Ventil Verlag, 110 S., 10,00 EUR
Schon in Testcard #20 forderte Schneider eine "Ästhetik der Verkrampfung", die in den Spezifika deutscher Popkultur (bzw. deren grundsätzlicher Unmöglichkeit) gründet. Der Grundgedanke stammt von Knarf Rellöm und ist - das unterstreicht dieser für die Reihe "testcard Zwergobst" erweiterte, präzisierte Essay - ebenso provokant wie richtig. Seit Ende der 50er war das Bekenntnis zu Elvis, Beatles, Grateful Dead et al. stets auch ein (manchmal kleines) Bekenntnis zu einer Gegenposition ("Popkultur zeigte der deutschen Jugend, dass es etwas Besseres gab, als FlakhelferInnen der Schuldabwehr zu werden"). Mit Post-Punk verstärkten sich die Reibungen - und dann kam '89: Wir glaubten wieder "wer zu sein" und auch musikalisch reckte das Grauen stolz seinen Kopf: selbst jenseits reiner Dummheit (Frei.Wild und Allerseelen wären zu leichte Gegner) und Heinz-Rudolf Grönehagen sollten Echt, Kettcar, Juli, Virginia Jetzt! oder Xavier Naidoo als Beispiele reichen. Scheider verordnet als Gegenmittel eine bewusste und betonte "Sekundarität", das "Fremdwerden in der eigenen Sprache", Widerstand gegen "den Entkrampfungsbefehl der Berliner Republik". Bleibt zu hoffen, dass die Kur wirkt.Weitere Infos: www.testcard.de
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