(Kiwi Musikbibliothek, 86 Seiten, 10€)
Einen Text über Chilly Gonzales‘ erstes Buch zu schreiben, fällt mir wirklich schwer. Denn ich bin ein treuer Fan, seitdem ich ihn 1999 für ein Interview für dieses Medium in Berlin getroffen habe. Egal, was er seitdem gemacht hat, ich konnte immer seine Begeisterung für sein aktuelles Projekt spüren und mich davon anstecken lassen. Doch die beiden wichtigsten Daten zu seinem Buch über Enya stehen in Klammern über diesem Text: es hat zum Glück nur 86 Seiten und kostest zum Glück nur 10€. Wahrscheinlich bin ich aufgrund meines fortgeschrittenen Alters für die Beurteilung eines Buches mittlerweile zu konservativ. Ich gehe immer noch davon aus, dass ein Autor sich überlegt, ob er denn überhaupt was zu sagen hat. Also etwas, was einen Leser inspirieren oder überraschen oder fesseln oder erschüttern oder auch lediglich unterhalten könnte. Ein Buch könnte demnach gut geeignet sein, den Leser auf die Entdeckung dieser Grundüberlegungen zu begleiten. In diesem Fall ist es leider nicht. Chillys Erkenntnisse über die besondere Qualität von Enyas Musik sind so schon an anderer Stelle formuliert worden und die Erwähnung von Conny Plank sucht man vergebens. Müsste ja auch nicht sein, denn Chilly wollte offensichtlich kein Nerd-Buch schreiben. Aber was er der langweiligen Datenrecherche entgegenzusetzen ha, taugt nicht wirklich, um einem linearen Text einen durchgehenden Aufmerksamkeitsbogen zu verleihen. Wir erfahren hier und da etwas über seine musikalische Sozialisation und über seine Lernprozesse, sich im Haifischbecken der Musikindustrie zurecht zu finden. Aber das alles wirkt eher wie ein Script für ein Bühnenprogramm mit einer musikalisch untermalten Lesung. Ich hoffe, es ist genau das.