechin" (aus ihren Knochen wurde das bislang älteste Genom eines modernen Menschen sequenziert) tatsächlich so (ähnlich) aus wie die dem Leser selbstbewusst in die Augen schauende Schönheit auf S. 44?Weitere Infos: www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/hybris-9783549100318