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QUICKSILVER

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Schön, wenn man immer mal wieder darauf hingewiesen wird, was gerade läuft: "This is a promotional copy of CAMOUFLAGE's "Relocated"(Synthetic Symphonie/SPV) muss mir aber trotzdem nicht mindestens zweimal je Song geflüstert werden - so viel Brenninteressenten wird es für diese deutlich zu banale Fassung von Synthiepop nun auch wieder nicht geben.
Die greifen vielleicht eher zu den "latin flavoured club tunes" von Session 8 der "Brazilectro"-Kompilationen (Audiopharm/SPV). 2 CDs mit fluffig dahinplätschernden Nichtigkeiten, deren Wirkung aber gerade bei sommerlichen Witterungszuständen nicht ausbleibt.
In einer ähnlichen Liga spielen PENCILBRAIN, wenn sie auf "Come For Me"(Pencilbrain/Our Distribution/Soulfood) Hip-Hop, Funk, Rock, Dub und NuJazz fusionieren. Die Zutaten hat das Info brav aufgezählt, das Ergebnis ist etwas beliebig, aber auch sehr sommerkompatibel.
Dabei könnte man sich auch von Altmeister CHICO BUARQUE den Popo schütteln lassen. Weil die Sambas und Bossas auf "Carioca"(Discmedi/Indigo) aber nicht so straight grooven, wie's die westlichen Tanzböden mögen, sondern Buarque die feine traditionelle Rhythmik Brasiliens weiterentwickelt und mit seiner zartschmelzenden Stimme umschmeichelt, werden hier (wieder nur) Connaisseure hellhörig.
Die kennen dann vermutlich auch die japanischen PASCALS. Die begannen mit Hommages an Pascal Comelade, haben sich mittlerweile aber beträchtlich weiterentwickelt und so versprüht "Dodesukaden"(Label Bleu/Rattay) nicht nur schon im Titel beträchtlichen (Wort)Witz, sondern auch die 11 Stücke sind im besten Sinne Bastarde. Sogar "Carmen" muss bei den Pascals dran glauben.
Genauso sympathisch krank sind deren Landsleute mit dem ulkigen Projektnamen (Achtung, Gänsefüsschen sind sehr sinntragend!) SOIL & "PIMP" SESSIONS. Die vergreifen sich auf "Pimp Master"(Compost/Groove Attack) allerdings eher an Jazz der New Yorker Spielweise und das sehr, ähm, arschtretend. Wenn manche "Beastie Boys of Jazz" zu ihnen sagen, dann liegen die nicht ganz falsch.
Machen wir einen kleinen Schwenk in zum Obskuren: etwa zu JOSEPHINE FOSTER. "A Wolf In Sheep's Clothing"(Locuste/Cargo) packt den Ansatz, sich mal wieder mit deutschem (Kunst)Liedgut zu befassen (vgl. Bobo) ganz anders an. Als Amerikanerin dem Deutschen vermutlich nicht mächtig, spielt sie Schubert, Schumann, Wolf und Brahms als Anti-Folk-Balladen mit Gary-Lucas-Gitarre und schauerlich schönem Sirenengesang. Gewöhnungsbedürftig, aber keineswegs uninteressant.
Oder die Leute, die schon seit einigen Jahrzehnten als Klangcollagisten und Soundterroristen so einige Hörbiografien begleiten (z.B. meine): M.S. WALDRON/STEVEN STAPLETON/S.B.SIGMARSSON/JIM HAYNES/R.K.FAULHABER - alle folgten dem Ruf des Surrealen und schrieben Musik für "The Sleeping Moustache"(The Helen Scarsdale Agency/Drone). (Wider)Setzungen aus Sinustönen, Bandschleifen und jeder Menge Sub(kon)text. Auch artwork-technisch (trotz banaler Plasthülle) eine Reminiszenz an die gute alte Zeit (nur wär's damals vielleicht als Kassette erschienen).
Ganz und gar anders als alles andere dann die Sprechplatte aus dem Hause Ipecac/Soulfood: "Final Relexation" verspricht die endgültige Erlösung von jedwedem Stress und Ungemach, allerdings wird es für den esoterisch veranlagten Hörer am Ende vermutlich etwas schmerzhaft, wenn er die Hinweise des GOLDING INSTITUTE (aka. Gregg Turkington/Brendan Walls) gar zu ernst nimmt.
