Berenberg, 192 S., 22,00 EUR
Fritz Wisten war ein jüdischer Schauspieler, Regisseur und Intendant, der 1934 eine vom Architekten Peter Behrens entworfene Villa in Berlin-Schlachtensee bezog. Er war zu diesem Zeitpunkt gerade vom Stuttgarter Landestheater entlassen worden und versuchte nun, als Künstlerischer Leiter beim frisch gegründeten Kulturbund Deutscher Juden der jüdischen Mittelschicht ein wenig Normalität und den infolge der Neuordnung des staatlichen Kunstbetriebs vielfach erwerbslos gewordenen jüdischen Künstlern ein bescheidenes Auskommen zu ermöglichen. Das in diesem schön aufgemachten Buch verhandelte Thema "Wie Fritz Wistens Familie in Berlin die NS-Zeit überlebte" böte also genug Stoff für einen spannenden Blick in konkret gewordene Zeitgeschichte, bei dem sich über Architektur und Theater, Willkür und Standhaftigkeit nachdenken ließe. Leider scheitert der Schweizer Theaterwissenschaftler Blubacher aber auf ganzer Linie, denn es gelingt ihm an keiner Stelle, die Geschichte so spannend und interessant darzustellen, wie sie ganz sicher war. Völlig überfrachtet mit bestenfalls für akademische Forschungen relevanten Details zu Lebenslauf und Verwandschaftsverhältnissen etlicher Nebenfiguren gerät das Eigentliche komplett aus dem Fokus – das Buch ist kein spannendes Stück Historie und schon gar keine Spiegelung auf heutige Verhältnisse, sondern freundlich ausgedrückt eine äußert penibel recherchierte Fleißarbeit. Bzw. eine auf schon fast ärgerliche Weise verpasste Gelegenheit.Weitere Infos: www.berenberg-verlag.de/programm/das-haus-am-waldsaengerpfad