QUICKSILVER
DAN DEACON, dem wir schon einige recht angenehme musikalische Momente verdanken, will mit "AMERICA"(Domino/RTD) zuviel. Wie das Land hat diese CD ihre großartigen Momente, der heftige opener z.B. oder die 4-teilige, minimal-geschulte "USA"-Suite. Es gibt aber leider auch längere innovationsfreie, nur noch bemüht experimentelle Phasen . 3Da ist mir die kontinuierliche avantgardistische Verträumtheit von Kranky-Urgestein LOSCIL lieber. Die 9 ambientig-hallenden "Sketches From New Brighton"(Kranky) wurden von Taylor Dupree geistesverwandt produziert. 4
MINOTAUR SHOCK setzen mit "Orchard"(Morr/Indigo) auf die Balance aus Elektronik und (Pseudo?)Akustischem. Es flirrt und trötet instrumental aus allen Richtungen, manchmal gar aus zu vielen zugleich. Dabei kann er's auch richtig spannend, z.B. im flotten "Westonbirt". 3
Mit starkem 80er/90er-Bezug starten TEEN "In Limbo"(Carpark/Indigo). Diverse Schichten dramatischer Synths, nettes Elektroquietschen und leicht unterkühlter Lo-Fi-Popgesang - fertig ist eine von Sonic Boom (Spacemen 3!) produzierte knappe Stunde guter Unterhaltung. 4
Auf etwas andere Art ist SIZARR den 80ern verpflichtet, denn "Psycho Boy Happy"(Four Music/Sony) erinnert deutlich an Kate Bush in deren "Cloudbusting"-Phase. Weniger von der Stimmlage her (denn hier singt ein junger Mann), als vom Sounddesign - nicht schlecht. 3
In der DeMo-Falle stecken STRANGERS auf ihrer digitalen EP "Safe/Pain"(Beatwolf Rec.). Konsequenterweise covern sie dann auch noch den alten ElektroDisco-Knaller "Shout", ohne aber jemals wirklich zu versagen. 3
Und dass sogar die SOFA SURFERS im Grunde Kinder der 80er sind, ist mir auch erst bei "Superluminal"(Monoscope/RTD) klar geworden. Denn wenn das nicht nach Latin Quarter und sogar REM klingt, weiß ich auch nicht. 3
Da ist der freundliche ElektroPop von SUE auf "You"(Z-Music/Broken Silence) - ha! reimt sich! - beinahe interessanter. Hier wird nichts neues erfunden, aber das Bekannte durchaus brauchbar angewandt. 4
Ernsthaft spannend wird's aber erst wieder bei MISUK, denn die Augsburger Band um Eva Gold orientiert sich nicht nur im Namen an Brecht, sondern vertont auf ihrem gleichnamigem Debut (Schaf Rec./Broken Silence) gleich mal locker und wirklich gelungen 10 Brechtsongs als Pop. Dass sie dabei das Schnarrende genau wie das Schwüle vermeiden, ist nicht hoch genug zu schätzen. 5
ANTHONY REYNOLDS war Kopf der von mir sehr verehrten Jack. Inzwischen ist er mit seinen Klangspinnereien so weit in unerforschtes Terrain vorgestoßen, dass er am anderen Ende der Welt wieder auftaucht und auf "A World Of Colin Wilson"(Rocket Girl) Texte dieses englischen Schriftstellers vertonte. Nicht ohne Anspruch, das. 4
Mal zwischendurch, weil passenderweise ohne tieferen Anspruch: FRAU FREITAG hat(te) mit ihren den - nunja - anstrengenden, aber (Hallo Klischee!) auch sehr erfüllenden Alltag einer Lehrerin an einer migrantenlastigen Hauptschule mehr oder minder lustig beschreibenden Anekdoten auf dem Buchmarkt einigen Erfolg. "Chill Mal, Frau Freitag" und "Voll streng, Frau Freitag"(HörbuchHamburg) gibt's auch von Carolin Kebekus nicht schlecht, aber recht abwechslungsfrei gelesen als Hörbücher. 2
Auf in die weite Welt: Die DEBO BAND wagt auf der seltsamerweise auf Sub Pop/Cargo erscheinenden "self-titled" CD den Spagat von äthiopischem JazzFunk zum beinahe Klezmerhaften. Gut eingespielt machen die Boys & Girls um Saxophon-Mann Danny Mekonnen einen ordentlichen Job. 4
Auch auf dem Piranha/Alive!-Sampler "Orient Noir" finden Tradition und Hedonismus zueinander. Von Watcha Clan über El Médioni und Fadl bis Klezmatics ist es kein Katzensprung, trotzdem vertragen sich auf dieser wundervollen Platte alle und vielleicht ist das für manchen ja Anlaß, tiefer in die spannende Welt orientaler Musik einzutauchen. 4
Ganz traditionell brasilianisch-jazzig gibt sich ANNE FLORENCE SCHNEIDER auf "Donaflor"(Unit). Groove und Scatgesang überraschungsfrei, aber in guter Qualität. 3
Auch PIA FRIDHILL fand auf "My Swedish Songbook"(www.piafridhill.com) eine schöne Balance aus (konservativem) Jazz und Folklore. 3
Etwas bemühter wirken da die vielen Kostproben globaler Volksmusik, die das Kölner Gitarre/Geige-DUO TOPOLINO auf "La strada dei colori"(Westpark) serviert. Hier wäre die Beschränkung auf weniger sicher mehr gewesen. 2
Dann lieber nochmal nach Schweden und zum Jazz. MARTIN TINGVALL ist ein traditioneller Jazzpianist, der mit "En ny dag"(Skip/Soulfood) nicht nur ZEIT-lesenden Studienräten Freude bereiten dürfte. 3
Wer das mag, ist vielleicht auch offen für klassische(re) Töne: ERNST TOCH war ein durchaus auch an Strawinsky geschulter Österreicher, dessen "Bunte Suite/Mozart Transcriptions/Cello Concerto" auf einer wirklich schönen CD zusammengefasst wurden. 3
Und gerade Einsteigern ganz unbedingt zu empfehlen sind die 2CDs mit "Musik der Wiener Hofkapelle"(beide Crystal/Delta Music): u.a. Mozart, Haydn, Fux, Schubert und Bruckner geben einen ersten, vom WDR-Rundfunkorchester sauber eingespielten Einblick in diese entdeckenswerte Welt. 4
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