Da ist der Humor der CUBAN BROTHERS alltagstauglicher, auch wenn ich von deren angeblich spektakulären Shows in UK noch nix mitgekriegt habe. Schmierige Pseudo-Latinos aus Schottland, mit dreist gefakten Biografien und einem irgendwie sympathisch schlechten Musikgeschmack präsentieren auf gleich zwei CDs ihre Lieblingsstücke von "A to Z"(Sunday Best/Roughtrade). Dabei sind George Kranz und Imagination, Naughty By Nature und das Yellow Magic Orchestra, also quasi alles.
Auch alles, aber ganz anders, gibt‘s auf der CD zum Festival "Masala Weltbeat No.3"(flow.fish/NRW). Das Programm ist sehr bunt, was aber auf den Bühnen Hannovers dann Abwechslung bedeutet, kippt beim Hören daheim leicht in‘s Beliebige. Dabei sind die Werke der vertretenen Künstler jeweils für sich durchaus spannend, die enorme Spannweite von Fado über Afro-Pop und Klezmer-Jazz bis Rai und Joik dann doch etwas übertrieben. Aber als Andenken sicher sehr gefragt.
Schnitt - wir kommen (zurück) zum experimentellen Rock. OM ist ein Duo, das sich aus der Rhythmusgruppe der Stoner-Legende Sleep rekrutiert und mit "Conference Of The Birds"(Holy Mountain/Cargo) ein Album vorlegt, das durchaus in der Tradition von PostRock steht, aber auch Elemente von Drone und sogar Metal integiert. 2 jeweils etwa 1/4-stündige Stücke, die - mit Dutzenden von Sprungmarken versehen - den Hörer tatsächlich in so etwas wie einen Gitarrensumpf ziehen. Dabei spielen die beiden nur drums und Bass.
In eine ähnliche Kerbe haut ein weiteres Duo. BAGIO kennen ganz aufmerksame schon von ihrem letztjährigen Debut, nun kommt mit "Bagio II"(Fidel Bastro/Broken Silence) was edel verpacktes, streng limitiertes. Musikalisch stehen die Hamburger(?) zwischen Mutter und Abwärts (aber irgendwie als Jazz) und das ist kein übler Fleck. Sowas erschien früher bei SST oder Enemy und spielte in der Knitting Factory. Die Einbindung des normalen Musikerwahnsinns (Ich will sie für meine TV-Werbung buchen!) und energischer Sklavenhändlertelefonate (Fristlos) machen den Anker im Jetzt fest.
Damit schnell noch zur Elektronik: ARLING & CAMERON können feine sanfte, aber auch vertrackte akustische Elektropopsongs machen, die sehr schnell zu guten Freunden werden. "Hi-Fi Underground"(Challange/Sunny Moon) ist eine charmante Platte, der man viele Hörer wünscht.
Ebenso PETER PRESTO, der findet "Schön, dass du mal wieder reinhörst..."(Pingipung/Kompakt). Das Rezept mit den uralt-Synths und der zischel-beat-box ist bewährt und wird hier in lustig titulierten Stücken weiter perfektioniert. Ohrwürmer sollten so simpel sein.
Viel strenger das kryptische "A Post-Fordist parade In The Strike Of Events"(Baskuru) vom Italiener mit dem noch rätselhafteren Namen (ETRE). Den aus virtuellen Quellen destillierten Elaboraten fehlt jedoch bei aller Kunstfertigkeit ein wenig das Besondere.
Letzteres erwartet bei den Oldtimern vom FRONTLINE ASSEMBLY ja gar keiner, hier will man mit ordentlichem EBM-Zeugs zugeknallt werden. Das können die 3 immer noch, man höre "Artificial Soldier"(Metropolis/Alive) also laut und am besten in einem der einschlägigen Klubs.
Der Perkussionist MARCIO DOCTOR hat für eine Kampnagel-Theaterperformance eine ganz furiose Musik komponiert, die tatsächlich zu schade für flüchtiges Einmalhören ist. Zum Glück gibt‘s "Idyllen"(Schoener Hören Music/NRW) nun auch auf CD - keine Ego-Spielwiese eines freidrehenden Trommlers, sondern sehr konzentrierte Stücke zwischen Jazz, Neuer Musik und Elektronik, die Jandls Gedichte über deren ohnehin reichlich vorhandenen Witz hinaus mit Sicherheit noch um eine weitere Dimension bereicherten.
Wirklich nur "aua!" fällt mir abschließend ein zu "Sex i.o.t."(TP9 Records) von FEINTON. So interessant und aussergewöhnlich die Besetzung mit Marimba, Bass, Klarinette, Akkordeon und Gesang ist, so langweilig leider das Ergebnis bei diesem Overflow von Covern eigentlich ganz brauchbarer Musiker (u.a. Waits und Frith).

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