QUICKSILVER
Im Klub der Animal-Collective-Epigonen gibt es einige Neumitglieder zu vermelden. Ach ja, inzwischen heißt diese Vereinigung ja FreakFolkVerein und wird zur Massenorganisation. Die Klubkarte Nr. 316 geht an LAS MALAS AMISTADES aus Bogota, deren "Patio Bonito"(Honest Jon's Records/Indigo) sich redlich bemüht "like Bogota during a very rainy month" zu klingen. Member No. 317 werden die drei BORN RUFFIANS aus Toronto, deren Farbenlehre "Red Yellow And Blue"(Warp/RTD) im Ganzen leider doch recht farblos daherkommt. Zumindest durch die sorgfältige Rhythmusarbeit aber nicht völlig überflüssig. Und den Ausweis Nr. 318 teilt sich ein schwedisches Pärchen mit dem seltsamen Namen WILDBIRDS & PEACEDRUMS. Deren "Heartcore"(The Leaf Label/Indigo) ist angenehm ekstatisch und doch beruhigend, weil bei aller Schrillheit auf altbewährten Folk-Blues-Schemata fußend.Auch die Partei der Elektrobastler vermeldet Neuzugänge: Zunächst das Kölner Duo KLANGWART, die ihr Projekt "Stadtlandfluss"(Staubgold/Indigo) seit mehr als 7 Jahren live als "work in progress" aufführen und sich nun zu einer CD-Konservierung des derzeitigen Bearbeitungsstandes entschlossen haben. Das Ergebnis changiert zwischen laut und leise, bitter und süß, harsch und harmonisch ist kurz so fließend wie vielfältig. Und dann noch die verschwörerischen TWENTYTHREES, deren Album "Bolivia"(Karaoke Kalk) sich dem entspannten Loungewippertum genauso verpflichtet fühlt wie dem schlichten Schwelgen im reinen Schönklang (gern mit reichlich Glockenspiel). "Ultra civilized electronics", denen etwas mehr Wildheit gut getan hätte.
Sogar der sonst in Sachen qualifizierter Nachwuchs eher unterprivilegierten Metal-Fraktion wird mit TREPONEM PALs "Weird Machine"(Listenable Records/Soulfood) frisches Blut zugeführt. Der Bastard aus IndustrialMetal und PsychoNoise wird unter den Altmitgliedern von Pigface bis KMFDM sicher reichlich Zuspruch finden. Obwohl die Titulierung "Nachwuchs" bei einer Band, die seit 1989 durchaus großartige Platten produziert, natürlich sehr relativ ist. Verhaltener, aber keineswegs weniger aufregend ist der berückende Mix aus DarkAmbient, GothicPop und SymphoMetal, den die Peccatum-Dame STAROFASH auf "The Thread"(Candlelight Records/Mnemosyne) anrührt. Elegant in Schwarz, mit reichlich Abstand zu dumpfem Gruftkram und Klischee-RomantikMetal (inkl. gelungenem Kenji Siratori-Video als Bonus).
Noch weniger (im Grunde gar nichts) hat SMOKESTACK LIGHTNIN' mit Metal zu tun. Die Franken verstehen "Heads Of Agreement"(Hazelwood/Indigo) als Modern Twang bzw. Bluegrass-Avantgarde. Mir ist das trotzdem zu brav und langweilig. Irgendwann mußten die Hohepriester des Stoizismus bei Hazelwood ja auch mal einen Fehler machen. Dabei zeigen TOM MANSI & THE ICEBREAKERS mit "Love On The Rails"(Kartel/RTD) doch, wie schön auch das ganz und gar Unspektakuläre klingen kann. Hier siegt der Blues über den Redneck, der Kneipen-HonkyTonk über den Square-Dance und ganz sicher nicken Frank Zappa und Charles Mingus dazu gemeinsam von der Wolke. Mit Grausen wenden sich allerdings alle toten wie lebenden Jazzmusikanten ab, wenn Mainstreamfuzzi JIM BEARD seine vermeintlichen "Revolutions"(Intuition) anzettelt, denn auch ein opulentes Orchestergewand macht die schleimigen Stücke nicht anziehender.
Werfen wir lieber noch ein Auge in Richtung Weltmusik: Dort reicht das Spektrum in diesem Monat vom elektrifizierten, ziemlich verwestlichten "Ethno-Hardcore" der moldavischen Superhelden von ZDOB SI ZDUB, deren Album "Ethnomechanica"(Lawine/Sony BMG) neben einem Shantel-Remix auch ein gemeinsam mit Fürsprecher Hubert von Goisern aufgenommenes Stück enthält, bis zum sehr puristischen und bei aller konzeptioneller Strenge durchaus unterhaltsamen SchwedenFolk von SVANEVIT. Für "Rikedom Och Gavor"(Westpark Music) haben die vier ausgezeichneten Musiker sich aus der mehr als 100 Jahre alten Notensammlung des Spielmanns John Enninger bedient. Fremdartig und dabei ganz aus unserer (kulturellen) Nähe. Exotik und Exzentrik pur versprechen die beiden neuen Folgen aus Trikonts "La Paloma"-Reihe. Folge 5 ist im Grunde der Soundtrack zum Dok-Film "La Paloma - Das Lied. Sehnsucht. Weltweit" von Sigrid Falentin und Folge 6 enthält die nächsten 19 Interpretationen (darunter eine von Laurel Aitken!) des ewig gleichen und doch immer neuen, somit nie langweiligen Welthits. Variation und Repetition.
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