Wer ist Jens Söring? Wer die Berichterstattung rund um juristische und kriminologische Fälle mit deutscher Beteiligung in den letzten drei Jahrzehnten verfolgt hat, sollte ihn kennen. Den hochbegabten Diplomatensohn, der es sich auch heute noch nicht verzeihen kann, in die Falle seiner großen Liebe Elizabeth Haysom getappt zu sein. Der glaubte, der Diplomatenstand seines Vaters würde ihn unangreifbar ja 'unsterblich' machen. Der glaubte, das Umgehen der Todesstrafe in Virginia würde ein erster Schritt in Richtung Freiheit sein. Der glaubte, es wäre ein guter Schachzug den Mord am Ehepaar Haysom zu gestehen, um Elisabeth vor dem elektrischen Stuhl zu bewahren, um dann später seine Unschuld zu beteuern. Jens Söring ist der vermeintlich tragische Held, aus dessen Perspektive die Zeit von seiner Bekanntschaft mit Elizabeth bis heute erzählt wird. Zudem ist er ein ziemlich aktiver Autor, der aus dem Gefängnis heraus u. a. für die Süddeutsche Zeitung schrieb, aber auch bereits sieben eigene Bücher veröffentlicht hat. Was macht den vorliegenden Film dann sehenswert (und das ist er in der Tat)? Sehenswert nicht nur für den „Freundeskreis Jens Söring“, sondern auch für neutral eingestellte Kinobesucher? Die schier kafkaeske Willkür des amerikanischen Rechtssystems, hier am Beispiel von Virginia. Der Umgang mit Zeugen, Beweisstücken, Geschworenen, offensichtlich voreingenommenen Richtern, Angeklagten und die Zustände in amerikanischen Gefängnissen. Und die unversöhnliche Haltung eines ganzen Staates gegenüber der anfänglichen Arroganz eines jungen Mannes, der, beflügelt durch die Illusion bedingungsloser Liebe und Leidenschaft, eine große literarische Geschichte interpretieren wollte, doch statt wie angedacht zu „A Tale of Two Cities“ von Charles Dickens, wohl eher zum Höhenfluges des Ikarus gegriffen hat. Schlussendlich sind es vielleicht auch die „berühmten letzten Worte“ eines hochintelligenten Mannes, der das beste aus seiner Situation machen will, solange man ihn noch lässt.
DE 2016, Regie: Markus Vetter und Karin SteinbergerProtagonisten: Jens Söring, Gail Marshall, Tom Elliott u.a.
Kinostart: 27.10.2016
Weitere Infos: www.das-versprechen.de
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